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                     Die Tage vergingen und ich konnte nicht aufhören über jene Nacht zu denken. Egal was ich tat, Ethans Augen gingen mir nicht aus meinem Kopf. Ich verfluchte mich jeden neuen Tag dafür. 

                     Heute verbrachte ich meinen Tag im Restaurant und half in der Küche oder als Kellnerin aus. In diesem Sommer war unser Restaurant, wie auch in vielen Sommern davor, der Hotspot am Harbor. Weswegen die Freundin meiner Mutter jede Hilfe brauchte. 

                     Viele unserer Kunden waren jahrelange Stammgäste. Was auch der Grund dafür war, dass sie meine Mutter und mich kannten. Kein Tag verging, an dem mich keiner fragte, wie es mir seit dem Tod meiner Mutter ging. Natürlich log ich, da ich absolut keine Lust hatte meine Trauer mit wildfremden Menschen zu teilen. Eigentlich zeigte ich sie gar keinem.

                     Die letzten Tage fühlte es sich so an, als würde Ethan Lewis meine Gegenwart meiden, denn seit jenem Abend sah ich ihn gar nicht mehr. Ich wusste dennoch, dass er sich auf der Insel rumtrieb. Vielleicht bereute er die Worte, die er mir offenbarte? Später erfuhr ich auch den tatsächlichen Grund. 

                   Nach meiner Schicht an diesem Abend war ich einfach nur glücklich das Restaurant zu verlassen - es gab keine Minute, an der ich still stand. Aus diesem Grund konnte ich es kaum erwarten meine Sachen zu packen und nachhause zu fahren. Die jährliche Kunst-Ausstellung am Pier jedoch ergatterte meine Aufmerksamkeit. 

                  Mom liebte diese jedes Jahr. Lokale Hobbykünstler stellten ihre wundervollsten Werke zur Schau. Der ganze Pier war voll mit kleinen, offnen Zelten während unzählige von Laternen den Weg beleuchteten. Jedes Jahr kaufte meine Mutter eines der Bilder und fand entweder einen Platz in unserem Zuhause, im Restaurant oder in der Eisdiele dafür. 

                 Dieser Tag hatte etwas Magisches an sich. Vielleicht waren es die Laternen oder das Rauschen des Meeres und vielleicht war es doch die Straßenmusik - doch irgendetwas zog mich an. 

                Mit meinem Rucksack schlenderte ich durch die Ausstellungen und betrachtete jedes Werk. Hin und wieder unterhielt ich mich mit einigen Aussteller und informierte mich über die Hintergründe von Werken, die mir besonders gefielen. 

                Als bereit war zu gehen und mich auf den Weg zu meinem Auto machte, sah ich wie Ethan Lewis ein Gemälde in seinem Auto verstaute. Damals wusste ich es nicht, doch ich hätte gegen meine innere Stimme handeln sollen. Doch an jenem Tag schrie irgendetwas in mir nach Ethan Lewises Nähe. 

               "Ich hätte nie gedacht, dass du auf Kunst stehst", sagte ich und ging auf Ethan und sein Auto zu. Ohne auch ein Wort von ihm, spürte ich, dass zwischen uns eine komische Spannung war. Vielleicht, weil ich wusste was er an jenem Abend zu mir sagte und vielleicht, weil er sich erinnern kann, was er mir offenbarte. 

               "Tue ich auch nicht", lachte er und schloss die Türen seines Autos und sah dann nur kurz zu mir. "Der Geburtstag meiner Mutter ist demnächst und ich habe mir gedacht, dass sie sich über ein weiteres Gemälde freuen würde." Ethan nahm sein Handy aus seiner Hosentasche und tippte eine Nachricht, während ich unbeholfen neben ihm stand. 

               Ich wusste nicht wieso ich es tat, doch ich fragte ihn: "Hast du vielleicht Lust mit mir eine Runde am Pier zu drehen? Ich bin gerade eben mit meiner Schicht fertiggeworden und möchte noch ungern nachhause." 

               Für einige Sekunde starrte er in die Luft. Ethan Lewis dachte über Etwas nach - es fühlte sich so an als würde ihn Etwas zurückhalten. In diesem Moment wünschte ich mir Nichts mehr als zu wissen was in seinem Kopf vor sich ging. 

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt