Am nächsten Tag wachte ich viel früher als sonst auf. Ich sprang unter die Dusche und zog mir danach meine Arbeitsklamotten an. Ohne meinen Frühstück sprintete ich aus meinem Zimmer - denn heute war der Tag. Ich wollte Ethan Lewis von meinen Gefühlen erzählen.
Ich lief aus dem Haus um dann zu realisieren, dass sein Auto nicht in seiner Einfahrt war. Dennoch klingelte ich an der Tür an und wartete einige Minuten - doch keiner kam. Im nächsten Moment zückte ich mein Handy aus meiner Tasche und suchte nach seiner Nummer. Doch auch dies war vergeblich - die Sprachbox.
Als auch die nächsten Tage das Auto nicht mehr vor dem Haus stand und ich auch keine Antwort auf meine Nachrichten bekam, wusste ich, dass Ethan Lewis nicht mehr auf Nantucket war. Er ging ohne sich zu verabschieden. Doch wieso beantwortete er meine Nachricht nicht, oder gab mir einen Anruf?
Diese Fragen beschäftigten mich die nächsten Nächte und Tage. Zuerst dachte ich darüber nach ihm in einer Nachricht meine Liebe zu offenbaren, doch ich entschied mich dagegen. Denn ich wollte es ihm persönlich sagen.
Seitdem emotionalem Gespräch mit meinem Vater, bestand er darauf, dass wir jeden Tag zusammen zu Abend aßen. Als ich an diesem Abend nach einer langen Schicht im Restaurant nachhause kam, wartete bereits mein Vater mit indischem Essen auf mich. Während wir zusammen am Esstisch saßen und aßen, erzählte mir mein Vater von seinen neusten Investitionen und über seine Kunden. So gern ich mit meinem Vater über seine Arbeit sprach, schweiften meine Gedanken erneut immer und immer wieder zu Ethan Lewis. "Alles okay, Katelyn?", holte mich Dad aus meinen Gedanken.
Sofort drückte ich meine Gedanken in den Hintergrund und sah meinen Vater an. "Tut mir leid - was hast du noch einmal gesagt?", fragte ich ihn und sah ihm dabei in die Augen.
"Ich habe gefragt wie dein Tag so war", lächelte er mich schwach an und griff danach nach der Box mit seinem Reis. "Aber dich beschäftigen wohl andere Fragen", stellte er schlussendlich fest.
"Hast du vielleicht Ethan Lewises Auto in den letzten Tagen gesehen?", fragte ich meinen Vater direkt. Natürlich wusste Dad, dass zwischen Ethan Lewis und mir Etwas war. Doch noch nie erzählte ich ihm, was tatsächlich zwischen uns lief - oder nicht lief.
Einige Sekunden dachte er nach und schüttelte dann seinen Kopf: "Ich habe sein Auto gar nicht in diesem Sommer gesehen ... wieso?", schenkte Dad mir nun einen fragenden Blick und nahm einen Bissen von seinem Essen.
"Er war hier, als du bei deiner Familie warst - er hat sich, aber nie von mir verabschiedet." Ganz so wahr war dies jedoch nicht. Ethan Lewis sagte in jener Nacht Lebewohl. Doch ich akzeptierte sein Lebewohl nicht. Jedenfalls nicht bevor er wusste, wie ich über ihn fühlte.
"Dir scheint wohl sehr viel an ihm zu liegen. Ich hoffe er weiß und schätzt es", lächelte Dad mich an und nahm nun einen Schluck von seinem Rotwein.
Leicht lächelte ich vor mich hin. Doch mein Lächeln verschwand nach wenigen Sekunden. "Nein, weiß er nicht", schüttelte ich meinen Kopf und sah dann auf meinen Teller hinab. Schon seit Minuten stach ich bloß nur in meinem Curry-Huhn herum.
"Worauf wartest du?" hörte ich meinen Vater sagen. Sofort hob ich meinen Kopf und sah ihm in die Augen.
Da mein Vater nicht über die eigentliche Situation mit Ethan Bescheid wusste, war die ganze Sache in seinen Augen sehr einfach. "Dad, es ist leider nicht so einfach", murmelte ich vor mich hin. Ethan war gar nicht mehr auf der Insel, er ignorierte meine Anrufe - was blieb mir übrig?
"Über seine Gefühle zu reden, ist nie einfach Katelyn", schüttelte er den Kopf und legte nun sein Besteck auf den Tisch, Dad lehnte sich leicht zu mir und sprach weiter: "Dennoch solltest du ihm sagen wie du fühlst. Auch, wenn er nicht mehr hier ist." Er zuckte mit den Schulter und sprach die nächsten Worte locker aus: "Dann fahr doch nach Connecticut, besuch ihn. Nimm dir Urlaub und genieße die Zeit mit ihm."
Ich soll Weg von der Insel? Für eine Woche? Noch nie verließ ich den Bundesstaat Massachusetts. Wie soll das Restaurant ohne meiner Anwesenheit laufen? Ich konnte doch nicht einfach für eine Woche verschwinden. "Dad ... Das Restaurant? Ich kann doch nicht verschwinden. Es ist Sommer."
"Katelyn", runzelte er seine Stirn. "Wovor hast du Angst?", sah er durch meine Mauer durch.
Wovor ich Angst hatte? Ich wusste es genau. Ethan Lewises Reaktion. Will er mich denn überhaupt bei sich haben? Klar, er sagte mir so oft, dass er möchte, dass ich ein Teil seines Lebens werde. Doch All das war bevor dieser einen Nacht. Was, wenn er mich nicht mehr bei sich haben wollte? Was, wenn er mich nicht mehr wollte? So viele Dinge schoßen durch meinem Kopf. "Es gibt einfach so viele Dinge", murmelte ich vor mich hin.
"Weißt du Liebes, Ängste sind da um sich ihnen zu stellen und über sich hinauszuwachsen. Packe deine Sachen, fahr dorthin und sag ihm wie du fühlst. Wenn er diese erwidert, dann könnt ihr an euch arbeiten und sehen wie ernst die Sache zwischen euch ist. Wenn er sie nicht erwidert, dann kannst du damit abschließen. So stellst du dir bloß nur Fragen über Fragen und quälst dich selber."
Ich sah meinem Vater in die Augen und in der nächsten Sekunde fiel ich ihm um den Hals. Diese Worte brauchte ich in dieser Sekunde. Mein Vater hatte Recht - mit diesen Gefühlen jetzt quälte ich mich bloß nur und stellte mir Millionen von Fragen. Ethan konnte meine Anrufe und Nachrichten ignorieren. Doch, wenn ich vor ihm stehe, wird er sich anhören müssen, was ich zu sagen hatte.
"Okay", löste ich mich aus der Umarmung.
Der Gedanke diese Insel, meine Komfortzone - meine Blase zu verlassen, jagte mir enorme Angst ein. Dazu kamen noch die ganzen Ängste die ich mit Ethans Vielleicht-Reaktion verband. Doch so lange versteckte ich mich auf Nantucket - ich ging noch nie ein Risiko ein. Doch Ethan, meine Gefühle für Ethan war All diese Risiken, Ängste und Sorgen wert.
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Der Sommer gehört uns
Short StoryNach acht Jahren kam Ethan wieder zurück in Katelyns Leben. Jeden einzelnen Sommer danach rannten sie sich über den Weg. Eine Geschichte, zwei Freunde und der Sommer, der jedes Jahr ihnen gehörte. - dansxwritings Juni 2018