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                   An jenem Abend schlief ich bloß nur zwei Stunden, da ich den Rest damit verbrachte zu weinen. Den Schmerz in mir konnte ich nicht erklären - ich war hin und her gerissen zwischen den Gefühlen, die ich für Ethan verspürte, und die Wut, die ich ihm gegenüber verspürte. Es war kein Geheimnis mehr, ich liebte Ethan Lewis. Ich liebte ihn so sehr, dass die Gefühle mich drohten umzubringen. Auf der anderen Seite hasste ich ihn, da er das Restaurant meiner Mutter in den Schmutz zog und offensichtlich ihren Wunsch nicht genug respektierte. Er wusste, dass meine Hände in den nächsten Jahren gebunden waren und doch entschied er sich dafür mich in so eine Situation zu bringen. 

                 Am nächsten Morgen nah ich eine lange, heiße Dusche und trug sehr viel Make-up auf um meine Tränensäcke und Augenringe zu verstecken. Die Arbeit lenkte mich erneut von meinen eigentlichen Gefühlen ab und sorgte dafür, dass ich nicht in Selbstmitleid versank. Ethan Lewis sah ich die nächsten Tage nicht und vielleicht war es auch besser so. Denn die nächste Tage gab es erneut bloß nur die Eisdiele, das Restaurant und mich. 

               Die ganzen Tage versuchte ich von meinen Gefühlen und dem Schmerz in mir zu Entkommen. Ich dachte, wenn ich es ignorierte, würden All diese Dinge in mir schon aufhören. So naiv wie es klang, doch ich dachte der Schmerz in mir würde vergehen und die Gefühle würden verschwinden. Genau dieser Punkt war falsch, als ich Ethan Lewis nach den Tagen wieder sah, holte mich jedes einzelne Gefühl wieder ein. 

             An einem Freitagabend überredeten mich meine Freunde, inklusive John, auf eine Strandparty mit ihnen zu gehen. Keiner von ihnen wusste von meinem Herzschmerz Bescheid. Ich dachte, ich müsste es ihnen nicht erzählen, weil ich keine Hilfe braucht - doch in Wahrheit wollte ich die Nacht und den Streit in meinem Kopf nicht wieder erleben. Ich wollte es einfach nicht Revue passieren lassen. 

            "Ich hole dir einen Drink, Kate. Wir müssen diese Gedanken für einen Abend stilllegen", lächelte John mich an und tippte leicht auf meine Stirn. Auch nach diesen Jahren und den Herzschmerz, den ich ihm zufügte, konnte er noch immer meine Gedanken lesen. 

             Fühlte er damals genau dasselbe? Machte er genau diesen Schmerz, den ich derzeit verspürte, ebenfalls durch? Wie konnte ich ihm jemals so weh tun? "Okay", war Alles, was aus meinem Mund kam. Ich folgte John durch die Menge bis zur Bar. John überreichte mir nach wenigen Minuten eine Flasche Bier und stieß mit mir an. "Mögen die Gedanken über das Restaurant und die Eisdiele für diesen Abend verschwinden - Prost!", lachte er. 

          Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln und nahm dann einen großen Schluck aus meiner Flasche. John unterstützte mich schon damals, wenn es um das Vermächtnis meiner Mutter ging. Er stellte meine Entscheidung nie in Frage und respektierte diese. Vielleicht lag es auch bloß nur daran, dass ich ihm von meinen eigentlichen Wünschen nie erzählte. Ethan Lewis war bis heute der Einzige, der wusste, dass ich insgeheim dieses Leben nicht wollte. Nur er wusste, dass ich mich nach einem anderem Leben sehnte. 

               Während John vor sich hinsprach, sah ich ihm leicht über die Schulter, da eine Person innerhalb von wenigen Sekunde meine Aufmerksamkeit erlangte.  

                Ethan Lewis. 

                 Im ersten Moment beobachtete ich wie er gelassen durch die Menge ging und mit zwei seiner Freunde sprach. Ethan Lewis schüttelte die Hand von mir wildfremden Menschen und fing  lachend Konversationen an. Seine Haare waren, wie sonst auch, perfekt gemacht während sein schwarzes T-Shirt ihm wie angegossen passte. Aus dieser Entfernung sogar erkannte ich seinen perfekt, trainierten Oberkörper. In diesem Moment konnte ich nicht anders, als an jene Nacht zu denken. An die eine Nacht, als ich über jeden einzelnen Muskel strich und seine sanfte Haut küsste. Bei den Erinnerungen an die intimen Momente die wir in jener Nacht hatten, breitete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen aus während sich eine leichte Hitze auf meinen Wangen bemerkbar machte. 

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt