Wahrscheinlich kamen die Schritte von zwei Personen, die es nicht eilig hatten.
Die einen waren schwer und so selbstbewusst, dass sie von einer mächtigen Person sprachen, die eine hohe Selbstkontrolle hatte.
Die anderen waren leicht und klangen, als wäre die Person, zu der sie gehörten, darauf trainiert worden, leise und unauffällig zu sein.
Sie kamen näher, waren schon fast an der Tür. Die Schritte verstummten genau davor. Dann wurden die Riegel von Aryas Zelle aufgeschoben, und die Tür öffnete sich.
Zwei Personen kamen in den Raum, in dem Arya gefangen war.
Der eine war ein schlanker aber kleiner Mann mit kurzen, fettigen, blonden Haaren und ganz schwarzer Kleidung, außgenommen dem roten Flammenwappen des Imperiums.
Er trug ein Tablett mit zwei Stück Brot, einem Ei und ein kleines Stück Käse. Außerdem ein Krug, der wahrscheinlich Wasser oder Wein enthielt.
Der andere Besucher hatte große schwarze Stiefel, edle Kleidung, die von hohem Rang sprach, und, das wohl auffälligste Merkmal, leuchtend rote, lange Haare.
Arya wusste sofort wer das war. Es war der gefürchtete Schatten Durza, der im Land viel verwüstet hatte. Dieser ging in eine Ecke, während der Blonde mit dem Tablett zögerlich zu Arya vortrat.
Er kniete sich neben sie und stellte das Tablett ab. Prüfend musterte die Elfe den Bediensteten Durzas. Er sah nicht so aus, als hätte er viel Spaß bei seinem Job, was für Arya auch keine Überraschung war, wenn sie sich den kalten Blick des Schattens einmal ansah.
Unwillkürlich begann sie, Mitleid für den Mann zu empfinden. Doch kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, schimpfte sie sich in Gedanken auch schon dafür.
Der Mann war kein Freund, sie war gefangen und Durza würde sie wahrscheinlich foltern um Informationen aus ihr herauszulocken. Der Bedienstete nahm wortlos den Krug und hielt ihn ihr an die Lippen. Sie öffnete den Mund und trank gierig in großen Schlucken.
Es war zwar nur Wasser aber unter diesen Umständen konnte sie wohl froh sein, überhaupt etwas zu bekommen. Als Arya etwa drei Viertel des Kruges leer getrunken hatte, nahm der Blonde ein Brotstück und riss es in Stücke, die er ihr vorsichtig in den Mund schieben wollte.
Doch Arya ließ den Mund fest verschlossen. So tief war sie noch nicht gesunken, sich füttern zu lassen! Trinken okay, sie war am verdursten gewesen, aber füttern?
Sie drehte den Kopf weg und starrte gegen die Wand, als Durza mit seiner unangehnehmen, eiskalten Stimme das Wort ergriff: ,,Du solltest essen. Du hast sonst nur nicht genug Kraft, um zu überleben.'' Sein Ton wurde spöttisch. ,,Und das wollen wir ja beide nicht, hab ich recht?'' Er grinste süffisant.
Sie wusste nicht, ob es die unausgesprochene Drohung in seinen Worten oder der nahende Hunger war, doch jetzt öffnete Arya den Mund und der Blonde konnte ihr das Brot hineinschieben, während er darauf bedacht war, sie nicht zu berühren.
Als sie das Stück hinuntergeschluckt hatte, steckte er ihr das Nächste in den Mund. So ging es weiter mit dem restlichen Brot, dem Ei und dem Käse. Am Schluss hielt er ihr nochmal den Wasserkrug an den Mund und Arya, von dem trockenen Brot wieder durstig, trank ihn vollkommen leer.
Als der letzte Tropfen in ihrer Kehle verschwunden war stellte der Diener die Kanne wieder auf das Tablett, stand auf und ging zur Tür. Er verließ den Raum und Arya hörte wie die Schritte sich entfernten.
Sie wollte nicht, dass er ging, denn das bedeutete, sie war mit Durza allein. Was kein gutes Zeichen sein konnte. Der Schatten wartete bis nichts mehr zu hören war, trat dann vor und blieb direkt vor Arya stehen.

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Eragon - Aryas Gefangenschaft
Fiksi PenggemarEine Elfe. Ein Schatten. Unzählige Qualen. Wenn dein größter Wunsch ist, zu sterben. [Die Gefangenschaft Aryas aus ihrer Sicht] 1K ✔ 3K ✔ 5K ✔ 7K ✔ (12.6.20) 10K ✔ (18.10.20) [WIRD ÜBERARBEITET]