Ich habe eine Stimme, kannst du sie hören?

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Laut dem Kalender an unserer Küchenwand war es Dienstag, aber Lloyd hatte heute keinen Dienst, soweit ich darüber Bescheid wusste. Was für ein Dienst war überhaupt damit gemeint? Vielleicht hatte es etwas mit der Uni zu tun? Und warum führte man ihn jede Woche den ganzen Tag lang aus? Ich verstand das wirklich nicht.

Nicht jeden Donnerstag gewitterte es und auch der Montag hatte keine tiefere Bedeutung. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man am Freitag nie wirklich frei hatte – Samstage und Sonntage waren auch weder sinnvoll, noch schien am siebten Tag der Woche besonders stark die Sonne. Das Ganze war einfach nur komplett unverständlich. Wahrscheinlich war es einfach zu Hoch für mich, als das ich es verstehen konnte. Ich wusste es nicht.

Wenigstens ergab der Mittwoch ein wenig mehr Sinn, weil es schlüssig war, dass dieser der mittlere der Tage war, an denen Lloyd zum Beispiel zur Universität musste.

Doch neben der Tatsache, dass der heutige Tag der Zweite einer neuen Woche war, gab es eine absolute Besonderheit.

"Ich bin zu Hause!", erschallte es im Flur und man hörte Schlüssel klirren, sowie die Tür ins Schloss fallen. Er war endlich wieder zurück. Schließlich war es schon Abend und er kam immer so spät zurück, wenn seine letzte Lesung erst ab dem Nachmittag abgehalten wurde.

Um meine Freude nicht allzu sehr zu zeigen, stellte ich mich lediglich in den Türrahmen und schaute ihm dabei zu, wie er sich aus seiner warmen Jacke schälte. Es war der zweite Monat des Jahres und damit Winter. Dementsprechend war es frostig draußen. Und da wir kein Fell hatten, mussten wir uns Schichten von Kleidung überwerfen. Irgendwie unpraktisch.

"Ist alles okay?", fragte er beiläufig, während er mir einen Kuss auf die Wange gab und an mir vorbei ins Wohnzimmer watschelte.

"Ja, wieso?" Weiterhin versuchte ich ruhig zu klingen, musste deshalb meine Gedanken in Schacht halten, damit sie nicht übersprudelten und mich verrieten. Das wäre schade.

"Weil du so still bist", konterte er und versank praktisch in den Kissen des Sofas. Wir hatten eindeutig zu viele Sofakissen. Jetzt war es offiziell, diese Stoffteile waren zu weich und flauschig. Sie verschluckten meinen Gefährten quasi komplett. Sollte mir das Sorgen bereiten?

"Heute ist Dienstag", gab ich trocken zurück, ohne eine richtige Antwort damit zu formulieren.

"Ich weis, das ist nichts Neues." Hatte er es vielleicht vergessen? Konnte es wirklich sein?

Am Morgen hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen, da er mich nicht wie sonst geweckt hatte. Die letzten Nächte waren für mich nicht sehr erholsam gewesen, weshalb er mich weiter schlafen lassen hatte. Und das ausgerechnet heute.

"Doch, heute ist etwas Neues." Verwirrt sah er von seinem Nintendo auf, der leise vor sich hin dudelte. Es war eine verspielte Musik, die von den kleinen Boxen in den Raum entsandt wurde. Dann wurde sie ruckartig schnell und bedrohlich, als er scheinbar angegriffen wurde. In diesem Spiel ging es vorwiegend darum, dass man Kreaturen fing und man Orden sammeln musste, um am Ende der stärkste Kämpfer zu sein. Bis auf einige dieser Tiere, die äußerst merkwürdig aussahen, reizte es mich relativ wenig. Wenn ich mich damit beschäftigte, dann nur, weil ich es mochte Lloyd beim Spielen zuzusehen.

Jedoch hatte das Gerät längst nicht mehr seine Aufmerksamkeit, sondern ich, da ich mich ihm mit langsamen Schritten näherte. Ehe er sich versah, warf ich mich praktisch auf ihn, achtete allerdings darauf, ihn dabei nicht zu verletzen. Er war immer noch bei weitem kleiner als ich. Zwar nicht gerade zierlich, da er des Weiteren immer noch die Stärke von seiner Zeit außerhalb des Rudels besaß, doch nachdem ich vor einigen Monaten wieder mit dem Training begonnen hatte, wollte ich dennoch vorsichtig mit ihm umgehen.

LloydWo Geschichten leben. Entdecke jetzt