Täuschung I

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Tropf. Tropf, Tropf.

Das war mit das einzige Geräusch, was er hörte. Dieses ständige Tropfen. Er konnte es sich bildlich vorstellen, wie sich ein einziger Tropfen den ganzen Weg bahnte. Wie er immer mehr Fahrt aufnahm und immer größer wurde...bis er schließlich der Schwerkraft erlag und versagte. Auf den Boden fiel und in der Dunkelheit verschwand. Wie ein nutzloses Tier, was irgendwo verrotten sollte. Was nicht mehr nach draußen durfte, sondern sein Leben lang in einem Käfig eingesperrt sein würde. Ein Tier ohne Nutzen. Ohne etwas worin er seine Zähne drin vergraben konnte. Ohne etwas oder mehr jemanden, den er bezahlen lassen konnte. Ohne den Dreckskerl, der ihm das angetan hatte. Der ihm alles genommen hatte.

Wie lange er sich schon in der Zelle befand, dass wusste er nicht. Alles was er sah war Dunkelheit und ab und an Licht, wenn die Mahlzeiten gebracht wurden. Dann hörte er immer das Surren des Strahlenschildes, welches ihn davon abhielt abzuhauen. Welches ihn davor bewahrte eine Dummheit anzustellen. Welches ihn daran hinderte auszubrechen und ihm die Kehle durchzuschneiden. Ein Knurren entwich ihm immerzu, wenn er an dieses schäbige verschmitzte Lächeln dachte, welches gepaart war mit blauen Augen und diesen hässlichen zwei Narben im Gesicht. Mit dem blauen Haar und den etwas bläulichen Ohren.

Ezra Caleb Jarrus.

Schon allein der Name ließ ihn knurren und seine gelben Augen zu Schlitzen werden. Er war der Mistkerl, das Miststück, welches alles ruiniert hatte. Welcher all seine Pläne und seine Hoffnungen zerstört hatte. Hoffnungen auf ein neues Leben, auf ein besseres Leben...

Doch dann war er wiedergekommen und hatte alles zunichte gemacht. Er hatte ihm alles genommen und zerstört. Und dafür würde er eines Tages zahlen, dass wusste er sicher. Es war ein stummes Versprechen an sich selbst, was er jedes Mal wiederholte, wenn er auf dieser klapprigen alten Pritsche schlief.

Ezra würde bluten. Er würde ihn auseinandernehmen und in Stücke zerreißen. Er würde ihn vernichten. Er würde ihn bestrafen für alles, was er getan hatte.

Sein Blick hob sich einen Moment, als Licht die Dunkelheit durchflutete und er den Strahlenschild surren hörte. Ein Kichern ertönte, als er stolpernde Schritte vernahm. Seine Miene wandelte sich und ein Lächeln, welches der Dunkelheit Konkurrenz machen konnte, breitete sich auf seinem Gesicht aus. Es war Zeit seinen neusten Plan noch etwas zu....bearbeiten.

"Ich habe es versucht, aber sie haben erneut nicht zugelassen, dass du etwas Freigang bekommst."

Ein Mädchen mit wallenden blonden Haaren mit blauen Augen und dunkler Rebellenkleidung schob das Tablett mit seiner Mahlzeit zu ihm in die Zelle.

"Ich verstehe das einfach nicht. Dabei hast du doch nichts Schlimmes getan, Kyle."

Kyle Olsen stand auf und kam zu ihr - so nah es seine Zelle zuließ. Die Schlitze um seine Augen waren verschwunden und das Gelb konnte das Mädchen nicht erkennen, denn dazu war er zu sehr in der Dunkelheit.

"Eines Tages werden Sie ihren Fehler einsehen, Ilya. Vertraue mir, es wird nicht mehr lange dauern.."

Seine Stimme war sanft und ruhig. Geradezu melodisch und mit einem Hauch von Gefühl. Er hörte das Mädchen, Ilya, wie er wusste, seufzen und sah wie sie ihr Haar zurückwarf, als sie sich erhob. Sie war ungewöhnlich hübsch, dass musste er zugeben. Aber...sie war keinesfalls von Interesse für ihn. Ihr Nutzen hingegen war eine andere Sache..

"Das ist doch einfach unfair. Niemand weiß hier was du gemacht haben solltest. Nur die Obersten wissen das, aber sagen natürlich nichts. Nur ab und an kommt diese Togruta und scheint mit ihnen über dich zu sprechen. So viel habe ich zumindest in Erfahrung bringen können."

Carry on my wayward sonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt