17. Kapitel - Yumah

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Mein Körper gehorchte meinen Anweisungen und auch meine Gedanken waren frei. Kurzum, ich war immer noch Ich selbst.

Doch dieses Mal war etwas anders an der Verbinung, die ich zu meinem Zielort verspürte. Es war eine indirekte Macht, die mich anzog. Und auch wenn ich Lloyd im Hinterkopf behielt, so konnte er derzeit nicht mein wichtigster und einziger Gedanke sein, so wie ich es wollte.

Natürlich wollte ich nicht weglaufen und ihn zurücklassen, aber mir blieb keine Wahl. Wenn ich dem Ruf nicht folgen würde, wäre er in Gefahr, ebenso wie Nikita. Nie würde ich sie einem weiteren Angriff meinerseits aussetzen, wenn ich in der Lage war, es wie jetzt zu verhindern. Denn, wenn ich sie verließ und den Willen befolgte, verhieß dies, dass sie sicher waren.

Eine Übertragung erreichte mich, sendete eine Bilderreihe vor meinem inneren Auge ab. Erinnerungen von uns. Unendlich viele vergangene Tage der letzten drei Jahre. Auch einiges von unserer Anfangszeit war darunter, jedoch eher wenig, da sich diese Zeit nicht direkt mit den Jahren aufwiegen konnte. Dennoch war auch sie wunderschön gewesen, wie jeder unserer Momente.

Tiefe Nostalgie und Sehnsucht befiel mich, aber ich hinderte mich schwermütig daran, umzudrehen. Diese Person, die ich liebte, durfte nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Egal, wie viel lieber ich bei ihm wäre. Auch, wenn wir beide die Hölle durchleben müssten, wäre es schlimmer, wenn ich jetzt gerade bei ihm wäre. Unberechenbar. Mit geschärften Sinnen und getrimmten Denken auf dieses naheliegende Ziel.

Lloyd, verzeih mir, durchfuhr es mich mit einem leisen Jaulen, als ich mein Tempo noch weiter erhöhte, zum Endspurt ansetzte.

Anbei schenkte ich ihm meine Liebsten unserer Gespräche und eine Szenerie unseres kleinen Gemüsegartens in seinem jüngsten Zustand. Ganz zu Anfang nachdem sich die ersten Keimlinge durch die Erdschicht gekämpft und zum ersten mal das Licht der Sonne erblickt hatten.

Zuletzt riet ich ihm, auf meine Einwilligung zu warten, ehe er endgültig zu mir aufschließen würde. Wenige Schritte vor dem Ziel, bat ich darum, dass er auf meine Zustimmung warten sollte.

Vielleicht war es hier nicht sicher und ich wollte zuerst die Lage überprüfen. Lloyd schien dies nicht zugefallen, dass ich allein unterwegs war, doch er hielt sich vorerst an meinen Rat.

Kurz vor dem Ziel lief ich bereits aus, um mit langsamen Schritten das unbekannte Terrar zu begutachten und abzuscannen. Es könnte überall Gefahren oder Feinde lauern, darüber war ich mir durchaus bewusst, auch wenn ich es mir nicht vorstellen konnte.

Da die Sonne noch nicht wieder am Horizont zu sehen war, breitete sich immer noch eine schummrige Dunkelheit in der nahen Umgebung aus. Dies war die hauptsächliche Jadgzeit der Wölfe, weshalb ich nur von wenigen Artgenossen umkreist wurde. Allerdings reichte es mit der kleinen Anzahl nicht einmal aus, um einen echten Kreis zu ziehen. Viel mehr standen sie mir zuletzt in einem Halbbogen gegenüber.

Zuletzt schritt eine Wölfin zu der Gruppe, die ihr Platz machten, damit sie ihren Weg, in meine Richtung hin, ungehindert fortsetzen konnte. Anhand ihres Ganges konnte man erkennen, dass sie Junge austrug, die jeder Zeit zur Welt kommen könnten.

Sie verweilte knapp vor mir, neigte ihren Kopf hinab zum Boden. Zur Begrüßung tat ich es ihr gleich, ehe ich mich nach ihr wieder erhob. Ihr Fell strich an dem Meinen entlang, als sie mich umkreiste und schließlich meine Seite streifte.

Ihr Duft erinnerte mich an meine Mutter, doch gleichzeitig war er fremdartig, als würde er von jemand anderem ausgehen. Vielleicht von dem Vater der ungeborenen Welpen?

Das Ritual der Begrüßung schien vollzogen, denn sie stoppte wieder vor mir und schmiegte ihre Schnauze an mein Ohr. Dabei kam ihr wohl der Duft meiner zweiten Hälfte entgegen. Sie musste Lloyd gewittert haben, ebenso wie ich die Spur ihres Gefährten, die in ihrem Fell hing.

LloydWo Geschichten leben. Entdecke jetzt