Der Sommer gehört uns

52.

"Ich wollte zur Eröffnung in Cape Cod da sein, aber ich habe leider nicht früher von meiner Arbeit frei bekommen", kratzte er sich nun an seinem Hinterkopf. Ethan Lewis war nervös?

Der Kloß in meinem Hals wollte nicht verschwinden. "Okay", flüsterte ich leise vor mich hin. Meine Stirn glättete ich und sah dann auf meine Unterlagen - Nate wartet. Sofort machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto und warf die Unterlagen auf den Beifahrersitz.

"Kat", rief Ethan meinen Namen. Doch ich blieb nicht stehen. Wieso verstand er nicht, dass ich jetzt nicht mit ihm reden wollte? Oder besser gesagt, ich konnte nicht. Zu tief saß noch der Schmerz. "Verdammt, Kat", griff er plötzlich nach meiner Hand und hielt mich davon ab meine Autotür aufzumachen.

"Ethan, nicht jetzt", flüsterte ich leise und unterdrückt meine Gefühle. Erneut zeigte ich Ethan Lewis meine kalte Schulter und ich hatte jegliches Recht dazu. "Ich kann nicht, okay? Ich muss nachhause", sprach ich leise zu ihm dabei sah ich auf meine Hand und mied seine Augen.

"Wohnst du nicht mehr hier?", fragte Ethan plötzlich überrascht. Erst jetzt erinnerte ich mich daran, dass ich ihm nie von meinem Eigenheim erzählte. "Verdammt, wieso willst du mir nicht in die Augen sehen?", kam die nächste frage aus Ethans Mund. Er klang verzweifelt. Meine Augen wanderte zu seiner Hand, die noch immer meine festhielt. Der Ring stach mir in mein Blickfeld. Ethan schien meinem Blick zu folgen. "Der Ring macht mich nicht anders, Katelyn."

"Wieso scheint es dann so als wärst du eine komplett andere Person?", fragte ich leise und riss nun endlich meine Hand aus seinem Griff. "Ich muss nachhause", öffnete ich meine Autotür und setzte mich hinein. Ethan hielt meine Tür fest. "Ethan, ich meine es ernst. Ich muss nachhause." Meine Gedanken schweiften zu Nate, der wahrscheinlich bereits auf der Couch auf mich wartete.

"Es tut mir leid, Katelyn", entschuldigte er sich plötzlich. Er gewann meine Aufmerksamkeit, worauf ich ihm wieder in die Augen sah - ich versuchte stark zu bleiben. "Es tut mir leid, okay? Es tut mir leid, dass ich den Kontakt nicht aufrecht hielt und dich kaum anrief. Es tut mir leid, dass ich-", sah er zwischen meinen Augen hin und her. Ethan atmete tief aus und legte seinen Kopf schief: "Es tut mir so leid, Katelyn."

Tränen bildeten sich in meinen Augen. Sofort blinzelte ich sie weg und atmete tief aus. Mein Auto startete ich und sah ihm ein weiteres Mal in die Augen. "Mir auch Ethan, mir auch", schloss ich nun die Autotür und fuhr, ohne zurückzusehen, davon.

Zuhause angekommen, erwartete mich ein dunkles Haus. Leise zog ich meine Schuhe aus und brachte die Unterlagen in mein Büro, für wenige Sekunden starrte ich meinen Arbeitsplatz an. Irgendetwas in mir rief danach mich auch diesen Abend wieder in die Arbeit zu stürzen. Doch dann hörte ich den Fernseher im Wohnzimmer. Sofort drehte ich mich um und schloss die Bürotüre hinter mir - heute Abend war es Zeit Nate Aufmerksamkeit zu schenken. Meine Arbeit konnte warten. Leise machte ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer und sah ihn vor dem Fernseher sitzen. Vor ihm, auf dem Kaffeetisch, legte er zwei Gläser Rotwein, Popcorn und mein Essen hin.

Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn von hinten - Nate zuckte zusammen. "Oh Gott, ich habe dich nicht gehört", lachte er und legte seine Hände auf meine. In diesem Moment erfüllte sein Geruch meine Nase, worauf ich tief ausatmete und vor mich hin lächelte. Wieso fokussierte ich mich ständig auf den Schmerz in mir, wenn ich jemanden wie Nate, der mich tiefgründig liebt, in meinem Leben habe?

Einen sanften Kuss drückte ich ihm auf die Wange. "Es tut mir so leid", setzte ich mich nun neben ihm hin und umarmte ihn nun von der Seite. Nate schenkte mir einen verwirrten Blick und schüttelte seinen Kopf. "Weil ich kaum Zeit für dich habe und ständig mit meiner Arbeit beschäftigt bin", lehnte ich meinen Kopf auf seine Schulter.

Nate lachte und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich wusste, dass du einen stressigen Lebensstil hast, Katelyn. Ich wusste das Alles bevor ich diese Beziehung mit dir einging - du brauchst dich dafür nicht entschuldigen. Jetzt bist du hier und wir können unseren tollen Abend zusammen verbringen", strich er mir sanft über meine Wange.

Während er mir von seinen letzten Tagen erzählte, hörte ich ihm interessiert zu und aß sein Gekochtes. Danach stießen wir zusammen an und saßen eng umschlungen auf der Couch. Mitten im Film schenkte er mir plötzlich Küsse auf meinem Hals und sah mich mit seinen wundervollen braunen Augen an. "Ich bin so glücklich, dass du endlich wieder hier bist. Ich liebe dich, Katelyn."

Für wenige Sekunden erstarrte ich - diese Worte verließen noch nie seinen Mund. Nate erzählte mir vor einige Monaten, dass er noch nie verliebt war und die Beziehung zu mir seine erste ernste war. Als Antwort drückte ich bloß nur einen Kuss auf die Lippen.

Das letzte und einzige Mal, als diese Worte meinen Mund verließen, wurde ich verletzt. Ethan zog nach Kalifornien und wir entschieden uns kein Risiko einzugehen. Er fing ein neues Leben an, während ich in meinem altem gefangen war. Ethan lernte Tienna kennen, machte ihr einen Heiratsantrag und heiratete sie schlussendlich. Nun war er hier auf Nantucket, mit ihr.

Als ich Nate nach unserem Kuss in die Augen sah, brach mein Herz in tausende Teile. Erneut machte ich einer weiteren Person meine Liebe vor. Habe ich nicht aus der Beziehung mit John gelernt? Nate hatte Recht, ich war körperlich hier bei ihm. Doch mein Herz war wo anders und nicht bei ihm.