Als hätte es nur hinter der Ecke auf uns gelauert, erwartete uns das nächste Problem. Unsere Kommunikation.
Zwar sendete ich Lloyd gerade die Bilder und Szenen zu, die ich zuvor von Chenoah erhalten hatte, doch ich bezweifelte, dass sie ihn ausreichend über die momentane Situation aufklärten. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ich mein menschliches Dasein so sehr vermissen würde. Die Vorteile dieser Seite schoben sich immer weiter in den Vordergrund, machten mich tatsächlich ein wenig wütend.
Unsere Verbindung über die wir beiden kommunizieren konnten. Ohne das sie jemand stören konnte. Nur wir allein.
Generell die Sprache, die ich als andere Möglichkeit zum Ausgleich unseres Kommunikationsproblemes über unsere Gedanken genutzt hätte. All die Zeit hatte ich damit zugetragen, sie zu lernen und nun – nun schien es so als wäre alles umsonst gewesen!
Aber nein, das war es nicht. Und wenn ich in die Bernsteinaugen vor mir sah, dann würde ich auch nie wieder etwas anderes behaupten. Für ihn würde ich alles tun.
Genauso wie er für mich. Das hatte ich in der letzten Woche viel zu oft gesehen. Er würde sich sogar selbst in Gefahr begeben, hat es getan. Es stand außer Zweifel, dass er mich jemals aufgeben oder verlassen würde. Daran hatte ich auch keine einzige Sekunde, keinen einzigen Moment, nicht ein Mal gezweifelt.
Zugleich bereitete mir sein selbstloses Verhalten doch etwas Sorgen. Ich musste ein Auge auf ihn werfen, damit ihm nichts passieren konnte. Dabei hoffte ich, dass es mit meinen Aussetzern endlich vorüber sein würde. Dann wäre alles wieder beim Alten – und ich konnte wieder, ohne dauerhaft Angst um sein Leben zu haben, an seiner Seite bleiben. Ich würde quasi wieder an ihm kleben, wobei ich genau wusste, dass er das nicht als schlecht empfand. Lloyd war mindestens genauso anhänglich, deshalb hatte es keinen von uns Beiden, aber vielleicht Nik das ein oder andere Mal, gestört.
Schließlich hatte ich ihm alles zukommen lassen, dass ich an Material in der letzten halben Stunde angesammelt hatte. Inzwischen hatte die Morgendämmerung eingesetzt und das Rudel würde bald wieder versammelt sein.
Er schien sofort zu verstehen, dass es noch viel mehr gab, jedoch die Zeit, als auch die Möglichkeiten zum erzählen, fehlten. Dennoch blieb er ruhig, stimmte mir mit einem leisen Fiepen zu, dass er jetzt wohl einiges mehr die Lage einschätzen konnte.
Dann kuschelte er sich an meine Schulter und schloss in einem Zustand der vollkommenen Entspannung seine Lider. Müde musste er sein, unheimlich müde. Wie wenig er in den letzten Tagen geschlafen haben musste, konnte ich ohne Schwierigkeiten an seinen Reaktionen sehen. Normalerweise war er viel neugieriger und hätte sicher versucht, die Worte aus mir herauszubekommen, egal auf welche Art. Das er aufgab, erlebte ich nicht oft, aber es war ein klares Anzeichen für mich.
Obwohl sein Pelz deutlich länger und weicher als mein Eigener war, fuhr er mit seiner Schnauze sanft in meinen Nacken hinauf. Dabei hielt er inne und lehnte sich an mich, damit ich ihn leicht stützen konnte. Er war definitiv übermüdet.
Wenn die Luna uns nicht gestört hätte, dann wäre er ohne Weiteres auf der Stelle im Stehen eingeschlafen. Allerdings mussten wir heute noch dem Alpha entgegentreten, erst danach würden wir uns ausruhen können. Jedenfalls traf dies für mich zu und ich würde Lloyd ungerne alleine, ohne meine Aufsicht auf fremdem Gebiet allein lassen.
Dieser folgte mir jedoch, schien sich selbst wach zu halten und zu wissen, dass ich das Selbe dachte, wie er. Unser Vertrauen mussten sie sich zuerst gewinnen – und das würde Zeit kosten.
Als wir neben der spirituellen Anführerin hielten, konnten wir erkennen, wie zahlreiche Wölfe aus dem Wald hinüber zum Felsen mit den anliegenden Höhlen stürmten. Mit Jagdbeute zwischen den Zähnen.
DU LIEST GERADE
Lloyd
WerewolfNachdem Lloyd und Yumah vor Jahren den Fängen des Rudels entkommen sind, haben sie sich ein Leben fernab ihrer Vergangenheit aufgebaut. Doch nicht nur ein Freund der beiden Gefährten, sondern auch weitere Vorkommnisse sorgen dafür, dass sie die Spu...