27. Kapitel - Yumah

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Er war fort. Lloyd war mit ihnen gegangen. Wahrscheinlich war es sein Glück, dass sie ihn mitgenommen hatten, denn nun wäre er in Sicherheit. Zumindest sicherer als an meiner Seite, auch wenn mich, neben dieser doch eher glücklichen Gefühlsregung, eine Weitere einnahm. Ich konnte es akzeptieren, während ich es zugleich nicht verstand und auch nicht wahr haben wollte.

Vom Rudel meines Vaters war keine Spur mehr zu sehen, sie erschienen nach ihrem Verschwinden jedoch auch nicht wieder, sodass ich schließlich davon ausging, dass sie meine Anwesenheit in ihren Reihen nicht erwarteten und ich erst einmal auf freiem Fuß sein konnte.

Dies nutzte ich aus, um mich zu schütteln und im Anschluss daran, zurück in den Wald zu laufen. Meine Läufe führten mich gekonnt im Zickzack zwischen den Baumriesen hindurch, ohne Schwierigkeiten oder einen einzigen Patzer. Mit einem deutlichen Ziel, verschnellerte ich mein Tempo, um an Zeit zu gewinnen, wenn ich die Rückreise antreten müsste. Es herrschte immer noch tiefste Nacht und beim Beginn des Morgengrauens würde es gefährlich in der Nähe des Menschenwohnortes werden. Aus diesem Grund war Schnelligkeit gefragt, sonst könnten unschöne Konsequenzen auftreten, die ich mir lieber nicht auszumalen vermochte. Der Sonnenaufgang würde nicht lange auf sich warten lassen, sondern in einer gewissen Zeitspanne eintreten.

Wobei es sich für mich nicht danach anfühlte, als würde die Sonne jemals wieder aufgehen. In meinem Inneren herrschte tiefste Dunkelheit, ebenso wie in meiner Umgebung. Vermutlich war dies derzeit der einzige Grund, weshalb ich nicht den Verstand verlor. Das Dunkle hielt mich dicht bei sich, leitete mich an, um nicht meinen Gefühlen ausgesetzt zu sein. Es wäre zu viel für mich im Augenblick.

Es dauerte eine Weile, bis die erste schwache Spur wahrzunehmen war und ich Gewissheit darüber erhielt, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Das ehemalige Gebiet des Rudels dürfte nicht mehr allzu fern sein, denn ihre Spuren waren über die Zeit geschwunden, mit dem Regen weggespült und unter der weißen Schneepracht begraben worden. Am Stärksten mussten ihre Fährten demnach ganz in der Nähe ihres Quartiers sein. Dort, wo sie jahrelang gelebt hatten, waren Spuren hinterlassen worden. Zwar zaghaft und schwerer zu ordnen, als erwartet, aber sie waren vorhanden.

Irgendwann hatte mich meine Nase zu dem Bau, des ehemaligen Wohnsitzes, des Alpha geführt. Rund herum konnte man in der Nähe Weitere ausmachen, dies war gewiss. Die Fährte meines Vaters lag klar in der Luft, als wäre er zu Weilen zurückgekehrt, um nach dem Rechten zu sehen.

Allerdings war nichts mehr beim Rechten, wie ich bemerkte, als ich meinen Blick in die Ferne richtete. Soweit es meine Sicht zu ließ, konnte ich bereits aus der Entfernung tiefe Krater im Erdreich erkennen, dazu dumpfe, graue Wälle, die aus dem Boden empor wuchsen. Diese graue Masse war überall vorzufinden, ebenso wie zahlreiche Materialien und Gegenstände, die großflächig verstreut lagen.

Zuletzt fiel mein Blick auf einige große Maschinen, die hinter dem gewaltigen Loch im Erdboden aufgereiht parkten. Lloyd hatte mir einst erklärt, dass einige dieser riesigen Maschinen für den Bau von Gebäuden genutzt wurden. Menschen konnten sie bedienen und steuern, damit sie das taten, was für sie zu schwierig wäre. Sie waren nichts als Werkzeuge, doch auf mich wirkten sie jeder Zeit bedrohlich und frevelhaft, bedeuteten nichts Gutes.

Es war erschreckend, welch Zerstörung der Wald erdulden musste. Zwar bedeckte eine frische, sanfte Schneeschicht jegliches Menschenwerk, doch der Schaden wurde auch durch diesen nicht gemindert. Hügel aus Erde und kleinen Steinchen wuchsen empor neben den gestapelten Stämmen der gefällten Bäume. Es war kaum Laub zu sehen, es musste offensichtlich vom Bauwerk ferngehalten werden, ebenso wie die Lebewesen. Obwohl wir uns am Waldrand befanden, hätte es Wild in der Nähe oder zumindest Spuren von diesem geben müssen, ob in der Luft oder auf dem Boden. Aber es war totenstill, als wäre jegliches Leben aus diesem Bezirk des Waldes verstorben oder geflohen, wie das Wolfsrudel selbst.

LloydWo Geschichten leben. Entdecke jetzt