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Ihr Haus war, wie auch das vieler andere, auf einem großem Hügel - etwa 10 Minuten außerhalb von San Francisco. Das Auto parkte ich eine Straße weiter und atmete noch einige Male tief durch. Ich nahm mir fest vor bloß nur für eine halbe Stunde anwesend zu sein und dann mich von Beiden zu verabschieden. Ich strich mir über meine Hosen und setzte meine Sonnenbrille auf, danach stieg ich aus dem Auto aus und machte mich auf den Weg zu Ethans und Tiennas Haus.

Ich wurde von einem Mädchen mit Champagner Gläser empfangen und in das Haus gebracht. Um einiges weniger war definitiv los, dennoch war eine Menschenmenge hier. Ich drückte mich durch die Menge und versuchte mir gleichzeitig ein Bild von ihrem Haus zu machen. Das Haus war modern in weiß-grauen Farben geschmückt. In den großen, weiß-lackierten Regalen befanden sich unzählige Bücher und Bilder von dem frisch getrautem Brautpaar. Ich versuchte diese zu ignorieren.

Freunde von Ethan, die ich damals in Old Greenwich kennenlernte, machten sich plötzlich auf den Weg zu mir. "Wie lange ist dieser Sommer schon her?", fragte ein Freund den anderen und zeigte dabei auf mich. Wir stießen zusammen an und unterhielten uns weiterhin über die letzten Jahre. Ich versuchte mir meine eigentliche Stimmung nicht anzumerken. Sahen sie denn nicht, dass ich mich nicht an jenen Sommer erinnern wollte? "So verrückt wie er nach Kat war, dachte ich tatsächlich, dass wir einmal auf ihrer Hochzeit enden", meinte plötzlich einer von ihnen. Sein Lächeln verstummte, als ihm seine Freunde plötzlich einen Blick zuwarfen.

Im nächsten Moment ruhten alle Augenpaare von Ethans Freunden auf mir. Dieses komische Gefühl war zurück. "Entschuldigt mich", meinte ich und legte mein Glas auf dem hohen Tisch neben mir. Erneut drängte ich mich durch die Menge und suche Hoffnungslos nach einem Badezimmer. Ich entfernte mich von der Menschenmenge und betrat das erste leere Zimmer, dass mir entgegen kam. Die Tür schloss ich hinter mir und lehnte mich an die kalte Glastür.

Ethans Büro.

Große, braune Regale schmückten eine Wand, während auf den anderen Wänden Zertifikate in großen Rahmen und Bilder von Freunden und Familien hingen. Ich ignorierte die Bilder und Ethans Duft, welcher in diesem Raum schwebte, und ging auf die großen Fenster und Tür, die in den Garten führte, zu. Ich öffnete die Tür und schnappte tief nach frischer Luft. Während ich die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut spürte, brachte ich meine hektische Atmung unter Kontrolle.

Als ich mich besser fühlte, drehte ich mich um und sah seinen großen Holzschreibtisch vor mir stehen. Die Bilder erweckten meine Aufmerksamkeit. Ich ging einige Schritte näher und nahm das erste Bild in meine Hand - es war ein Bild von Tienna und Ethan auf dem Strand. Er trug ein blaues, lockeres Hemd. Ethan war wie auch jeden Sommer von der Sonne geküsst, während seine Haare ihre Sommerfarbe trugen. Auf diesem Bild sah er ein Wenig jünger aus - 25 oder 26. Tienna trug ein langes, weißes Kleid und ihre langen, blonden Haare wehten in der Luft. Ethan sah mit einem breitem Lächeln in die Kamera, während Tienna ihn verliebt ansah. Das andere Bild war ein Foto von seiner Mutter und ihm - er hatte dasselbe Hemd auf diesem Foto an. Wahrscheinlich wurde es am selben Tag geschossen.

Auf dem dritten Bild waren weder seine Familie noch Tienna zu sehen. Es war ein Bild von Ethan und mir. Ein Foto, welches vor zwanzig Jahren geschossen wurde. Wir saßen vor seinem Haus auf Nantucket im Strand und grinsten in die Kamera. Wir beide trugen unsere Badesachen und hielten Eis am Stiel in unseren Händen.

Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich konnte mich an diesen Moment erinnern, als wäre er gestern gewesen. Aus irgendeinem Grund zogen mich nun die Bilder auf seiner Wand an. Unzählige Bilder mit Tienna, seiner Mutter und seinen Stiefgeschwistern hingen an dieser Wand.

Mein Herz stoppte.

Ethan besaß Fotos von uns auf der Wand in seinem Büro. Bilder, die wir in jenem Sommer, als ich in Old Greenwich war, schossen. Einzelne Tränen flossen über meine Wangen, während ich in Erinnerungen versank. Ich sah mich weiter um und bemerkte nun einige eingerahmten Zeitungsartikeln. Aus der Entfernung erkannte ich diese, doch ich konnte meinen Augen nicht glauben - ich kam ihnen näher.

Ethan besaß eine Kopie von dem ersten Bericht über das Restaurant meiner Mutter. Weitere Tränen flossen, während ich mir die nächsten Artikel ansah. Ein weiterer Ausschnitt aus der lokalen Nantucket Zeitung über das Restaurant, die Eisdiele und mich. Ethan rahmte sogar den Bericht über das zweite Restaurant in Cape Cod und über meine große Immobilieninvestition in Boston ein.

Ethan Lewis vergaß mich all diese Jahre nicht. Während ich dachte, er wäre kein Bestandteil meines Lebens, war ich noch immer eines in seinem. Zu wissen, dass ich all die Jahre noch i immer eine Chance hatte und bloß nur ein Risiko eingehen musste, machte die Situation nicht leichter. Was tat ich bloß nur hier?

Ich zog meine hohen Schuhe aus, wischte meine Tränen weg und ging erneut hinaus in den Garten. Dieses Mal entfernte ich mich von seinem Haus und fing plötzlich an zu laufen. Angekommen bei meinem Mietauto, zögerte ich keine Sekunde und fuhr zu meinem Hotel. Dort packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg zum Flughafen. Ich stornierte meinen eigentlichen Flug am nächsten Tag und buchte einen Sitzplatz im nächsten Flieger nach Boston. Ich hätte nie hierherkommen sollen.

Doch auch wie jedes andere Jahr, stand der Sommer schon nach wenigen Wochen vor der Tür. Nach fünf Jahren tauchte Ethan Lewis wieder für den Sommer auf Nantucket auf.

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt