29. Kapitel - Ariana

114 17 1
                                    

Das kürzeste Kapitel in der gesamten Reihe, glaube ich, deshalb kommt später noch ein weiteres Update ^^

*****


Baum für Baum zog an mir vorbei, schemenhaft, obwohl ich als Mensch durchaus langsam lief, im Vergleich zu meiner Wolfsgestalt.

„Diese Idioten! Wieso sind sie einfach abgehauen?", ärgerte ich mich weiter über das unvernünftige Verhalten meines Bruders. Er war des Nachts einfach abgehauen, offensichtlich kurz nach dem Morgengrauen, als wir alle geschlafen hatten. Seine Abwesenheit war nach dem Aufwachen zwar schnell aufgefallen, allerdings wusste keiner, wie weit dieser Kerl innerhalb dieser Zeitspanne kommen konnte – und zwar deutlich weiter, als wir alle vermutet hatten. Außerdem war ich wütend, dass Nik mit von der Partie war und ihn nicht aufgehalten, sondern offensichtlich bei dieser Aktion unterstützt hatte.

„Scheiße." Zion bremste sich selbst und durch seinen ausgestreckten Arm auch mich schließlich aus. „Bleib hier stehen, Ariana."

„Was ist los? Warum?", hakte ich ungläubig nach, sichtlich überrumpelt von dieser plötzlichen Forderung und dem abrupten Anhalten zuvor.

„Ich bitte dich", flehte er beinahe. Der Blick, den er mir dabei schenkte, sprach für mich Bände und löste Panik in mir aus. Mit dem nächsten Windzug vernahm auch ich den penetranten Geruch von Blut in meiner Nase. Er lähmte zwar meine Sinne, doch nicht meinen Körper, der sich entschlossen dem Ursprung näherte.

„Ari, nicht!" Doch Zions Warnung kam viel zu spät für mich. Ich gefror bei dem Anblick, der sich mir bot.

„Oh Gott." Dabei glitt ich zu Boden, ergriff die Hand auf dem Boden vor mir mit zittrigen Fingern. „Bitte – bitte nicht – nein."

Zion bückte sich hinab, fühlte und suchte am Hals nach einem Puls, bevor er mich an den Schultern packte und sanft vom Körper entfernte. Mit nassen Wangen suchte ich seinen Blick, der gefasster war, als ich vermutet hatte. Seine Stärke gab mir den Halt, ihm zumindest nicht im Wege zu stehen, als er damit begann, die Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten.

Kein Puls, das bedeutete es.

„Er atmet nicht, aber es ist vielleicht noch nicht zu spät", erklärte er mir, während er im Takt mit seinen Handflächen den Brustkorb eindrückte und wieder anhob. Sogar ich hatte bemerkt, dass sein Herz nicht mehr schlug, dafür brauchten wir keinen Arzt.

Diese Maßnahmen bedeuteten Hoffnung.

„Bitte hilf ihm", schluchzte ich, vernahm im Hintergrund die Sirenen eines Rettungswagens, der uns jedoch nicht zu Hilfe eilen würde. Er war Meilen entfernt und nicht zu diesem Punkt unterwegs. Es würde keine Hilfe kommen.

„Bitte." Dies wurde mein Mantra für die nächsten Sekunden, Minuten und Stunden. „Bitte hilf meinem Bruder."

Ich unterband das Bluten seiner Schussverletzung am Kopf mit meiner dünnen, bereits nach wenigen Augenblicken vom roten Unheil, vollgesogene Baumwolljacke, drückte sie auf die Wunde, als würde mein Leben davon abhängen.

„Wieso heilt er sich nicht? Warum heilt es nicht?", fragte ich unentwegt wieder und wieder. Zion war immer noch fest fokussiert auf den Rhythmus seiner Bewegungen und blendete alles um sich herum aus, um nicht ins Stocken zu geraten.

„Komm schon", murmelte er und horchte, ob inzwischen seine Atmung eingesetzt hatte, doch er wurde nicht fündig. Aus diesem Grund pumpte er weiter, unaufhörlich, bis ich plötzlich einen leichten Hauch an meiner Wange vernahm. Einen Atemzug.

„Er atmet! Zion, er atmet wieder!" Wie unheimlich glücklich ich über diese Tatsache war, konnte ich kaum in Worte fassen. Wieder rannten Tränen über meine Wangen, dieses Mal aus purer Erleichterung.

Seine Atmung war schwach, aber sie war unser Zeichen dafür, dass Lloyd noch nicht aufgegeben hatte. Er kämpfte – und wir mussten es ihm gleich tun.

„Ruf Darius an", befahl Zion und drückte mir sein Handy in die Hand. „Sag ihm, dass wir den Wagen brauchen und sofort nach Hause fahren müssen. Cora soll bereit stehen, wenn wir mit Lloyd eintreffen. Es geht um Leben und Tod."

LloydWo Geschichten leben. Entdecke jetzt