16. Kapitel - Yumah

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"War es wirklich notwendig, einen solchen Aufstand zu verursachen?"

"Wenn mich jemand danach gefragt hätte, dann nein und es war auch nicht meine Absicht. Wer würde so etwas auch schon selbst gut heißen?" Nikita sah zu Lloyd herüber, der wiederum dem Braunhaarigen entgegentrat.
Gerade legten wir eine Pause ein, hatten unseren Durst mit Wasser gestillt und ruhten uns nun bereits eine Weile aus. Nach der langen Autofahrt war dies kein Wunder.

"Und Ari ist bei diesen Idioten von eurem Rudel geblieben und möchte sich denen jetzt stellen? Das wird bestimmt kein Zuckerschlecken", kommentierte er in Rage weiter, während meine bessere Hälfte nur mit dem Zähnen knirschte. Und wenn er dies tat, dann war er nicht nur einfach etwas schlecht gelaunt, sondern bei wirklich - wirklich abgrundtief schlechter Laune.

"Ich wollte das doch auch nicht, aber uns blieb keine andere Wahl." Ich war für meinen Teil erstaunt, dass Lloyd noch auf das Gerede einging, wenn er für die Situation eigentlich keinerlei Nerven mehr übrig zu haben schien. "Und wenn du so ein Problem mit meiner Entscheidung hattest, warum bist du dann nicht bei ihr geblieben und hast ihr geholfen?", zischte er genervt und verdrehte zum erneuten Male innerhalb der letzten Minuten die Augen.
Jetzt war der Punkt also endgültig erreicht und bereits deutlich überschritten. Verdammt.

"Naja, ich -",stockte der Angesprochene und senkte den Blick. "Ich weiß doch tatsächlich auch nicht, was ich an deiner Stelle getan hätte, aber ich - ich halte es nicht in ihrer Gegenwart aus."

"Dann war es also doch gut, dass ich dich mitgenommen habe?" Mittlerweile frustriert über dieses aussichtslose Gespräch fuhr sich Lloyd durch die strähnigen Haare seines langen Ponys. Meistens bedeckten diese sein halbes Gesicht, jedoch nicht seine großen runden Kulleraugen. Auch wenn ich mich nicht traute, es laut auszusprechen, sahen seine Augen noch heute aus, wie die eines kleinen niedlichen Welpens. Und mit ihnen bekam er mich wirklich jedes Mal rum.

"Ja - Nein." Das war keine sehr genaue Angabe. Was meinte er denn nun? Lloyd war zwar manchmal auch unentschlossen, aber ihn konnte ich schlussendlich immer verstehen. Bei Nik sah es anders aus - deshalb brauchte eben dieser meine bessere Hälfte, als seinen besten Freund. Wenn sie einander nicht verstanden, dann konnte es tatsächlich schwierig für den braunhaarigen Menschen werden.

"Was denn nun? Klär bitte erst einmal deine Prioritäten, dann sprechen wir weiter." Er wandte sich vom Angesprochenen ab und mir zu. "Yumah?" Da ich ihn die ganze Zeit über angesehen und ihren Worten munter gelauscht hatte, wäre es nicht nötig gewesen, mich noch einmal direkt anzusprechen. Vermutlich wollte er dadurch nur die Diskussion mit seinem besten Freund vorerst endgültig beenden.

An Stelle weiter zusprechen, hielt er lediglich seine Handfläche auf und kniete sich zu mir nieder. Seit einer Weile war er wieder zu einem Menschen geworden- und leider konnte ich nicht verhindern, dass sich mein Wolf ohne seinen Gefährten einsam fühlte. Es war ein befremdliches, seltsames Befinden, das ich bisher nie zu spüren bekommen hatte. Bisher hatte ich immer darauf vertrauen können, dass Lloyd bei mir war. Sogar wenn er es nicht war, dann war ich mir dennoch seiner Anwesenheit bewusst gewesen, hatte mich keineswegs verloren oder verlassen gefühlt.

Diese neue Regung bereitete mir eine trockene Kehle und ein stechender Schmerz suchte seit einer gewissen Zeitspanne auch meine Gedanken heim.
Dennoch hatten sich meine Beine in Bewegung gesetzt und die Distanz zwischen unseren Körpern in Sekundenschnelle überwunden. Jetzt lehnte meine Schnauze an seiner flachen Hand und gedämpft realisierte ich, dass er mit der anderen mein Ohr zu kraulen begonnen hatte.

"Kannst du mir sagen, in welche Richtung wir als Nächstes müssen? Spürst du etwas?" Das tat ich, jedoch war es derzeit nicht die entscheidende Wegweisung, sondern die wohligen Bewegungen seiner Finger in meinem Fell. Es war so angenehm beruhigend.

LloydWo Geschichten leben. Entdecke jetzt