Von diesem Punkt an verlor Arya jegliches Zeitgefühl. Es war schlimmer als das erste Mal. Viel schlimmer. Ob es an Aryas schon vorhanden Wunden lag, ob Durza einfach noch grausamer folterte - soweit das überhaupt möglich war - oder ob es beides war, Arya wusste es nicht.
Durza kam und ging, folterte und spottete, fragte und folterte. Es war eine Endlos-Schleife, gefüllt mit Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Aryas Folterphasen wurden immer länger und die Zeit dazwischen kürzer.
Zu Essen bekam sie kaum so viel wie in der Turmzelle, ein paar Schlücke Wasser und ein wenig Brot. Gerade genug, um noch Kraft zum Schreien zu haben.
Doch trotz all ihrer Schmerzen, ihrer Demütigung und der Dunkelheit, die ihr Herz ergriff, gab Arya keine Informationen preis. Sie schwieg wie ein Grab, bis auf das Schreien. Sie hatte ihre Ohren verschlossen, um die Fragen gar nicht erst zu hören.
Einmal wäre sie fast schwach geworden. Es war eine Falle Durzas gewesen. ,,Wie alt bist du?", hatte er gefragt. Zuerst hatte Arya sich gedacht, dass diese unwichtige Kinderfrage nicht schaden könnte. Und dass Durza dann vielleicht ein wenig Gnade walten passen würde.
Erst als sie schon mit ,,Ich-" angefangen hatte, war ihr die Tücke bewusst geworden. Würde sie einmal anfangen zu reden, würde Arya wohl nicht mehr aufhören können.
Durza hatte sie angegrinst, und sofort wieder weiter gefoltert. Er trieb seine Spielchen mit ihr. Jetzt, wo Aryas Verstand durchgehend benebelt war von Schmerz und Angst und alle Sinneseindrücke länger zu verarbeiten zu brauchen schienen.
Manchmal sagte Durza Sachen, die das eine oder das andere bedeuten könnten und Arya nie lange im Gedächtnis blieben. Seine Laune war sehr unterschiedlich, mal konnte sie sehen, wie er das Foltern genoss, mal war er komplett in Gedanken und vergaß dabei sogar das Spotten.
Arya erlebte alles wie in Trance. Es war ein ewiges Hin und Her aus Folter, Bewusstlosigkeit und Hunger. Die Endlos-Schleife. Ihr Geist hatte sich in seinen innersten Kern zurückgezogen, wo er sich wie ein verschrecktes Kaninchen in der Falle zusammendrängte.
Es kam nun nicht selten vor, dass Durza Arya gleichzeitig am Körper und im Geiste folterte. Seine tastenden Finger drangen halb in ihren Geist ein, verwüsteten alles, verbreiteten Dunkelheit und zogen sich dann wieder zurück.
Arya konnte nichts dagegen tun. Sie konnte ja nicht einmal einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn die geistlichen Dolche abwehren, die Durza auf sie jagte, und gleichzeitig so weit in der Realiät bleiben um wahrzunehmen, was mit ihrer unnötigen, äußeren Hülle geschah, die sie einsperrte.
Genauso kam Arya sich vor. Eine alte, kranke Frau, gepeinigt und von Dunkelheit befallen, gefangen in einer menschlichen Hülle, geschaffen um zu leiden. Die Dunkelheit. Schon einige Male war sie Arya aufgefallen, wie sie ihr Herz befiel und ihre Seele zerfraß.
Eine Dunkelheit, kalt wie Durzas Augen, leer wie Aryas Magen. Eine Dunkelheit, weit wie Durzas Umhang und beengend wie Aryas menschliche Hülle. Doch es gab noch eine zweite Dunkelheit. Diese war schön, befreiend. Manchmal war selbst die Dunkelheit besser wie die Realität.
Seit sie zum zweiten Mal mit dem Messer gefoltert wurde, ertappte Arya sich dabei, wie sie in der Dunkelheit Schutz vor dem Schmerz suchte. Dann war sie plötzlich nicht mehr kalt und leer, sondern behaglich und fast schmerzfrei.
In dieser zweiten Dunkelheit, der schönen, konnte Arya nur ein Gefühl aufbringen. Es war kein Schmerz, keine Hoffnung. Es war Trauer. Wenn sie sich zurückzog in diesen Raum, war der Schmerz und die Angst wie weggeblasen. Dort konnte ihr Durza, die Folter, das Schicksal Alagaesias egal sein.
Dann, irgendwann, es konnte ein Jahr gewesen sein oder eine Woche, kam sie in einen neuen, unbekannten Raum. Arya bekam ein Lederband um den Hals, das mit einer Kette an der Wand befestigt war und ihre Hände wurden so gefesselt, dass der maximale Abstand zwischen ihren Handgelenken etwa dreißig Zentimeter betrug.
So wurde sie alleine in einem dunklen, quadratischen Raum gelassen und eingesperrt. Er hatte kein Fenster und kein Gitter in der Tür, und musste von Magie beleuchtet werden, denn Arya konnte die Quelle des schummerigen Lichtes nicht ausmachen.
Dort blieb sie. Und wieder konnte sie nicht sagen wie lange. Ob zwei, drei, fünf Tage, ihr kam es vor wie ein ganzes Leben. Sie bekam noch weniger zu trinken als vorher, und noch seltener. Nie bekam sie mit, wenn das wenige Wasser im Krug und der Brotkanten in ihre Zelle gebracht wurden.
Entweder schlief sie gerade oder ihr Geist hatte sich so weit zurückgezogen, dass sie rein gar nichts von außerhalb mitbekam. Arya versuchte erst gar nicht, sich irgendwie einen Fluchtplan auszudenken. Durza würde sie sowieso finden und weiter foltern. Egal, was sie tat.
Ihre unglaublich zahlreichen Wunden heilten nicht. Fast alle waren entzündet und eitrig, und die wenigen, die nicht entzündet waren, hörten fast nie auf zu bluten. Arya tat selten mehr als in einer Ecke zu liegen, vor sich hin zu starren und sich selbst zu bemitleiden.
Das einzige Mal in diesem quadratischen Raum, dass irgendetwas passierte, war, als sie wieder die Gegenwart des mysteriösen Beobachters spürte. Wie immer lag sie zusammengerollt in der Ecke, als unsichtbare Augen den Blick auf sie richteten und Blickkontakt suchten.
Mühsam stützte sie sich auf und sah angestrengt in die Richtung, aus der die Kraft zu kommen schien. Wie erwartet war nicht zu sehen als der graue Stein. Doch der Beobachter war da, sie konnte ihn deutlich spüren, wie er seine Augen auf sie gerichtet hatte.
Dann versagten Aryas Arme und sie sank schlaff zu Boden. Sobald sie mit dem Kopf auf dem Boden aufkam verschwanden die unsichtbaren Augen und sie war so einsam wie eh und je, in dieser grauen, steinernen Zelle.
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Ich HASSE dieses Kapitel. Ehrlich, das ist das schlimmste das ich jemals geschrieben habe. Und egal wie oft ich es gelesen habe, ich weiß nicht was mich stört. Aber das Kapitel ist schrecklich.
Na ja, weil ich nicht weiß was ich ändern soll, müsst ihr mir jetzt sagen, was daran so störend ist.
Ich bin übrigens gerade am überlegen, wie ich das Ende des Buches gestalten soll. Ich glaube, ich muss ziemlich viele Dialoge aus dem Original-Buch übernehmen. Weil die Unterhaltungen einfach abzuändern, ist ja auch Mist. Aber das interessiert euch wahrscheinlich soviel wie eine Ameise auf der Titanic...
Schönen Nachmittags-Abend euch noch xD
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Eragon - Aryas Gefangenschaft
FanficEine Elfe. Ein Schatten. Unzählige Qualen. Wenn dein größter Wunsch ist, zu sterben. [Die Gefangenschaft Aryas aus ihrer Sicht] 1K ✔ 3K ✔ 5K ✔ 7K ✔ (12.6.20) 10K ✔ (18.10.20) [WIRD ÜBERARBEITET]