Ersetzt? IV

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Ezra hatte es nicht mehr für möglich gehalten, dass sein Herz nach diesen Tagen noch mehr Schaden erleiden konnte. Seit seiner Ankunft war alles schiefgelaufen, was nur schieflaufen konnte. Es fing mit dem überraschenden Treffen mit Kyle an, dann das Training, dann die Unterhaltung mit Kyle. Hinzu kam die Verwechslung von Zeb, der Ezra für Kyle gehalten hatte, oh und nicht zu vergessen die Mission, wobei er verletzt worden war und die wegen Kyle und nicht wegen ihm schiefgelaufen war. Nicht zu vergessen, dass er dafür den ganzen Ärger bekommen hatte, weil man nur Kyle geglaubt hatte und Ezra selbst nicht mal zu Wort gekommen war.Als ob das nicht schon genug war und vor allem diese ständige Missachtung und dieses kein Notiz nehmen von ihm, war es nur noch schlimmer geworden. Angefangen damit, dass Zeb ihn versetzt hatte, dann der Streit mit seinen Eltern und Kyles Beförderung, dann hatte er sich wegen dem Gespräch mit Rex noch falsche Hoffnungen gemacht und dann war die Spitze von allem gekommen. Sein Vater hatte ihn durch Kyle als neuen Padawan ersetzt und hatte offenbar keine Verwendung mehr für seinen eigentlichen Padawan. Für seinen Sohn. Und seine Mutter? Seine Mutter hatte ihn hintergangen und Kyle statt ihn vorgeschlagen - das absolute Gegenteil davon, was sie besprochen hatten. Es war nicht untertrieben zu sagen, dass Ezra sich mehr als miserabel fühlte. Vollkommen verlassen und von denen, die er so so nahe an seinem Herzen hielt...verletzt.

Doch in den ganzen Tagen hatte es einen Lichtblick gegeben.

Sabine.

Die Einzige, die nicht auf Kyles Aktionen hereingefallen war und der er noch immer wichtig war. Die ihn nicht durch Kyle ersetzt hatte und ihn noch zur Kenntnis nahm. Die ihn noch immer....bemerkte. Ihn nicht vergaß. Sein einziges Licht in dieser ganzen Dunkelheit von Schmerz, Trauer und Verzweiflung.

Bisher. Bisher war das so gewesen.

Nun schien ihm auch das genommen worden zu sein.

Ezra konnte förmlich hören wie sein Herz brach, als er Sabine....seine Sabine für die er so viel mehr als nur Freundschaft empfand und immer empfunden hatte....zusammen mit Kyle sah. Mit aufeinandergelegten Lippen. In einem Kuss.

Die Einzige, die ihm die ganze Zeit versichert hatte an seiner Seite zu sein. Die das Ganze so sah wie er. Die ihm den letzten Halt gegeben hatte....schien ihn eiskalt verraten zu haben.

"Sabine..."

Den Schmerz, diesen unglaublich, heißen glühenden Schmerz in seinem Herzen, in seiner Seele war nicht mal ansatzweise zu beschreiben. Seltsamerweise fühlte er keine Wut. Kein Hass. Nein.

Alles was er fühlte war eine Leere. Eine unglaubliche erschütternde Leere, die ihm jeden Herzschlag zu rauben schien. Die ihm das Atmen unmöglich machen sollte. Doch aus einem unbekannten Grund wurde ihm weder schwarz vor Augen, noch hatte er das Gefühl ohnmächtig zu werden. Sein Körper schien noch zu funktionieren, aber sein Herz und seine Seele....nicht mehr. 

"Ezra..."

Er sah Sabines Blick. Den Schock, die Erkenntnis, die unglaubliche Trauer in ihren Augen und den Schmerz. Sie löste sich von Kyle und ging auf ihn zu. Doch Ezra hatte kein Blick mehr für sie übrig. Sein Herz....schien zu Eis erstarrt zu sein.

"Ezra, das ist nicht so wie es aussieht. Kyle hat mich.."

"Spare es dir."

Seine Worte waren leise. Klar, deutlich, leise....aber gefährlich ruhig. Er würdigte Sabine keines Blickes und ging auf Kyle zu. Auf die Person, die ihm alles genommen hatte. Die ihm sein Zuhause, seine Familie genommen hatte. Sabines erster Gedanke war, dass Ezra Kyle etwas antun würde, doch das tat er nicht. Ganz ruhig blieb er vor ihm stehen. Sein Blick emotionslos, seine Miene ohne jegliche Gefühle. Kyle grinste noch immer. Seine Haltung, sein Blick triumphal. Sein Grinsen überheblich, spöttisch und einfach widerlich wie Sabine fand. Ezra richtete sich auf und blickte dem Jungen direkt in die Augen.

Carry on my wayward sonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt