Der 4. Juli ist der Nationalfeiertag für die Vereinigten Staaten Amerikas. Und diesen feierten wir - Amerikaner - sehr groß. Von den tollsten Feuerwerk-Shows bis zu den größten und lautesten Partys. Mein Dad bestand in diesem Jahr darauf, dass ich den 4. Juli mit meinem Freund - John - verbringen sollte. Anfangs wollte ich ihn nicht an diesem Tag alleine lassen, weil es der erste 4. Juli ohne Mom war. Dad versicherte mir, dass er bei Freunden eingeladen war und ich mir keine Sorgen um ihn machen soll.
John und ich besaßen nicht gerade große Pläne für diesen Tag. Wir verbrachten den Abend bei mir zuhause - ich kochte Abendessen für uns und später sahen wir uns das spektakuläre Feuerwerk am Strand an. An diesem Abend küsste mich John das erste Mal.
Irgendwie fühlte ich mich schlecht. Nein, nicht aufgrund des Kusses - dieser war mehr als nur wundervoll. Doch in mir war dieses miese Gefühl. John zeigte mir ständig seine Gefühle, während ich ihm noch nie sagte, wie ich über ihn fühlte - die Sache war, dass ich damals selber nicht wusste wie ich über ihn fühlte. Ich genoss seine Gesellschaft und während dem Kuss spürte ich ein leichtes Kribbeln, doch das war es auch. Seit dem Tod meiner Mutter wanderte ich ziellos durch die Gegend und dann kam John. Der perfekte Freund. Während ich eine miserable Freundin war, die nicht einmal wusste, was sie fühlte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich bloß nur seine Zeit verschwendete. Natürlich sagte ich ihm Nichts davon.
An diesem Abend drehte ich meine gewohnten Runde mit Clancy. Meine Gedanken schweiften immer und immer wieder zu dem Kuss. John hätte keinen besseren Moment auswählen können. Und irgendwie war ich dann doch froh, dass er mich küsste. Lächelnd ging ich auf unsere Haustür zu.
"Toller Abend?", hörte ich im nächsten Moment jemanden von der anderen Seite sagen. Sofort drehte ich mich um und sah wie Ethan Lewis große Müllsäcke wegschmiss. Ich ignorierte ihn.
Clancy machte ich von seiner Leine los und ließ ihn durch die Haustür rennen. Bevor ich jedoch die Tür schließen konnte, wurde ich an meinem Arm gepackt. "Katelyn?"
Ich drehte mich um und sah ihm in diese blauen Augen. Doch anders als sonst, sahen sie heute viel dunkler aus. Ethans Augen strahlten nicht so wie sonst. "Was?", gab ich schnippisch zurück und befreite mich von seinem Griff.
"Es tut mir so leid", seine Gesichtszüge wurden viel sanfter. Und ich wusste an wen er dachte. Mom.
"Lass mich in Ruhe", gab ich ihm einen bösen Blick und ging in mein Haus. Ethan folgte mir. "Hast du mich nicht gehört? Ich möchte, dass du mich in Ruhe lässt", forderte ich ihn auf zu gehen.
"Ich wusste es nicht Kat", schloss er die Tür hinter sich und kam mir näher. "Ich wusste nicht, dass sie gegangen ist."
Meinen Kiefer spannte ich an und kämpfte gegen meine Tränen. Ethan Lewis durfte nicht die Person sein, vor der ich das erste Mal weinte. Doch in dem Moment überkamen mich alle Emotionen. Gefühle, die ich die ganzen Monate unterdrückte und aus unerklärlichen Gründen brachte er diese immer hervor. "Was dann?", fragte ich in einem sanfteren, doch wütenden Ton. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
"Dann wäre ich gekommen", flüsterte er leise und bemerkte meine Tränen. "Katelyn", meinte Ethan sanft und kam einen Schritt näher.
Doch ich ging einen zurück und schüttelte meinen Kopf. "Bitte geh Ethan", flehte ich ihn schon wortwörtlich an. Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten. Mit 17 Jahren weinte ich das erste Mal vor einer anderen Person.
"Ich kann nicht", versuchte er erneut einen Schritt auf mich zuzukommen.
"Ach nein? Du bist sonst auch gut im Verschwinden", überkam mich jegliche Wut. Die Sache war, dass ich nicht einmal so wütend auf ihn war. Ich war viel mehr wütend auf mich, dass ich mich überhaupt in so einer Situation brachte. Wütend auf die Welt, dass ich mit 17 Jahren so einen Schmerz verspüren musste. Sauer auf Alles und jeden. "Hau ab!", schrie ich ihn nun an.
"Kat" seine Stimme blieb ruhig, worauf er nach meiner Hand griff.
"Hau ab!", brüllte ich erneut und schlug ihm mit meiner anderen Hand auf die Brust. "Ich möchte, dass du verschwindest - ich will dich nicht hier haben Ethan!", schrie ich weinend und schlug ihm immer und immer wieder gegen die Brust.
Ethan schnappte nach meiner andern Hand und hielt sie fest in seiner. Er sah mir zwischen meinen Augen hin und her. Während ich weinend vor ihm stand, erkannte ich, dass das Dunkle aus seinen Augen verschwunden war. Das Eisblaue war wieder zurück. "Kat", sagte erneut bloß nur meinen Namen. Ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen, doch er blieb standhaft.
"Ich will alleine sein, bitte", weinte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust. "Ich möchte doch einfach nur alleine sein." Sein Herz schlug wie verrückt unter meinem Ohr, während er mich fest in seine Arme nahm. "Wieso bin ich so alleine?", stellte ich mir selber die Frage und weinte in seinen Armen. "Wo warst du? Ich habe dich so gebraucht Ethan, ich habe dich letzten Sommer gebraucht. Wieso bist du nicht gekommen?", sprach ich die ganzen Fragen aus, die ich nie aussprechen wollte.
Und das war die Nacht vom 4. Juli, an dem ich weinend in Ethan Lewis Armen war. Das war das erste Mal, dass ich vor einer Person zusammenbrach. Dieser Abend veränderte so Vieles. Seit jenem Abend war Nichts mehr so wie zuvor.
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Der Sommer gehört uns
Short StoryNach acht Jahren kam Ethan wieder zurück in Katelyns Leben. Jeden einzelnen Sommer danach rannten sie sich über den Weg. Eine Geschichte, zwei Freunde und der Sommer, der jedes Jahr ihnen gehörte. - dansxwritings Juni 2018