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                     Ich starrte ihn minutenlang an während er mir die ganze Situation mit seinem Vater erklärte. Ethan erzählte mir, dass er seinen Vater nun sein Jahren anbettelte nicht das Haus zu verkaufen. Eine Zeit lang sprach er das Thema auch gar nicht mehr an, doch vor wenigen Wochen entschied sich sein Vater dafür. Sein Vater wollte ein neues Haus für seine neue Familie irgendwo in South Carolina kaufen. 

                     Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte meinen Tränen zu unterdrücken. Hieß es, dass ich Ethan Lewis nie wieder sehen werde? "Ethan-", brach meine Stimme. 

                      Er lächelte mich schwach an, während seine Augen leicht wässrig wurden. Ethan schluckte stark und atmete tief durch - er wollte nicht vor mir weinen.  Seinen Kopf legte er schief und versuchte erneut zu Lächeln, während er mir tief in die Augen sah.  "Weißt du davor dachte ich immer, ich sehe die Insel im nächsten Sommer wieder. Doch jetzt hier zu sein um Alles noch ein letztes Mal zu sehen, lässt mich erst realisieren was für wundervolle Dinge diese Insel mit sich bringt." Tief sah er mir in die Augen. Aus irgendeinem Grund wurde ich das Gefühl nicht los, dass er nicht über das Meer, die Sterne oder den Strand sprach. 

                   Einzelne Tränen flossen über meine Wangen, während ich mit einer heiseren Stimme sprach:  "Du kannst noch immer hierher kommen."

                  Er lächelte und schüttelte dann den Kopf.  "Es wäre nicht dasselbe." 

                  Ethan hatte Recht. Es wäre nicht dasselbe. Ich selber konnte es mir nicht vorstellen jemand anderen nebenan wohnen zu haben. Das Haus neben meinem war nun schon seit 13 Jahren das Haus seiner Familie.  "Es tut mir so leid", flüsterte ich leise. Wofür ich mich entschuldigte, wusste ich nicht genau. Vielleicht entschuldigte ich mich für die Entscheidung, die sein Vater traf und vielleicht auch wegen den Nächten, die wir hier auf diesem Strand weinend verbrachten - ich wusste es nicht. 

                Ethan lächelte mich erneut an und schüttelte seinen Kopf. Ich sah ihm an, dass es ihm nicht gut ging. "So oft war Nantucket meine Motivation. An Tage an denen es mir schlecht ging, dachte ich daran, dass mich jeder Tag näher zu Sommer brachte - näher zu dir." Er spannte seinen Kiefer an und schluckte stark. "Ich verfluche mich und jeden Sommer, den ich nicht hier verbrachte. Jetzt, würde ich am liebsten die Zeit zurückdrehen." 

               "Es tut mir so leid Ethan", sagte ich erneut während einzelne Tränen über meine Wangen flossen. 

               "Hey hey", er griff nach meinem Gesicht und strich mit seinen Daumen meine Tränen weg. Seine Stirn runzelte während er mir tief in die Augen sah. Mein Kopf ruhte in seinen Händen. "Katelyn, es gibt Nichts wofür du dich entschuldigen musst." 

              Ich nickte und schluckte stark. Meinen ganzen Mut sammelte ich für die nächsten Worte - so oft habe ich mir zuvor vorgestellt wie wohl dieses Gespräch aussehen wird und in dem Moment, als er vor mir stand, fand ich nicht die richtigen Worte. Einige Sekunden starrte ich still in seine Augen. "Es tut mir so leid, dass ich dich mit meinen Worten so verletzt habe. Ich habe Nichts davon damals ernst gemeint - ich ... ich wusste selber nicht genau wieso ich diese ausgesprochen habe." Ich war damals so gefangen in seinen Augen, dass ich nicht aufhören konnte zu reden. "Ich war damals so verletzt und .. ich wusste nicht wie ich mit dem Schmerz in mir umgehen sollte. Damals als ich dich gesehen habe, wie du das andere Mädchen geküsst hast ... es hat Etwas in mir ausgelöst und ich wusste, ich hatte kein Recht so zu reagieren, wie ich es tat. Denn immerhin dachtest du ich wäre noch mit John zusammen - Es tut mir einfach so leid. Du warst mein bester Freund und ich habe-"

            "Ich bin noch immer dein bester Freund", unterbrach er mich bevor ich ihm Etwas sagen konnte, was ich noch nie aussprach. In diesem Moment sah ich Ethan an, dass er es bereute mich unterbrochen zu haben. Denn er spürte, was ich sagen wollte. 

            An diesem Abend wollte ich ihm meine Liebe gestehen. Ich wollte ihm erzählen wie sehr ich ihn mochte und es eigentlich schon immer in mir war. Doch aus irgendeinem Grund wollte das Universum nicht, dass es an diesem Abend geschah. 

            Stattdessen setzten wir uns, trotz Kälte, in den Sand und sprachen über Dinge, die uns beschäftigten. Ethan Lewis öffnete sich mir erneut und erzählte mir an jenem Abend über die Probleme, die er mit seinem Vater hatte. Er erzählte mir von seinen Stiefgeschwistern und dem Thanksgiving-Fest, welches sie hier hatten. Mein bester Freund erzählte mir, dass er eigentlich nie das Fest mit der Familie seines Vaters verbringen würde. Doch in jenem Jahr wollte er es, denn er wollte mich wiedersehen. 

           Zwar gestand ich ihm in diesen Tagen nicht meine Liebe, doch Etwas viel größeres geschah. 

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt