XXVII. Zischend

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Zitternd wagte Arya einen Blick auf Jonathan. Sie sah sein Gesicht zum Glück nicht, seine hätte eingefallenen Gesichtszüge hätte sie nicht verkraftet. Es war ihre Schuld, dass ein elfjähriger Junge gestorben war.
Jonathan lag wie ein Bündel Kleider neben ihr. Arya hätte das sogar glauben können, wenn da nicht das Blut gewesen wäre. Es durchtränkte die Kleidung, den Boden, die Wand, auf die es gespritzt war. Auf dem Boden bildete es dunkelrote Pfützen, die einen beißenden Geruch verströmten und in Aryas feine Nase zogen. Aber sie wusste, sie hatte es verdient. Von der Wand lief es in dünnen Rinnsalen hinunter und floss in die Lachen.
Arya schloss die Augen wieder. Die Schuldgefühle drohten, ihren Verstand zu vernebeln. Sie hörte ein leises Tropfen.
Blut, das auf den Boden tropfte.
Eine Weile war nichts anderes zu hören, doch jetzt, da es Arya einmal aufgefallen war, kam ihr das leise Geräusch wie Donnerschlag vor. Sie versuchte, das Tropfen und die Schreckensbilder von Jonathans Folter zu verdrängen, doch es gelang ihr nicht. Immer wieder hörte sie ihn Schreien, vermischt mit dem Gestank des Blutes und des Todes.
Übelkeit stieg in ihr auf und ein säuerlicher Geschmack machte sich in ihrem Mund breit. Mit Mühe konnte sie es verhindern, sich zu erbrechen.
Schnelle Schritte im Gang holten Arya in die Realität zurück. Jonathan war erlöst worden, sie würde das noch lange nicht sein.
Quietschend öffnete sich die Tür. Durza trat mit einem beifälligen Blick zu Jonathan in ihr Sichtfeld. Der Kessel stand immer noch dort, wo er ihn zurückgelassen hatte. Jetzt zündete er ihn wieder an. ,,Meinst du, wenn wir ihn lange genug liegen lassen, zieht er Ratten und sowas an?", fragte Durza in so beiläufigem Ton als würde er über das Wetter sprechen. Arya antwortete nicht. Sie hatte Angst, der Übelkeit sonst doch noch nachgeben zu müssen.
Durza drehte sich jetzt um und musterte Arya. ,,So still heute? Und so blass?"
Wieder schwieg die Elfe. Gleichgültig zuckte Durza mit den Schultern. Doch sein Ton, als er weitersprach, war alles andere als beiläufig. Er war genüsslich, spöttisch. Arya lief ein Schauer über den Rücken.
,,Das werden wir gleich ändern. Du wirst nicht mehr blass sein. Nein. Rot. Blutrot."
Und mit einem hässlichen, schleifenden Geräusch zog er ein mit getrocknetem Blut verschmiertes Messer aus der Scheide und legte es in die Glut.
Arya hatte es erwartet und doch breitete sich eine noch stärkere, brennende Angst in ihr aus.
Es war dasselbe Messer das Durza schon benutzt hatte um sie selbst und sogar Jonathan zu foltern. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, es zu waschen. Warum auch?
Durza klopfte mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkel, während sie warteten.
Mit Grauen sah Arya, wie das Blut auf dem Messer wieder flüssig wurde und in die Glut tropfte. Jedes Mal, wenn ein weiterer Tropfen verdampfte, gab es ein zischendes Geräusch.
Hätte Arya es nicht gewusst, hätte sie gedacht, es wäre einfach nur ein Topf der über dem Feuer hing und aus dem Wasser tropfte.
Doch es war Blut. Aryas und Jonathans vermischt.
Das Blut eines Jungen, der bis vor wenigen Tagen wohl noch gelacht, gegessen und geschlafen hatte.
Der eine Familie hatte, die keine Ahnung hat, was mit ihm passiert war.
Freunde, die ihn vermissten.
Zitternd stellte Arya sich vor, wie eine besorgte Mutter in der Haustür steht und in die kalte Nacht den Namen ihres Sohnes ruft. Wie keiner antwortet. Und sie schließlich aufgibt und zu ihrem Ehemann in die Küche zurückkehrt.
Alles war so lebendig, wie der Mann hoffnungsvoll aufsieht als sie hereinkommt, doch als er sieht, dass sie alleine ist, den Kopf wieder traurig auf die Hände stützt.
Arya könnte fast denken, es sei wirklich so geschehen. Vielleicht ist auch noch ein kleines Geschwisterlein dabei, das nach seinem großen Bruder schreit.
Mit Mühe hielt Arya die Tränen zurück.
Früher hatte sie nie geweint. Selbst als ihr Vater gestorben war. Doch jetzt... Sie weinte um einen Jungen, den sie keine 24 Stunden gekannt hatte. Früher hätte sie sich für sich selbst geschämt.
Früher.
Ein Geräusch holte Arya abrupt aus ihren Gedanken. Durza hatte das Messer aus dem Feuer gezogen. Es glühte in einem hellen Orange, schon von zwanzig Zentimetern Entfernung konnte Arya die Hitze spüren.
Dann hielt Durza das Messer kurz vor ihren Arm, ließ sie nocheinmal zitternd einatmen, dann berührte er zuerst ganz leicht die Haut.
Er wartete, bis Aryas Heiserkeit das weitere Schreien verhinderte, dann drückte er fester zu, schnitt mit dem unglaublich heißen Messer die einst so weiche, reine, jetzt blutige, aufgerissene und verbrannte Haut auf.
Arya schrie.
Durza zog das Messer schon fast sanft ihren Arm hinab.
Sie schrie, ohne es verhindern zu können.
Er lächelte, ohne ein Kichern unterdrücken zu können.
Sie verschluckte sich an ihrem Speichel.
Hustete, krümmte sich zusammen.
Erlitt noch mehr Schmerzen, als das Messer dadurch bewegt wurde.
Hustete, keuchte, immer wieder unterbrochen von erstickten Schreien.
Irgendwann zog er das Messer aus Aryas Arm. Von dem Messer tropfte Blut, das durch die Hitze flüssiger geworden war. Es vermischte sich mit den inzwischen getrockneten, bräunlichen auf dem Boden. Zischend.
Durza fuhr fort. Zeichnete dünne Linien in den Körper der Elfe. Zog das Messer sanft über ihre Haut, gerade tief genug um Blut austreten zu lassen.

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Yes, I'm back guys!
Pünktlich zum Schulanfang (zumindest in Bayern) bin ich wieder aktiv. :)
Ich habe dieses Buch jetzt fast fertig geschrieben, alle zwei Tage wird ein Kapitel kommen.
Es sind leider nur noch wenige geworden, deswegen kommt auch nicht jeden Tag eines.

Das war eigentlich schon alles,
LG Nora

Eragon - Aryas GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt