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              Einige Tage später verbrachte ich meinen ganzen Tag erneut in der Eisdiele meiner Mutter. Das erste Mal seit Ewigkeiten arbeitete ich mit einem Mädchen, welches stets freundlich zu mir war. Um ehrlich zu sein machte es in diesem Jahr sogar Spaß in der Eisdiele.

             Seitdem Tod meine Mutter half ihre beste Freundin Judith meinem Vater mit der Eisdiele und dem Restaurant. In dem Testament meiner Mutter stand, dass sobald ich 21 war, mir beides gehören wird. Damals war ich einverstanden damit, denn ich hatte so oder so keine anderen Pläne nach der Schule. Ich vergaß meine eigentlichen Zukunftspläne. Damals dachte ich, ich würde es schon schaffen.

            Jedenfalls verbrachte ich den ganzen Tag in der Eisdiele. Ruth, John und einige andere Schulkameraden besuchten mich täglich. Seitdem Tod meiner Mutter versuchte jeder irgendwie mit mir befreundet zu sein. Und aus unerklärlichen Gründen war ich okay damit - ich versuchte Alles mögliche um die Einsamkeit in mir verschwinden zu lassen. Jeder Versuch war vergeblich.

           "Hast du Lust heute auf die Party meiner Schwester zu kommen?", fragte mich Maureen. "Meine Eltern sind über das Wochenende weg - wir haben ein Pool, den Strand und der Freund meiner Schwester sorgt für die Musik! Ich würde mich echt freuen, wenn ich dich dort sehen würde. Ansonsten werde ich gar keinen kennen", lachte sie und machte die Theke sauber.

            "Ich hatte eigentlich Etwas mit Ruth und John vor, aber ich könnte Beide fragen, vielleicht wären sie dabei!" Schon eine Ewigkeit war ich nicht mehr auf einer Party. Vielleicht, weil ich einfach keine Lust hatte aufgrund der Situation mit meiner Mutter und, weil ich einfach ruhigere Abende mit meinen Freunden genoss. Doch aus unerklärlichen Gründen schien der Gedanke auf eine Party zu gehen gar nicht so schlecht.

            Ruth und John ließen sich überreden und mein Dad ließ mich sogar das Auto benutzen. Ich hatte das Gefühl, dass er seitdem Tod von Mom mir Alles erlaubte. Natürlich nutze ich seine Gutmütigkeit nicht aus. Irgendwann holte ich John und Ruth ab und machte mich auf den Weg zu Maureen. Sofort in den ersten Sekunden im Haus erkannten wir, dass wir die Jüngsten waren, doch es schien wohl keinen in diesem Haus zu stören.

           Maureen stellte uns ihrer Schwester und ihren Freunden vor, die uns sofort willkommen hießen und uns Getränke zum Anstoßen gaben. Da ich die Fahrerin war, lehnte ich dankend ab und sah meinem Freund und Ruth zu wie sie Becher nach Becher leerten. Stunden genoss ich die Party bis Ethan und Ava auftauchten.

           Mich störte ihre Gegenwart überhaupt nicht. Ich hasste die ganzen Gespräche der weiblichen Gäste. Mit jeder Minuten hörte ich immer mehr und mehr Geschichte über Ethan und eine Seite, die ich gar nicht kannte. "Ich glaube kein anderer Junge hat hier mehr Herzen gebrochen als Ethan", lachte ein Mädchen und beobachtete ihn und Ava. Eine Seite von mir wollte gar nicht zuhören und eine andere wollte Alles wissen. "Dabei wohnt er nicht einmal hier."

          "Kennst du die Geschichte mit Clarke und ihm?", fragte Maureens Schwester das Mädchen. Clarke war vor Jahren meine Arbeitskollegin in der Eisdiele. Maureens Schwester gewann ihre Aufmerksamkeit, worauf sie ihren Blick von Ethan nahm. "Er hat ihr damals die große Liebe vorgetäuscht um sie nur ins Bett zu kriegen. Einige Tage später war er auch mit ihrer besten Freundin im Bett - jedenfalls wurde mir das so erzählt", schüttelte sie den Kopf.

         "Hast du auch nicht vor einigen Jahren deinen Sommer mit ihm verbracht?", fragte nun ein weiteres Mädchen.

        "Wir hatten einen Sommer eine kleine Romanze, doch sobald der September kam, war er verschwunden und rief mich nie wieder an - vielleicht war das damals auch das Beste", zuckte sie mit ihren Schultern und sah nun zu Ethan und Ava. "Denkt ihr er liebt sie, oder macht er ihr Etwas vor, so wie jeder Anderen?"

         Nun sah ich ebenfalls zu ihnen. Ethan legte seine Hand um ihre Schulter und lachte vor sich hin, während sie ihm Etwas erzählte. Er schnappte sich ihr Gesicht und gab ihr einen Kuss, worauf sie leicht errötete und lächelte. Danach flüsterte er ihr Sachen zu, worauf sie beschämt ihre Gesicht mit ihren Händen verdeckte. Im nächsten Moment schubste sie ihn weg und schüttelte bloß nur lachend ihren Kopf. Ava nahm seine Hand und führte ihn in die tanzende Menge. Er warf seinen Kopf in den Nacken und folgte ihr lachend. Als sie nicht zu ihm sah, beobachtete er sie für einige Sekunden und lächelte vor sich hin.

          Im nächsten Moment spürte er Etwas. Ethan Lewis sah sich im gefüllten Raum um und erkannte John mit anderen Jungs reden. Er runzelte seine Stirn und suchte nach jemanden. Nach wenigen Sekunden fand er die Person.

          Mich.

          In diesem Moment blendete ich die Mädchen hinter mir aus. Die Musik wurde leiser während ich im Raum voll mit Menschen seine Augen auf mir ruhen sah. Diese eisblauen Augen. Augen, die ich immer und immer wieder erkennen würde. Augen, die ich in einem gefüllten Raum als Erstes finden würde. Augen, die die Einsamkeit in mir verschwinden ließen.

        Ethan Lewis starrte mich von der anderen Seite des Raumes an und ich starrte zurück. Ein viel größeres Lächeln als vor wenigen Sekunden breitete sich auf seinen Lippen aus, worauf ich ebenfalls anfing leicht zu schmunzeln. Und in diesem Moment konnte ich es nicht mehr ignorieren. Ich konnte mein Herzrasen, wenn er mir in die Augen sah, nicht mehr ignorieren.

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt