Ich verbrachte den ganzen Abend mit John. Wir lachten, unterhielten und küssten uns unter dem zauberhaften Sternenhimmel. Das erste Mal seit langem fühlte ich wieder dieses Glücksgefühl in mir, welches die Einsamkeit von Sekunde zu Sekunde verschwinden ließ. Sie war zwar nie vollkommen weg, doch für wenige Momente vergaß ich die ganze Last, die ich auf meinen Schultern mit mir trug.
Irgendwann fuhren wir beide getrennt nachhause. Zuhause angekommen erwartete mich die gewohnte Stille - Dad war in seinem Zimmer und schlief höchstwahrscheinlich schon. Clancy kam mir überglücklich entgegen und begrüßte mich. Danach rannte er zur Verandatür und deutete mir, dass er unbedingt noch an den Strand wollte. "Natürlich", lächelte ich ihn an und öffnete die Tür. Keine zwei Sekunden später rannte er in Höchstgeschwindigkeit auf das Wasser zu. Lachend folgte ich ihm und schrieb John eine Nachricht.
Erst als ich mein Handy wieder zurück in meine Hosentasche steckte, bemerkte ich eine Person, nicht weit entfernt von Clancy im Sand sitzen. Zuerst breitete sich eine kleine Angst in mir aus, da es fast Mitternacht war. Doch es dauerte nicht lange bis ich die Person erkannte.
Ethan Lewis.
Ich kämpfte gegen meine innere Stimme und tat so als hätte ich ihn gar nicht gesehen und nahm mein Handy wieder aus meiner Hosentasche. "Kat", hörte ich nach wenigen Minuten meinen Namen. Ich schluckte stark und sah zu Ethan, der plötzlich nur wenige Meter von mir stand. Ethan war betrunken - ich konnte es an seinen Augen sehen.
"Was machst du hier ... alleine?", fragte ich sofort und sah dann zu seinem Haus - alle Lichter waren aus. Wo war Ava?
"Nachdenken", sah er mir tief in die Augen. "Oder auch nur warten."
Ich runzelte meine Stirn und schüttelte meinen Kopf: "Auf was warten?"
"Ich denke auf Dich", antwortete Ethan ohne eine Sekunde zu überlegen.
Ich spannte meinen Kiefer an und schüttelte langsam meinen Kopf. "Wie lange wartest du schon?", flüsterte ich leise die Frage. Aus irgendeinem Grund wollte ich die Antwort nicht wissen, denn sie würde mein Herz umso mehr rasen lassen.
Ohne eine Wimper zu zucken, meinte er: "Zwei Stunden."
"Ethan", murmelte ich seinen Namen und legte meinen Kopf schief. "Ich begleite dich nachhause, okay? Du bist betrunken und brauchst deinen Schlaf."
Doch er blieb wie angewurzelt stehen und schüttelte seinen Kopf. "Ich möchte aber nicht", flüsterte er nun leise.
"Ethan, bitte", flehte ich ihn leise an. In diesem Moment machte ich mir Sorgen um ihn. Es schien so als würden ihn so viele Dinge belasten. Dinge über die ich mit ihm am nächsten Tag besprechen wollte und nicht, wenn er in so einem Zustand war. Doch Ethan Lewis blieb wie angewurzelt stehen. Aus irgendeinem Grund griff ich nach seiner Hand. "Bitte Ethan", meinte ich erneut und versuchte ihn in die Richtung seines Hauses zu ziehen.
Doch Ethan war ein Kopf großer und um einiges schwerer als ich. Er bewegte sich nicht einen Millimeter. Er sah mir nicht mehr in die Augen, sondern starrte auf unsere Hände. Aus irgendeinem Grund ließ ich nicht los. "Das ist mein letzter Abend Kat."
Nun blieb ich stehen. Das war mein letzter Abend mit Ethan für diesen Sommer. Morgen machte er sich auf den Weg zu seinem eigentlichem Leben. "Du wolltest dich verabschieden", sprach ich laut meine Gedanken aus.

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Der Sommer gehört uns
Historia CortaNach acht Jahren kam Ethan wieder zurück in Katelyns Leben. Jeden einzelnen Sommer danach rannten sie sich über den Weg. Eine Geschichte, zwei Freunde und der Sommer, der jedes Jahr ihnen gehörte. - dansxwritings Juni 2018