Gestern hatte sich Aryas Rücken angefühlt, als hätte jemand die Haut dort abgezogen. Heute fühlte sich ihr Rücken an, als hätte man ihr die Haut dort abgezogen, tausende von Messern hineingesteckt und sie dort gelassen.
Das nahm sie war, als Thom ihr das Essen brachte. Kurz war sie bei Bewusstsein, ließ sich wie ein Vogelküken füttern und ging dann sofort wieder ins Nichts über.
Erneut weckte Thom sie, als er Frühstück brachte. Sie hatte aber noch keinen großen Hunger, nach dem Brot ließ sie den Mund fest verschlossen, denn sie hatte Angst, sich übergeben zu müssen. Nach einigen vergeblichen Versuchen, ihr den Käse und das Ei zu geben stand Thom schießlich wieder auf und verließ Arya wortlos.
Sofort kam wieder die schwarze Umrandung ihres Sichtfeldes, die sich weiter ausbreitete. Doch diesmal schaffte Arya es mühsam, das Nichts zurückzudrängen und bei Bewusstsein zu bleiben.
Sie versuchte, sich vom Schmerz, der immer noch im Vordergrund ihrer Gefühle stand abzulenken, doch ihr fiel nichts passendes ein.
Plötzlich öffnete sich die Tür.
Durza kam herein, wieder mit den zwei Männern vom letzten Mal. Diese stellten sich in die Ecken und der Schatten kam zu Aryas linker Seite, sodass sie ihn sehen konnte.
Er stemmte die Hände in die Hüften und sagte: ,,Du hast heute einen kurzen Weg. Nur einmal vom Stein runter und dann wieder drauf. Auf dem Rücken."
Innerlich schrie Arya auf. Ihre Wunden waren noch überhaupt nicht verheilt, wenn sie daraufliegen würde, wären die Schmerzen noch zehnmal schlimmer als vorher.
Und trotzdem konnte sie nichts dagegen tun.
,,Vorher werde ich die tiefen Wunden aber nochmal aufschneiden.", fuhr Durza mit einem süffisanten Grinsen fort. ,,Damit es richtig schön blutet und schmerzt auf deinem kleinen Rücken."
Er stellte sich nun wie immer auf ihre rechte Seite und zückte das Messer. ,,Mal sehen... Wir fangen mit deinen Beinen an."
Das kalte Messer brannte wie das Höllenfeuer in Aryas Oberschenkel. Sie konnte nicht anders.
Sie schrie.
Und verstummte unwillkürlich, als Durza sie fragte: ,,Wo ist das Ei?" Trotz ihrer Schmerzen, trotz ihrer Angst, blieb sie stumm. Insgeheim hatte sie sich einen Grund gegeben, nichts zu sagen. Sonst würde sie wohl schon bald nachgeben. Krampfhaft klammerte sie sich an diesen Gedanken und wiederholte in immer wieder im Kopf.
Ihre Mutter sollte bereuen, sich von ihr abgewandt zu haben.
Und der zweite Gedanke: Fäolin war nicht umsonst gestorben.
An diesem Gedanken hielt sie fest, als Durza einen weiteren Schnitt machte.
Und noch einen. Diesmal blieb sie still.
Vier Schnitte folgten noch, während Arya all die schönen Momente mit Fäolin in ihrem Kopf abspielte.Eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter, glitzernd wie flüssiger Diamant. Arya war sicher, es war nicht das letzte Mal in diesen Verliesen dass sie Tränen verlor.
Aber das erste Mal in ihrem ganzen Leben.
DU LIEST GERADE
Eragon - Aryas Gefangenschaft
FanficEine Elfe. Ein Schatten. Unzählige Qualen. Wenn dein größter Wunsch ist, zu sterben. [Die Gefangenschaft Aryas aus ihrer Sicht] 1K ✔ 3K ✔ 5K ✔ 7K ✔ (12.6.20) 10K ✔ (18.10.20) [WIRD ÜBERARBEITET]