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                        "Katelyn, oder nicht?", hörte ich plötzlich eine tiefe Männerstimme hinter mir. Ich sammelte meine ganzen Emotionen zusammen, nahm einen Schluck von meinem Champagner und drehte mich um - Connor. 

Ich schenkte ihm ein falsches Lächeln und nickte. "Ethan's Stiefbruder - Connor, oder?", tat ich so als wäre ich mir nicht sicher. 

"Man läuft sich doch zwei Mal im Leben über den Weg - Prost!", klierte er sein Glas gegen meines und lächelte mich an dabei nahm er einen großen Schluck. Ich schenkte ihm erneut ein falsches Lächeln und nickte ebenfalls - mein nächster Schluck war ein viel größerer als der davor. "Ich hätte nie gedacht, dass ich dich hier sehen werde", sah er mir tief in die Augen. 

Aus irgendeinem Grund ließen mich seine Blick unwohl fühlen. "Und hier stehe ich", lächelte ich erneut falsch und sah mich nun in der Menge um. Ich wollte überall hin sehen bloß nur nicht in Connors Augen. 

Meine Augen fielen auf das Brautpaar, dass lächelnd auf der Tanzfläche mit den Gästen tanzte. Ethan schien ein Wenig anders zu sein als vor der Trauung - vielleicht hatte er bereits ein oder zwei Gläser zu viel gehabt. "Wie lange bleibst du auf der Westküste?", fragte mich nun sein Stiefbruder, worauf ich meinen Blick wieder auf ihn richtete. 

"Ich fliege übermorgen", atmete ich tief aus und nahm einen weiteren Schluck von meinem Glas. Ich konnte den Anblick vor mir nicht ertragen. Ethan so zu sehen, tat mehr weh als ich dachte. 

"Schade! Ich hätte dir sonst die Stadt gezeigt", zwinkerte er mir zu und nahm dann ebenfalls einen Schluck von seinem Glas. Ich fühlte mich von Sekunde zu Sekunde mehr unwohl. "Zurück nach Nantucket, oder hat dich dein Weg ebenfalls woanders verschlagen?", fragte er nun interessiert. 

"Ich lebe noch auf Nantucket, ja", nickte ich worauf meine Augen wieder zurück zur Tanzfläche wanderte. Tienna war noch immer in der tanzenden Menge während von Ethan jegliche Spur fehlte. "Aber ich fliege nach Boston und fahre dann zurück nach Nantucket." 

"Oh Boston?", fragte Connor interessiert und gewann erneut meine Aufmerksamkeit. Versuchte Ethan's Stiefbruder gerade tatsächlich mit mir zu flirten? "Eine tolle Stadt - was führt dich nach Boston?" 

"Mein Freund", antwortete ich und runzelte meine Stirn um ihm klar zu machen, dass ich kein Interesse an ihm habe. 

"Dein Freund?", hörte ich plötzlich eine andere Stimme neben mir sagen. Mein Herz stoppte. Diese Stimme würde ich immer und immer wieder erkennen. "Von einem Freund hast du mir noch nie erzählt." Sofort drehte ich mich um und sah ihn vor mir stehen.  

Jegliche Emotionen erweckte er in diesem Moment in mir. War ich sauer auf ihn, dass er sein Versprechen damals nie einhielt? War ich verletzt, dass er mich einfach so vergessen hat? Oder war ich glücklich, ihn endlich wieder vor mir stehen zu haben? Ich wusste es nicht. "Ethan", atmete ich tief aus und fiel ihm plötzlich in seine Arme. 

Zuerst schien Ethan überrascht zu sein, doch nach wenigen Sekunden drückte er mich fester denn je. Für die nächsten Sekunden ließen wir nicht los. Ich schloss meine Augen, während sein Geruch meine Nase erfüllte - eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus und plötzlich erwachten die Schmetterlinge wieder in meinem Bauch. Ein Gefühl, welches ich fünf Jahre nicht mehr verspürte. Ein Gefühl, welches nur er hervorheben konnte. 

Aus irgendeinem Grund ließ Ethan ebenfalls nicht los. 

Im nächsten Moment erinnerte ich mich wo wir uns befanden. Ethan's Hochzeit. Sofort löste ich mich aus seiner Umarmung und wischte unauffällig meine Tränen weg. "Herzlichen Glückwunsch", sagte ich und lächelte ihn an. 

Ethan runzelte seine Stirn und sah zwischen meinen Augen hin und her. Er erkannte in meinen Augen, dass vor wenigen Sekunden noch Tränen aus ihnen flossen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie seine Hand leicht zuckte - wollte er mir über die Wange streichen? So wie er es sonst immer tat, wenn ich weinend vor ihm stand? 

"Ethan!", rief plötzlich einer der Gäste, worauf er aus seinen Gedanken gerissen wurde. Leicht schüttelte er den Kopf und drehte sich zu den rufenden Gästen um. Ethan drehte sich erneut zu mir und sah zwischen seinen Freunden und mir hin und her. Realisierte er erst jetzt wo wir uns befanden? Woran dachte er? 

"Ethan!", rief nun seine Frau lachend seinen Namen und tanzte wie verrückt auf ihn zu. Einer seiner Freunde zog ihn plötzlich in die Richtung der Tanzfläche und schlug ihm leicht auf den Rücken. Jeder rund um ihn herum tanzte und sang lachend - sie führten ihn zu seiner Frau, worauf sie ihm einen Kuss auf den Mund drückte. 

Die Menschenmenge jubelte. 

Ethan jedoch suchte nach meinen Augen. Nach wenigen Sekunden fand er sie in der Menschenmenge. Wie auch damals in jenem Sommer, als er mich das erste Mal nach acht Jahren erkannte, formten seine Lippen meinen Namen: "Katelyn." 

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt