- XIV -

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Schon nach kurzer Zeit kam Durza wieder. Sehen konnte Arya es nicht, nur hören. Der Schatten hatte irgendetwas dabei.

Er schob es ratternd über den Boden. Neben Aryas Hüfte kam es zum Stehen und Durza stellte sich mal wieder so, dass sie ihn gerade noch aus dem Augenwinkel sehen konnte.

Wortlos drehte Durza sich um und werkelte an dem Ding herum. Kurz darauf hörte Arya ein Zischen.
Ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und sie begann wieder, zu zittern, als sie verstand.

Jetzt hatte Durza etwas in der Hand und fuhrwerkte in der Metallschüssel herum, die er mit gebracht hatte, wie Arya nun verstanden hatte.

Ein flackernder Schein leuchtete von der Schüssel auf und beleuchtete den Raum ein wenig. Das gelborangene Licht war heller als das der Fackeln, die nun zu verblassen schienen.

Wenig später sah sie die ersten Flammen im Augenwinkel aufzüngeln und Durza drehte sich wieder um. Zur Abwechslung grinste er mal.

Durza stand, Arya lag. Beide schwiegen und lauschten dem knisternden Feuer. Nach einer langen Weile, die aber auch nur einige Herzschläge gewesen sein könnten, in denen Arya sich das Kommende ausgemalt hatte, drehte Durza sich wieder weg und stocherte im Feuer herum.

Mit einem dünnen Eisenstab in der Hand trat er etwas weiter in Aryas Sichtfeld hinein. Das Metall war am Ende mit einer Flammenform bestückt und rot wie Glut. Sie spürte die Hitze, die davon ausging schon, als Durza es etwa zehn Zentimeter von Aryas Backe entfernt hielt.

Doch das war wohl nur eine Hitzedemonstration gewesen, nach einigen Sekunden hielt er es über ihren Bauch.

Dann drückte das Durza glühende Eisen ohne zu zögern auf Aryas Haut und die Elfe schrie.

Sie konnte nicht anders.

Wäre sie frisch und ausgeruht gewesen, hätte sie sich wohl zusammenreißen können, doch nicht nach ... Wie vielen Tagen Folter und spärlichem Essen?
Sie wusste es nicht mehr, hatte aber auch keine Gelegenheit sich Gedanken zu machen.

Schon drückte Durza das heiße Eisen auf Aryas Oberschenkel, genau auf einen halb verheilten Striemen der Peitsche, der nun umgehend wieder zu bluten anfing.

Das hellrote Blut gesellte sich zu dem von Aryas Rücken, das inzwischen schon zu trocknen begonnen hatte. Aus den Brandwunden lief kein Blut, was es aber nicht gerade besser machte.

Insgesamt fünf mal berührte das Metall Aryas Haut.

Fünf mal verbrannte es ihren Körper.

Fünf mal schrie sie aus Leibeskräften.

Und dann war noch lange nicht Schluss, denn Durza schob die flammenförmige Spitze nur wieder ins Feuer, damit sie wieder heiß wurde. Während es fast weiß wurde vor Hitze, fragte Durza wieder seine Standartfrage: ,,Wo ist das Ei?"

Er hatte sich über Aryas Gesicht gebeugt und sah schauerlich im flakernden Licht des Feuers aus, doch Arya presste die Lippen aufeinander und blieb so stumm wie eh und je. Noch immer schien Durza mit seiner Geduld nicht am Ende zu sein, denn er zuckte nur mit den Schultern und prüfte, ob das Eisen schon wieder heiß genug war.

War es.

Diesmal folgten sechs Berührungen - und sechs Schreie.

Danach wieder erhitzen und die Frage. Die Antwort blieb die selbe.

Noch.

Es folgten noch unzählige weitere Brandwunden. Manchmal genau auf derselben Stelle, wie bei einer vorangegangenen. Bald war Arya heiser und ihre Schreie krächzend und leise.

Sie merkte, dass Durza inzwischen keine Rücksicht mehr nahm. Er wollte diese Informationen. Die Folter dauerte länger als die vorherigen mit Messer und Peitsche.

Vielleicht fand Durza Spaß an ihren Schreien.

Oder den Schweißperlen auf Aryas Stirn, die sich rot im Schein der Flammen spiegelten.

Sie wusste nicht, ob der Schweiß von den Schmerzen, der großen Hitze auf der Haut oder einfach daher kamen, dass es im Raum durch das Feuer inzwischen heiß geworden war.

Doch noch konnte Arya stand halten. Noch blieb ihr Mund verschlossen. Sie wusste nur nicht mehr, wie lange.

*

Als Durza fertig war, löschte er das Feuer mit einem Wort der alten Sprache, das wieder innerhalb von Sekunden aus Aryas Kopf verschwand.

Der Schatten schob den Feuerkessel ratternd wieder heraus und entfernte sich. Mühsam schaffte Arya es, bei Bewusstsein zu bleiben, was sie selbst überraschte.

Sie war ja schon beim Messer ohnmächtig geworden, warum konnte sie jetzt die Kontrolle behalten? Wurde sie stärker? Sollte sie nicht eigentlich immer schwächer werden?

Aryas Gedanken wurden plötzlich abgebrochen als sie der Schlaf überwältigte.

Keine Bewusstlosigkeit. Schlaf.

Schlaf, zum ersten mal seit langem.

Eragon - Aryas GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt