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Arya öffnete die Augen. Sie wusste nicht, wo sie war. Das Erste, was sie wahrnahm, war die verschlossene, mit vielen Riegeln versehene Eisentür, die sich ihr gegenüber befand, mit einem kleinen Gitterfenster, ungefähr auf Augenhöhe.

Danach nahm sie die rauen Steinmauern um sie herum wahr. Und schließlich bemerkte Arya, dass sie auf dem Boden saß und ihre Handgelenke über ihr mit schweren Metallketten an die Wand gefesselt waren.

Ihre Füße waren um die Knöchel mit großen Eisenringen am Boden befestigt. Dann kam wie ein kalter Eimer Wasser über dem Kopf die Erinnerung zurück: Fäolins Tod, ihre Flucht, das Feuer und ihr Versuch, das Drachenei in Sicherheit zu bringen. Sie fragte sich, wo sie war.

Offentsichtlich in einem Kerker, aber wo? Uru'baên? Möglich, aber hoffentlich nicht. Gegen Galbatorix würde sie keine Chance haben. Dras-Leona? Unwahrscheinlich. Gil'ead? Auch möglich. So kam sie nicht weiter, sie musste wohl weiter im Dunkeln tappen. Wenn sie nur nicht so müde wäre!

Nach diesem Gedanken fielen ihr prompt die Augen zu und sie schlief sofort wieder ein. Die Erschöpfung nach dem Energieverlust bei ihrem Rettungsversuch des Eis war wohl noch nicht ganz verklungen.

Als sie das nächste Mal die Augen öffnete, sah es noch genauso aus wie sie es zuvor wahrgenommen hatte. Nichts hatte sich verändert. Nur dass ihre Gedanken jetzt klarer waren, und sie richtig nachdenken konnte. Sie musste hier raus, soviel stand fest.

Aber wie? Ihre Handfesseln waren sehr fest, und selbst wenn sie die aufbekam, ihre Zelle war sicher bewacht, da Galbatorix sie wohl nicht so einfach ausbrechen lassen würde. Genau genommen wollte er sie gar nicht ausbrechen lassen, egal wie viel Mühe sie sich geben würde.

In diesem Moment hörte Arya Schritte vor ihrer Zellentür von links näher kommen, aber sie gingen schnell vorbei und verklangen. Danach war alles wieder still.

Nein. Da war ein leises Tropfen, dass ihr vorher nicht aufgefallen war. Es war kaum für ihre Elfenohren hörbar, ein Mensch würde es wahrscheinlich gar nicht hören. Rechts von ihr.

Arya wandte ihren Blick in die entsprechende Richtung und sah, dass ein kleines Wasserrinnsal an der Wand hinablief und etwa zwei Zoll über dem Boden über einen kleinen Vorsprung des sonst einigermaßen glatten Steins lief und von dort auf den Boden tropfte.

Wenn nur diese Fesseln nicht wären! Dann könnte sie versuchen das Stückchen Stein, das hervorstand, herauszubrechen und damit die vielen Schlösser der Tür einschlagen.

Aber da sie ihre Handgelenke sowieso nicht bewegen konnte, brachte ihr dieses Wissen auch nichts. Langsam fingen ihre Schultern an zu schmerzen, da sie so lange die Gelenke nicht bewegt hatte. Und wohl so bald auch nicht bewegen konnte.

Dann kam ihr ein so offensichtlicher Gedanke, dass sie nicht glauben konnte, dass sie da nicht schon früher daraufgekommen war. Sie war eine Elfe. Und Elfen besaßen magische Kräfte. Also konnte sie ihre Fesseln einfach mit Magie lösen.

Sofirt griff sie nach dem Teil ihres Geistes, in dem die Magie hauste. Doch ihr fiel kein einziger Begriff in der Alten Sprache ein. Ihrer Muttersprache! Sie versuchte es noch einmal, aber ohne Erfolg. Sie musste irgendwie von etwas belegt sein.

Wahrscheinlich ein Droge, oder ein Zauber. Aber wer hatte so ein mächtiges Mittel, das eine Elfe die eigene Sprache vergessen lässt? Als erstes schoss ihr Galbatorix durch den Kopf. Dann sagte sie sich, nur nicht überreagieren, jeder mächtigere Magier konnte es theoretisch schaffen.

Arya riss an den Ketten über ihr. Sie gaben nicht nach, was zu erwarten gewesen war. Aber so einfach würde sie nicht aufgeben. Wieder zog und zerrte sie, aber sie riss sich nur die Handgelenke auf. Warmes, klebriges Blut lief ihr über die Arme.

Trotzdem zog sie weiter, bis der Schmerz sie inne halten ließ, und sie den Kopf auf die Schultern legte. Diese schmerzten auch immer mehr. Sie wartete. Ohne, dass sie wusste, worauf eigentlich. Aber ihr blieb wohl nichts anderes übrig.

Sie wartete so lange, dass sie sich allmählich fragte, ob sie hier unten, allein und verlassen einfach verdursten würde. Außerdem nervte sie das stetige Tropfen des Wassers, dass sie nun, da sie es einmal bemerkt hatte, nicht mehr ausblenden konnte. Dieser zähe Gedankenstrom erfüllte ihren ganzen Kopf. Dann hörte sie wieder Schritte.

Eragon - Aryas GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt