Ariana

- zwanzig -

Ich springe auf, werfe Ian und Chase einen entschuldigenden Blick zu und eile Phil hinterher. Doch kaum bin ich ein paar Meter weit gekommen, stoße ich ausgerechnet mit John zusammen.

Beschämt senke ich den Blick und murmele ein halbherziges "Sorry.." Ich will schnell weiter, doch John hält mich am Handgelenk fest und sieht mich prüfend an. "Ariana, wie siehst du aus? Was zum Teufel ist passiert?" fragt er entsetzt.

"Ich habe jetzt keine Zeit, John, ich muss Phil hinterher", erkläre ich hektisch. Die Angst, dass Phil ins Auto steigt und wegfährt, lässt mich panisch werden. Ich muss unbedingt mit ihm reden – ich kann nicht ertragen, dass er wegen mir so leidet.

John zieht die buschigen Augenbrauen zusammen und legt den Kopf schief. "Hat Phil dich etwa so zugerichtet?"

"Spinnst du? Phil würde mir niemals ein Haar krümmen! Komm mit, dann erkläre ich dir, was passiert ist", fordere ich ihn auf, reiße meine Hand aus seinem Griff und laufe weiter den Flur entlang.

John zögert kurz, bevor er mir nachjoggt. Als ich die schwere Eingangstür aufstoße, sehe ich erleichtert, dass Phil auf den Treppenstufen vorm Eingang sitzt und eine Zigarette raucht.

Er dreht sich nicht um, als ich mich neben ihn setze. Mit brüchiger Stimme sage ich leise: "Es tut mir leid, Phil. Ich wollte vermeiden, dass du dich meinetwegen schlecht fühlst.“

Phil hebt ruckartig den Kopf und sieht mir eindringlich in die Augen: "Was redest du da, Ariana?", fragt er aufgebracht.

"Das ist doch nicht deine Schuld. Ich fühle mich schlecht, weil..", beginnt er, doch unterbricht sich selbst. Sein Blick wandert für den Bruchteil einer Sekunde zu John. "Ach egal", relativiert er dann seine vorherige Aussage. Scheint, als gäbe es da etwas, über das er neben John nicht sprechen möchte.

"Du hättest es nicht verhindern können", versichere ich und lege meine Hand liebevoll auf seinen muskulösen Unterarm.

"Was denn verhindern? Was ist überhaupt passiert? Kann mich endlich jemand aufklären, verdammt!", fährt John lautstark dazwischen.

Auch wenn es mir schwer fällt, das Geschehene in Worte zu fassen, will ich nicht mehr schweigen. Es gibt nichts, wofür ich mich schämen müsste.

"Montagnachmittag stand Colin unangekündigt mit einem Strauß Rosen vor meiner Tür. Er hat mich in Phils Hoodie gesehen und beobachtet, dass ich in Phils Auto gestiegen bin und so hat er eins und eins zusammengezählt, dass ich bei ihm geschlafen habe, auch wenn er sich das offensichtlich schlimmer vorgestellt hat, als es wirklich war."

Bei dem letzten Satz schiele ich zu Phil herüber, der meinen Blick allerdings nicht erwidert, sondern nur ins Leere starrt.

"Er war eifersüchtig und hat mich wieder als Schlampe beschimpft. Ich wollte das nicht auf mir sitzen lassen, deshalb habe ich ihn damit konfrontiert, dass er mir seine Frau und sein Kind verheimlicht hat."

Die beiden Männer starren mich ungläubig an.

"Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, und er dann die Beherrschung verloren. Er hat wie besessen auf mich eingeschlagen und mir gedroht, niemandem von dem Vorfall zu erzählen."

Phil schüttelt fassungslos den Kopf und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. John baut sich hingegen wutentbrannt vor mir auf und schreit: "Was ist dieser Colin denn für ein Bastard? Sag mir sofort, wo er wohnt oder wo ich ihn finden kann. Ich mache Hackfleisch aus dem!"

"Keine Ahnung, John, aber ich will das alles einfach nur vergessen." Johns Augen funkeln böse. Das ist nicht die Antwort, die er sich erhofft hat.

Er läuft wie ein Tiger im Käfig vor den Treppen auf und ab. Immer wieder rauft er sich durch die blonden Haare oder flucht laut vor sich hin, während Phil still und in Gedanken versunken wirkt. Ich drücke mich an ihn und streichele behutsam über seinen Arm.