Verräter II.

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Derweil befand sich Ezra in einer der kaum benutzten Zellen auf Atollon. Nun ja mehr oder weniger befanden sie sich auf der Liberator, dem Kommandoschiff der Flotte, aber dieses befand sich auf Atollon, also zählte das. Es war eine kleine, dunkle Zelle mit einer einfachen Pritsche auf der er saß. Auch ein Lüftungsschacht befand sich über ihn, aber Ezra dachte nicht daran auszubrechen. Abgesehen davon war er sich nicht mal sicher, ob er nach seinem Wachstumsschub noch so gut dadurch passte wie zuvor. Er hatte die Beine angezogen und hatte sich gegen die Wand gelehnt. Seine Augen sahen einfach ins Leere. Hin und wieder hörte er etwas außerhalb von seiner Zelle, aber das interessierte ihn gar nicht. Nein, denn in seinen Augen befand er sich genau an dem richtigen Ort. Dort wo er seiner Meinung nach auch hingehörte.

Ezra schluckte und tat seinen Kopf auf seine Knie. Seine Verhaftung schien vielleicht gerade mal zwei Stunden her zu sein. Oder war es vielleicht mehr? Oder mehr weniger? In solch einer Zelle hatte er absolut kein Zeitgefühl, geschweige denn war ihm bewusst wie lange er schon dort saß und ins Leere starrte. Wie er einfach mit sich und seinen Gedanken alleine war. Obwohl...wenn er die letzten Monate überdachte, dann war das nichts allzu Neues für ihn. Nur da hatte er das Holocron zur Verfügung gehabt, welches ihn gelehrt hatte. Welches ihm Wissen gegeben hatte...Dinge, die ihm geholfen hatten. Die ihn stärker und besser gemacht hatten.

Was im Nachhinein der völlig falsche Weg gewesen war wie er nun wusste. 

Er seufzte und schloss die Augen. Wie schon so oft in den letzten Monaten fragte er sich, wann sein Leben so dermaßen aus den Fugen geraten war. Wann hatte es angefangen so zu eskalieren? Die Antwort lag auf der Hand wo es passiert war....mehr fragte er sich wann genau. War es bereits bei der Ankunft auf Malachor gewesen? Oder als er in die tiefen Abgründe des Planeten gefallen und dort....Maul begegnet war? Als er ihm zugehört hatte, als er...angefangen hatte Mitleid für ihn zu empfinden? Als sie zusammen das Sith - Holocron geholt hatten? Oder war es mehr der Zeitpunkt gewesen, wo er und Maul sich von seinem Vater und Ahsoka getrennt hatten? Vielleicht...vielleicht war das der Moment gewesen, wo noch alles hätte verhindert werden können. Wo er sie noch nicht...verraten hatte.

Ezra hatte nicht damit gerechnet sich mal in einer Zelle der Rebellion vorzufinden, angeklagt des Hochverrats mit Ausblick auf seine morgige Hinrichtung. Nein, dass hatte er sicherlich am Morgen des Tages nicht erwartet. Auch wenn er im ersten Moment vollkommen verwirrt und schockiert gewesen war über die plötzlichen Ereignisse....so wurde ihm im zweiten Moment bewusst, dass dieser General im Recht war. Es stimmte ja, was er sagte. Ezra hatte die Geschehnisse auf Malachor Entschuld und hatte damit nicht nur seinen Vater und Ahsoka verraten, sondern auch die Rebellion. Und damit war es in jeder Hinsicht mehr als gerechtfertigt, dass er sich nun in dieser Zelle befand und auf seine Verurteilung wartete.

Nur konnte der Padawan nicht anders und musste über die unglückliche Ironie seiner derzeitigen Situation lachen. Ezra konnte sein hysterisches Gelächter nicht zurückhalten, er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Er lachte so sehr, dass ihm die Tränen kamen, die über seine Wangen liefen. Gepaart von Schmerz, Trauer, Verzweiflung und Kummer. Er hörte die dumpfen Stimmen der Wachen vor seiner Zelle und hielt sich den Bauch, aber aufhören konnte er nicht. Vermutlich dachten die Rebellen, die ihn hörten, dass er vollkommen verrückt geworden war und vielleicht war er das auch. Vielleicht hatten Malachor, die letzten Monate, der gestrige Tag und dann das vom heutigen einfach dafür gesorgt, dass seine Psyche komplett nachgab und unter den Lasten und der Schwere seiner Schuld, seiner Trauer zerschmetterte. 

Diese Ironie...diese Ironie des Ganzen war einfach....Wer immer auch das Drehbuch für sein katastrophales Leben geschrieben hatte, der musste wahrhaftig ein Meister seiner Kunst sein. Wieso war dieser General nicht eher gekommen und hätte ihm damit die ganzen letzten Monate erspart? Oder nein noch besser, wieso hatte er am gestrigen Tag dem Tod ins Auge blicken müssen nur um dann zwei Tage danach hingerichtet zu werden? Da hätte man sich seine Rettung mehr als sparen können, wirklich. Anscheinend wollte die Galaxis wirklich, dass er sterben sollte und mittlerweile erfüllte er ihr diesen Wunsch nur allzu gerne. Denn aus Ezras Sicht der Dinge konnte die ganze Situation nicht mehr schlimmer werden. Was sollte er sich denn auch noch groß erhoffen? Seine Familie hasste ihn, er hatte seinen Vater, Ahsoka und nebenbei die ganze Rebellion verraten, vielleicht auch die Jedi wenn er schon dabei war, er hatte komplett seinen Weg verloren, sein Vater war blind und würde nie wieder sehen können was seine Schuld war, Ahsoka war seinetwegen tot und...ach ja er hatte fast seine ganze Mannschaft am gestrigen Tage fast umgebracht, weil er von seiner Arroganz, seines Übermuts und seiner Rücksichtslosigkeit geblendet gewesen war. Nicht zu vergessen hatte er die Imperialen nicht nur willentlich verletzt, sondern auch welche von ihnen kaltblütig ermordet. Er war nicht nur ein Verräter, sondern auch ein Mörder. Er..er war nicht besser als ein Inquisitor. Vielleicht...vielleicht war er bereits auf dem besten Wege einer zu werden oder mehr....war er es schon. 

Carry on my wayward sonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt