Phil führt mich wortlos zu dem kleinen Platz vor der Uni. Er zieht ein kleines, weißes Päckchen Zigaretten aus seiner Hosentasche und bietet mir eine an, die ich dankend annehme.
Dann holt er ein Feuerzeug heraus und zündet erst meine, dann seine Zigarette an. Er setzt sich auf die Treppen und nimmt einen tiefen Zug, bevor er genervt ausstößt: "Dieser arrogante Snob geht mir so auf die Nerven. Ich ertrage sein dummes Gelaber nicht mehr."
Ich schweige und starre in die Ferne. Phil mustert mich besorgt. "Alles okay bei dir, Ari? Hat er dir wehgetan?"
"Nein, es passt schon," murmele ich, doch Phil lässt sich nicht so leicht abwimmeln. "Zeig mal," fordert er und hebt behutsam mein Kinn. Er schaut sich meinen Hals genau an und schüttelt dann den Kopf.
"Auch wenn es nicht meine Art ist – dieser Typ hat sowas von aufs Maul verdient." Ich nicke stumm zur Bestätigung. Auch ich bin mehr als bedient von Johns übergriffiger Art.
"Weißt du was, Ari? Ich habe die Schnauze voll. Ich will hier weg. Komm, lass uns die Vorlesungen schwänzen und zum Strand fahren."
"Klingt nach einem Plan," stimme ich zu, ohne lange nachzudenken. Um ehrlich zu sein klingt gerade alles besser, als noch länger hier zu bleiben und Zeit mit ihm ist immer schön.
Phil schnippt seine Zigarette weg, erhebt sich schwerfällig von den steinernen Treppenstufen und läuft vor zu seinem Auto.
Er hält mir galant die Tür seines grauen Sportwagens auf und ich setze mich hinein, während er zügig um den Wagen läuft, sich auf die Fahrerseite setzt und losfährt.
Als wir am Strand ankommen, haben wir den Ort fast für uns allein. "Warte mal.. ich glaube..", sagt Phil, wühlt im Kofferraum seines Wagens und zieht triumphierend eine bunte, karierte Decke hervor. "Perfekt," sage ich lächelnd.
Gemeinsam laufen wir durch den weißen, weichen Sand in Richtung Meer. Phil breitet die Decke auf dem Boden aus und wir legen uns nebeneinander. Es ist kühl, doch die Sonne scheint wärmend auf uns herab. Hin und wieder schreien Möwen, der Wind raschelt durch das Schilf und unsere Haare.
Wir schweigen und lauschen dem beruhigenden Rauschen der Wellen, das uns umgibt. Es ist so idyllisch, dass allein die Atmosphäre einen entspannt.
Nach einer Weile breche ich das Schweigen: "Danke, dass du mich vorhin in Schutz genommen hast. Und überhaupt, dass du immer für mich da bist, das weiß ich wirklich zu schätzen."
"Das ist doch selbstverständlich," erwidert er mit einem warmen Lächeln und zuckt mit seinen breiten Schultern. Seine braunen Augen spiegeln warm das Sonnenlicht, die kupferfarbenen Sprenkel um die Pupille herum leuchten wie Feuer.
"Nein, es ist für mich eben nicht selbstverständlich. Ich kenne das selbst von meiner eigenen Familie anders. Die einzigen, auf die ich mich immer verlassen kann, sind Emily und du."
Auf Phils volle Lippen schleicht sich ein zartes Lächeln, doch er wendet sich verlegen ab. Er steht nicht gerne im Mittelpunkt, daher kann er auch mit Komplimenten nicht sonderlich gut umgehen.
Wir bleiben bis zum späten Nachmittag am Strand, genießen die Stille und die klare, salzige Luft. Wir laufen mit unseren nackten Füßen durch das eiskalte Meerwasser, bis uns beinahe die Zehen abfallen und essen zum Mittag etwas an einer der hölzernen, kleinen Strandbuden.
Auf dem Heimweg, nachdem Phil mich bei meinem Auto am Uni-Parkplatz rausgelassen hat, rufe ich Emily an.
"Hey Süße, endlich meldest du dich. Wie geht's dir? Alex hat mir erzählt, was heute vormittag in der Mensa los war, aber ich habe dich danach in der Uni gar nicht mehr gesehen."
"Ne, ich war auch nicht mehr da. Ich habe die Vorlesungen geschwänzt und den Nachmittag mit Phil am Strand verbracht."
"So so, die feinen Eheleute West waren also zum gediegenen Strandspaziergang ausgeflogen", zieht sie mich auf.
"Eheleute West", pruste ich. "Na klar."
"Oh ja", hält sie überzeugt dagegen. "Wenn ihr nicht irgendwann heiratet, verliere ich den Glauben an die wahre Liebe. Ihr passt perfekt zueinander."
Ich winke ab. "Dann verabschiede dich lieber schonmal von deinem Glauben. Phil und ich passen wirklich nicht zusammen."
"Oh doch, meine Liebe, da täuschst du dich gewaltig. Und Phil würde mir auch zustimmen."
"Wie meinst du das?", hake ich nach.
"Denkst du wirklich, er mag dich einfach nur als Freundin? Allein wie er dich vor John immer in Schutz nimmt. Phil würde kein schlechtes Wort auf dich kommen lassen."
"Ähm, entschuldige bitte? Das nennt man Loyalität, eine essenzielle Eigenschaft von wahrer Freundschaft. Genauso, wie du es auch machst."
"Ja, ja, red dir das ruhig weiter ein", entgegnet sie lachend.
"Mal was anderes," wechsele ich das Thema. "Wie war’s mit Vince?"
"War ganz okay, aber nichts besonderes. Und bei dir und Adam?"
Ich lache laut auf. Diese Erinnerung wollte ich eigentlich verdrängen. "Hör bloß auf. Diese Nacht war ein absoluter Reinfall. Schnell gekommen, schnell eingeschlafen. Und ich bin schnell abgehauen."
Emily stimmt heiter in mein verzweifeltes Lachen ein. "Das klingt, als hätten wir was gutzumachen. Was machen wir heute? Der Tag ist noch jung."
"Wie wär’s mit einer Shisha rauchen? Vielleicht ins Cafe Arabia?", schlage ich vor.
"Cafe Arabia?", wiederholt sie und ich stelle mir vor, wie sie eine Augenbraue hochzieht. "Du willst doch nur Khalid sehen," neckt sie mich.
Khalid, der Besitzer der kleinen, modernen Shisha-Bar, ist wirklich ausgesprochen attraktiv. Aber er ist verheiratet und Familienvater, und damit für mich Tabu. Ich halte mich zwar nicht immer an alle Regeln, aber Ehebruch ist nicht mein Ding. Khalid bleibt also nur ein Augenschmaus, den ich aus sicherer Entfernung genieße. Nur gucken, nicht anfassen
"Vielleicht," antworte ich frech. "Ich muss mich aber erstmal fertig machen, ich sehe aus wie Frau Flodder. Mach dich fertig, ich hole dich in einer Stunde ab."
Zuhause nehme ich eine schnelle Dusche und föhne meine Haare glatt. Ich ziehe eine zerrissene Jeans, ein weißes Top und eine dunkelbraune Lederjacke an. Das Make-up halte ich dezent, dann schnappe ich mir nur noch meine Handtasche und bin schon auf dem Weg zu meiner besten Freundin.
Bei ihr angekommen, rufe ich sie an. "Komm runter, Taxi Ari ist da," rufe ich fröhlich ins Telefon.
Wir fahren zusammen zum Cafe Arabia, wo wir freudig von Khalid begrüßt werden, der uns an einen der hinteren Tische führt.
Die Shishabar hat ein elegantes, modernes Design mit indirekter Beleuchtung, die ein gemütliches Ambiente schafft. Die Wände sind in dunklen Tönen gehalten, durchbrochen von Neonlicht-Akzenten und abstrakten Kunstwerken. Gemütliche Ledersofas und niedrige Tische laden zum Entspannen ein, während sanfte Lounge-Musik im Hintergrund spielt. Die Luft ist erfüllt vom süßen, fruchtigen Tabakduft und dem Qualm der Kohlewürfel.
Ich lasse meine Augen durch das kleine Lokal schweifen - und dann sehe ich ihn. Er sitzt an einem Tisch in der Ecke und zieht genüsslich an dem Schlauch seiner Shisha, bevor er den dichten Rauch aus seinen vollen Lippen in die Luft bläst. Seine dunklen Haare bilden einen harten Kontrast zu seinen strahlend blauen Augen und er ist so anziehend, dass mir die Luft wegbleibt.
Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich ziehe scharf die Luft ein und starre ihn an, unfähig, meine Augen von ihm abzuwenden.
Ich will ihn. Ohne wenn und aber.
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Ariana
ChickLitAriana ist jung, bildschön - und eine Schlampe. Kein Mann kann ihrem Charme wiederstehen. Aber was passiert, wenn ein richtig heißer Typ kommt und das Spiel umdreht? "Mach hier nicht auf extravagant, Wenn jeder von uns locker mit dir Sex haben kann...