Es dauerte lange, bis Durza weitere Meldung von dem angeblichen Drachenreiter bekam. Der Tag nahm seinen Lauf, und erst nach Sonnenuntergang kam ein Soldat zu ihm und brachte ihm die Nachricht, dass das Lager der beiden Männer gefunden worden, und es den Urgals gelungen war, einen der beiden gefangen zu nehmen.
,,Was ist mit dem Drachen und dem anderen?'', fragte Durza nachdenklich. ,, Herr, sie konnten fliehen. Der Drache hat fast alle Urgals geschlachtet, doch einer war mit dem bewusstlosen Mann schon fast in der Stadt angekommen. Der Gefangene ist in den Kerkern, unter Einfluss der Droge, Herr."
Durza seufzte, und mit einem unfreundlichen ,,Verschwinde." zu dem Soldaten ging er zu seinem Haus. Den Jungen würde er am Morgen besuchen, heute war er zu erschöpft. Er hatte mal wieder viele Stunden in der Zelle der Elfe verbracht, und anschließend den Befehl gegeben, sie mit dem großen Wachwechsel in einen der anderen Räume zu verlegen.
Er hatte sie bewusstlos zurückgelassen, wie so oft in letzter Zeit. Wahrscheinlich würde sie das auch noch eine Weile bleiben. Der restliche Abend verlief belanglos. Durza arbeitete noch ein wenig, doch seine Gedanken waren bei dem Jungen.
Konnte es wirklich der Drachenreiter sein? Der Reiter des Drachen, dessen Ei so unauffindbar schien? Dann würde alles, was den Krieg betrifft sich zu des Königs und Durzas Gunsten wenden. Es wäre ein großer, unerwarteter Schritt in Richtung ihres Sieges. Seines Sieges.
Am Morgen ging Durza ohne Umschweife hinunter in die Kerker. Von einer Wache ließ er sich sagen, in welcher Zelle sich der Junge aufhielt. Es war eine der Luxuszellen. Mit Fenster auf die Straße, Steintisch und Strohbett.
Aber der Junge würde sowieso nicht lange hier bleiben, wenn es wirklich der Drachenreiter war. Galbatorix würde ihn schon bald nach Urû'baen beordern, um ihn zu zwingen, dem König die Treue zu schwören. Und die Elfe vermutlich gleich mit.
Durza war vor der Zellentür angekommen. Ein älterer Mann mit einem Schlüsselbund in der Hand stand davor, doch auf Durzas aufforderndes Nicken hin machte er keine Anstalten, aufzusperren. ,,Schließ die Tür auf, Dummkopf.''
Ängstlich schüttelte der Soldat den Kopf. Langsam wurde Durza ungeduldig. ,,Ich habe dir befohlen, die Tür aufzuschließen. Tu, was ich dir sage!'', zischte der Schatten. Endlich bekam die Wache den Mund auf: ,,Ihr dürft dort nicht hinein! Mein Befehl ist eindeutig: Niemand darf zu ihm!''
Genervt rollte Durza mit den Augen. Seine Stimme war ruhig, aber eiskalt. ,,Tatsächlich? Willst du etwa derjenige sein, Captain, der bei dem Versuch, mich aufzuhalten, stirbt?'' Mit angsterfüllten Augen sah der Soldat auf den Boden. ,,Nein ... Aber der König ... '' Durza unterbrach ihn. ,,Um den König kümmere ich mich selbst. Und jetzt schließ auf."
Ein letzter, zweifelnder Blick, dann schloss der Mann endlich die Tür auf.Der Junge saß mit ausdruckslosem Gesicht auf dem Strohbett. Trotz der Droge glaubte Durza, ein kurzes Entsetzen über die Gesichtszüge huschen zu sehen, als er durch die Tür trat. Er setzte ein kaltes Lächeln auf.
,,Sei gegrüßt. Ich habe lange darauf gewartet, dir zu begegnen.'', sagte er. Träge antwortete der Junge: ,,Wer ... wer bist du?'' Lächelnd winkte Durza ab und setzte sich neben den Gefangenen. ,,Das ist belanglos. Mein Name spielt für dich keine Rolle. Er würde dir sowieso nichts sagen. Du bist derjenige, um den es geht. Wer bist du?''
Durza wusste, wie man mit Menschen umging, die unter Einfluss der Droge standen. Ihnen das Gefühl von Wichtigkeit geben, zunächst einfache Fragen stellen, dann zu den wichtigen übergehen. Obwohl, diese Frage 'Wer bist du' konnte mit der richtigen Antwort auch schon etwas bringen.
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Eragon - Aryas Gefangenschaft
FanficEine Elfe. Ein Schatten. Unzählige Qualen. Wenn dein größter Wunsch ist, zu sterben. [Die Gefangenschaft Aryas aus ihrer Sicht] 1K ✔ 3K ✔ 5K ✔ 7K ✔ (12.6.20) 10K ✔ (18.10.20) [WIRD ÜBERARBEITET]