Ich konnte es selbst kaum fassen, dass ich dies wirklich tat. Lloyd hatte mir mitgeteilt, wo Yumah eingesperrt worden war. Der Standpunkt war jedoch nicht gerade beruhigend, denn es handelte sich um unser hölzernes Gartenhaus.
Das sie diesen Ort für sicher hielten, konnte ich mir nicht vorstellen – oder wollte es nicht. Es ging ein vorwurfsvoller Blick in die Richtung des Dunkelhaarigen, bevor dieser die Augen verdrehte.
"Schau mich nicht so an, wir haben uns das nicht ausgesucht", pflichtete er mir bei und seufzte, als er durch die Plexiglasscheibe scheinbar auch die orangen Schemen ausfindig machen konnte. Sie bewegten sich auf und ab in der Hütte, sprich Yumah lief immer wieder hin und her.
"Es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung. Können wir jetzt gehen?" Mir bereitete diese ganze Situation Bauchschmerzen. Das hier konnte nicht gut sein. Weder für ihn, noch für mich oder für Yumah.
"Nein, er hat Angst, glaube ich." Hätte ich wahrscheinlich auch, wenn ich in einem Holzkasten eingesperrt wäre. Ihm tat sicher das Herz weh, wenn er gerade bei Verstand war. Er hatte Lloyd bestimmt nicht verletzen wollen, das war sogar mir ohne Zweifel klar.
"Ich auch."
"Brauchst du nicht zu haben." Sollte das jetzt ein Witz sein? Wenn ja, dann war es eindeutig ein sehr, wirklich sehr schlechter Scherz. "Ich passe auf dich auf – und Yumah wird mir Nichts tun." Die Serie an bodentiefen Witzen ging also ausnahmslos weiter. Nur war mir leider nicht eine Sekunde zum Lachen zu Mute.
"Lloyd!" Ich stoppte ihn in seiner Bewegung, als er die Tür aufsperren wollte. Zischend entfernte er seinen Arm von dem Schlüssel, den er hineingesteckt hatte.
"Fuck", wimmerte er und betrachtete den roten Fleck im Stoff, der sich zunehmend vergrößerte.
"Scheiße", fing auch ich das Fluchen an. "Tut mir Leid! Lass mich Mal sehen, ja?"
"Das möchtest du dir lieber nicht antun", entschied er mit einem bitteren Lächeln, um den Schmerz zu überspielen. Er war wirklich ein grottiger Lügner und dazu noch ein waschechter Vollidiot, anders konnte man es nicht ausdrücken.
"Klar möchte ich mir das ansehen – oder soll ich Mum holen?", drohte ich spöttisch, ehe er die Augenbrauen hochzog und mich kopfschüttelnd beäugte. "Dann ab ins Haus."
"Was? Nein! Ich wollte mich sowieso verwandeln, da ist das jetzt auch egal." Das war nicht sein Ernst, oder? Leider sprach sein Gesichtsausdruck Bände und ich hätte ihn am Liebsten am Ohr hinter mir her ins Haus gezogen. Vielleicht sollte ich dies auch wirklich tun, denn ich hielt ihn augenblicklich von seinem Vorhaben ab.
"Das ist bei deinen Wunden keine gute Idee, Bruderherz", redete ich ihm mit einer ruhigen und lieblichen Stimme ins Gewissen. Meine Geheimwaffe.
"Okay." Tatsächlich war ich erstaunt darüber, dass er sofort klein bei gab, doch gleichzeitig war ich froh, wirklich erleichtert. Ich hätte es kaum geschafft, ihn von der Hütte wegzuzerren oder ihn aufzuhalten. Er war immer noch größer und stärker als ich, obwohl er in den letzten Jahren wieder etwas an Muskelmasse abgebaut zu haben schien. Am Ende würde er wohl nur wieder zu einem Lauch werden, wie Yumah damals. Ob dieser inzwischen wohl anders aussah?
"Yumah, ich komme wieder, da kannst du dir sicher sein. Ich werde Hilfe mitbringen. Du musst nur noch ein kleines Bisschen ausharren, ja?" Nach diesen Worten murmelte er noch leise einige Weitere vor sich hin, ehe er mir mit einem Nicken anzeigte, dass er mir folgen würde.
Wir traten den Weg zur Schiebetür an und traten ins Wohnzimmer, wo ich ihn anschließend auf einen Stuhl bugsierte. Der Typ schwankte mir viel zu sehr und zudem nervte es mich, wenn er in meiner Anwesenheit an seinen Fingernägeln kaute. Das hat mich schon immer in den Wahnsinn getrieben und schaden tat es ihm ebenfalls. Auch wenn es nur ein nervöser Tick war, das war echt nicht gesund. Zudem hielt ihm meine Reaktion und das Sitzen eindeutig nicht von diesem Vorhaben ab.
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Lloyd
Kurt AdamNachdem Lloyd und Yumah vor Jahren den Fängen des Rudels entkommen sind, haben sie sich ein Leben fernab ihrer Vergangenheit aufgebaut. Doch nicht nur ein Freund der beiden Gefährten, sondern auch weitere Vorkommnisse sorgen dafür, dass sie die Spu...