XXXIII. Kraftstoß

365 12 0
                                    

Mit einem ekelhaftem Geschmack im Mund wachte Arya auf. Sie lag noch genau so auf dem Boden, wie schon den ganzen Tag. Jetzt war es dunkel und bewölkt, der Mond schien nur schwach durch eine dünne Wolkendecke.
Sie hatte Hunger und Durst, hinten in Aryas Mund hatte sich eine kleine Pfütze Speichel gebildet, doch sonst war ihr Mund trocken. Ihr Magen knurrte und ihr ganzer Körper schmerzte mal wieder. Sie hatte noch das Brot, aber das würde den Durst nur noch schlimmer machen.
Hoffnungsvoll warf sie einen Blick zur Tür, doch der Krug lag noch genauso leer da, wie sie ihn verlassen hatte.
Arya setzte sich auf und verzog das Gesicht. Sie hatte starke Rückenschmerzen von dem harten Steinboden, ganz zu schweigen von den Schmerzen ihrer größtenteils entzündeten Wunden. Trotzdem versuchte sie, aufzustehen. Kurze Zeit gelang es ihr, schwankend das Gleichgewicht zu halten, doch nach etwa zehn Sekunden viel sie wieder auf die Knie.
Auf allen Vieren gelangte sie zu dem Stück Wand, in dem ihre Fußfessel befestigt war.
Sie untersuchte die Befestigungsstelle, in der geringen Hoffnung, eine Schwachstelle, ein lockeres Steinchen, irgendetwas zu finden, doch es brauchte nicht lange und ihr war klar, dass das sinnlos war. Die Metallscheibe war tief im Stein eingelassen, wahrscheinlich würde sie es nicht einmal mit Wasser schaffen, so klein die Wahrscheinlichkeit vorher schon gewesen war.
Weil ihr nichts besseres einfiel, begann Arya, mit dem Eisenring um ihr Handgelenk, auf die Wand einzuschlagen. Sie schob ihn so weit vor wie möglich und klappte ihre Hand ein.
Es tat weh und sie schürfte sich den Handballen auf, doch es tat gut, auf etwas einzuschlagen.
Zu ihrer Überraschung löste sich nach etwa einem Dutzend Schlägen ein kleines Steinchen oberhalb der Metallfassung der Kette.
Arya fing es mit der flachen Hand auf. War das Ausbrechen etwa so einfach? Doch kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, wurde sie von einer unsichtbaren Macht, ausgehend von der Stelle, aus der das Steinchen heraus gefallen war, mit solcher Wucht nach hinten geworfen, dass sie durch den halben Raum flog und ihr die Luft wegblieb.
Verkrampft lag Arya auf dem Boden und schnappte verzweifelt nach Luft. Ein unglaublich starker Kraftstoß drückte ihre Rippen auf ihre Lunge, sie konnte nicht atmen!
Gerade als die Bewusstlosigkeit sie in ihren Bann ziehen wollte, verschwand der Druck von ihrer Brust und sie sog Sauerstoff in sich ein. Es war zwar stickige, süßliche Luft - aber Luft.
Eine Zeit lang lag Arya nur da, atmete, und fragte sich, was gerade passiert war.
Natürlich war die Kette mit einem Zauber belegt. Arya schalt sich selbst ob ihrer Dummheit.
Langsam hob sie den Kopf. Sie hatte wieder Kopfschmerzen, doch es war nur ein dumpfes Pochen hinter den Schläfen.
Die Metallplatte in der Wand, in der die Kette mündete, glühte noch. Auf allen Vieren krabbelte Arya dorthin, das Steinchen noch fest in ihrer Faust. Sie wartete, bis das Metall nicht mehr heiß war und betrachtete dann die Stelle. Das Steinchen hatte sich direkt über der Platte gelöst und etwa drei Millimeter unter die Platte eine 'Höhle' gebildet. Sie befühlte den aufgekratzten Stein. Es war eine glatte Kante.
Kein natürlicher Stein brach so glatt ab. Es war fast, als wollte Durza, dass sie das Steinchen herausbrach und fast daran erstickte. Hieß das, sie wurde von dem Schatten kontrolliert und gesteuert? Und wenn ja, wollte er, dass sie aufhörte auf die Wand einzuschlagen oder dass sie es noch weiter versuchte?
Eher letzteres, dachte Arya.
Also beschloss sie, die Fesseln an ihr selbst zu untersuchen. Wer sagte denn, dass sie die Kette an der Wand bezwingen musste? Es reichte doch, den Ring um ihren Knöchel loszuwerden.
Mit wenig Hoffnung machte sie sich daran, ihre Fesseln zu zerstören.

Eragon - Aryas GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt