2. Kapitel - Yumah

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Hätte ich Lloyd gestern noch von Nikitas Besuch erzählen sollen? Vielleicht auch von seiner Trennung mit Elisa?

Frustriert raufte ich mir die Haare, was zu allem Übel den Schlafenden an meiner Seite weckte. Das war tatsächlich ein Nachteil dabei, lange Haare zu haben.

Sie wurden ab und an geschnitten, lagen mir jedoch immer noch wellig über den Rücken. Meistens waren sie einfach in einem Zopf zusammengefasst. Nur nicht beim Schlafen, was Lloyd jetzt zum Verhängnis wurde. Und ich hatte deswegen ein schlechtes Gewissen, wenn ich ehrlich war. Er verdiente es, an einem Samstag ausschlafen zu können.

"Was beschäftigt dich denn schon so früh am Morgen, hm?", grummelte er und schielte mit nur einem geöffneten Auge zu mir herüber. Dabei war das Grinsen auf seinen Zügen kaum zu übersehen.

Er schien es mir auf jeden Fall nicht übel zu nehmen, wie es aussah.

"Ich weis nicht", murmelte ich ergeben und ließ mich zurück in die Kissen fallen. Mein Bettnachbar sah dies als Einladung sich an meinen Hals zu schmiegen und Kreise auf meiner Brust zu zeichnen. Diese Nähe beim Aufwachen liebte ich. Vor allem Samstage, da hatte er viel mehr Zeit, die wir zusammen verbringen konnten.

Geschwind pinnte ich ihn in einer fließenden Bewegung an den Armen auf die Matraze und beugte mich hinunter zu seinem Gesicht, um ihm einen Kuss zu stehlen. Nachdem meine Zunge Einlass erhalten hatte und wir ein kleines Gefecht bestritten hatten, grinste ich bei meinem kleinen Sieg. Dann erst lösten wir uns atemlos.

Wir wussten beide in welche Richtung das Ganze hier ging.

Gerade, als ich damit beginnen wollte, Küsse auf seinem Schlüsselbein zu verteilen, hielt er mich auf, in dem er mich an der Brust leicht von sich schob.

"Zuerst möchte ich aber wissen, worüber du nachgedacht hast", befahl er und hatte ein sehr ernstes Gesicht aufgesetzt. "Du hast die Stirn gerunzelt. Genau da." Dabei tippte er mit seinem Finger auf diese gemeinte und scheinbar verräterische Stelle. "Das machst du nur, wenn dich etwas beschäftigt. Das ist zwar nicht allzu selten der Fall, aber meistens sind Ärger und Probleme dann nicht mehr fern. Sprich einfach mit mir." Auf seinen bittenden Blick aus diesen tiefen braunen Augen, seufzte ich ergeben. Außerdem wollte ich da weiter machen, wo wir aufgehalten wurden und nicht reden. Dennoch verstand ich sein Anliegen natürlich, setzte mich auf und ließ mich neben ihn in die Kissen sinken. Auch, wenn er selbst nicht mit seinen Gedanken herausrückte, wenn ich ihn danach fragte.

Wir lagen einige Sekunden still dort, ehe ich durchatmete und meinen Blick auf die Decke über uns richtete.

"Nikita war gestern hier", teilte ich ihm relativ nüchtern mit.

"Was wollte er? Ist er wieder gegangen, bevor ich da war?" Er stellte immer die richtigen Fragen, das musste man ihm lassen. Immer.

"Ja, er ist gegangen, bevor du wieder zurück warst. Genau genommen kurz nachdem du angerufen hattest, dass du bald da sein würdest." Das hatte mich wirklich verwirrt. Gerade weil Nik erwähnt hatte, dass er gerne mit Lloyd gesprochen hätte. Ein Gespräch mit mir war von ihm aus eigentlich nicht geplant gewesen.

"Und was wollte er?"

"Er hat erzählt, dass er sich von Elisa getrennt hat." Den Teil mit dem Alkohol ließ ich vorerst aus. Lloyd hatte mir auch einmal zu verstehen gegeben, dass ich nicht jedem erzählen brauchte, wenn er welchen konsumiert hatte. Es war nämlich vorgekommen, dass er das ein oder andere Mal wieder etwas zu tief ins Glas geschaut hatte. Und ich hatte da glaube ich für seinen Geschmack etwas zu viele Details an die alte Dame in der Nachbarschaft gegeben. Jedenfalls war es mir von ihm strengstens untersagt worden, ihn vor Irgendjemandem als einen Akloholiter oder so darzustellen. Egal, was es bedeutete, so viel würde ich niemals einfach über ihn preisgeben – geschweigedenn ihn in einem schlechten Licht darstellen.

LloydWo Geschichten leben. Entdecke jetzt