Carry on my wayward son

Täuschung IX.

Sabine hatte das dringende Bedürfnis ihre Blaster zu nehmen und damit auf die Wände ihrer Kabine zu schießen. Am Besten noch genau in die Zeichnungen und Malereien, die sie an Ezra erinnerten und die ihn darstellten. Dieses charmante Lächeln, diese blauen Augen...sie wollte alles nur noch wegschießen. Und den Verräter am besten gleich mit. Sabine blickte voller Hass, Wut und Trauer auf die Malereien an ihren Wänden. Sie hasste diesen Mistkerl. Sie wollte ihn sofort erschießen. Nicht nur das er ihr Herz gebrochen hatte...er hatte sie verraten. Er hatte sie alle verraten.

„Ich hasse dich so sehr", flüsterte die Mandalorianerin und konnte nicht verhindern, dass aus ihrem Auge eine Träne entwich. Denn die schmerzhafte und zugleich für sie beschämende Wahrheit war...dass sie ihn hasste und gleichzeitig noch immer so innig liebte. Ihre Gefühle für Ezra hatte sie einfach nicht abstellen können. Irgendwo in ihr drin...war diese verfluchte Hoffnung, dass sie etwas übersah. Das es nicht die ganze Wahrheit sein konnte. Aber diesen Funken Hoffnung nahm sie gar nicht war, seine Existenz hatte für sie keine Bedeutung. Alle Beweise lagen vor, alles ergab nun einen Sinn. Ezra war ein Verräter.

...nur stellte sich die Frage seit wann dies der Fall war.

Die schlimmste Möglichkeit war die, dass er es schon immer gewesen war. Das er von Anfang nicht auf ihrer Seite, sondern auf die des Imperiums...aber das konnte sich Sabine nicht vorstellen. Niemand konnte so lange und so gut schauspielern und allen etwas vormachen. Zudem waren Kanan und Ahsoka Jedi und die hätten doch die Wahrheit sofort erkannt. Sie hätten doch sofort spüren müssen, dass Ezra log. Also...konnte es nicht von Beginn an so gewesen sein. Es musste irgendetwas geben, was alles verändert hatte. Was Ezra dazu bewogen hatte...die Seiten zu wechseln.

Sabine setzte sich auf ihre Koje und versuchte nachzudenken. Wieso sollte Ezra die Seiten wechseln? Wieso hatte er das getan?

„Ich weiß, dass er ein Verräter ist...aber ich weiß nicht wieso. Du warst es nicht von Anfang an...was hat sich geändert?", murmelte sie und fuhr sich über die Stirn.

War es Kyle gewesen? Hatte er sich entschlossen die Seiten zu wechseln? Hatte er vielleicht immer das Gefühl gehabt, dass sie ihn ersetzt hatten? Aber alles war wieder gut gewesen, mehr als das. Sie waren zusammengekommen, sie hatten zu ihren Gefühlen gestanden, alles war geklärt gewesen...oder doch nicht?

Nein, auch da hätten Ahsoka und Kanan in der Lage seien müssen etwas zu merken. Das konnte es auch nicht sein. Es blieb also nur noch eine Sache...die letzte Mission. Die auf der Ezra verschwunden und dann urplötzlich zurückgekehrt war.

Sabine war sich sicher, dass das der Schlüssel war. Nur was war auf dieser Mission passiert, dass sich ihr mutiger, freundlicher, liebevoller, gütiger, perfekter Jedi in so ein...Monster verwandelte? Der sich gegen alles und jeden stellte? Der sie betrogen hatte? Der sich gegen seine Familie auflehnte? Der die Seiten gewechselt und sie angegriffen hatte? Wie konnte Ezra sich zu so etwas grausamen entwickeln, was er zutiefst verabscheut hätte?

Sabine zermarterte sich den Kopf. Sie hasste Ezra und wollte nie wieder etwas mit ihm zu tun haben, da war es doch eigentlich gleich, wieso er das getan hatte? Er war ein Verräter, fertig. Wieso dachte sie darüber nach?

„Vergiss ihn endlich, Wren. Streiche ihn aus deinem Kopf und deinen Gedanken."

Was einfacher gesagt war als getan. Sabine konnte tun was sie wollte, aber diese Frage wurde sie einfach nicht los. Wieso hatte er das getan? Und wieso hatte sie trotz allem das Gefühl etwas sehr Wichtiges zu übersehen? Etwas Entscheidendes?

Sabine erhob sich und schnappte sich einen ihrer Sprühpistolen. Ohne zu überlegen zielte sie auf ihr Portrait von Ezra und bemalte es mit roter Farbe. Wenn sie Ezra dem Rebellenkommando übergaben, dann war alles vorbei. Und ihre Liebe zu dem einstigen Padawan würde nur noch ihrer Erinnerung existieren, die sie für immer verschlossen halten würde.