Als Arya erwachte, war sie in Dunkelheit gehüllt. Nahezu kein Mondlicht schien durch das Fenster, und durch keinen Türspalt konnte vom Gang Licht hereinfallen. Rechts neben der Tür stand ein kleiner Krug, den wohl, während sie geschlafen hatte, jemand dorthin gestellt haben musste.
Vorsichtig versuchte Arya, sich zu bewegen. Ihre Glieder waren steif, wie lange hatte sie geschlafen?
Langsam drehte sie ihren Kopf. Ein wenig schwindlig wurde ihr noch, doch auch die Schmerzen waren viel weniger geworden. Nur der Durst hatte sich verschlimmert. Ihre Zunge war trocken, die Lippen so aufgesprungen wie eh und je.
Sie startete einen Versuch, aufzustehen. Jede Bewegung zog in den Wunden und ihre Beine wollten ihr Gewicht nicht tragen. Sie stützte sich an der Wand ab, zog sich an der Kette hoch solange es ging.
Dann stand Arya zitternd an der Wand gelehnt da.
Und jetzt?
Sie versuchte, einen Schritt in Richtung des Kruges zu machen, doch als sie die Hände von der Wand nahm, knickten ihre Beine ein und sie landete schmerzhaft auf den Knien.
Wann war sie nur so schwach geworden, dass ihre Muskeln nicht einmal fürs Laufen reichten?
Sie beschränkte sich also auf Kriechen. Arya machte einen großen Bogen um die inzwischen getrocknete Blutlache am Boden, wo sie am Tag zuvor gelegen hatte. Als sie fast am Krug angekommen war, konnte sie nicht mehr weiter. Ihre Kraft würde noch reichen, doch die Kette nicht.
Die Kette an ihrer Fußfessel war gespannt, und doch kam sie nicht an den Henkel.
Sie legte sich flach auf den Boden, streckte sich so weit, dass einige Krusten auf den Wunden wieder aufbrachen und bekam mit dem Zeigefinger den Henkel zu fassen. Vorsichtig, um nichts zu verschütten, zog sie den Krug zu sich her. Hinter diesem entdeckte sie jetzt ein kleines Stück Brot. Mit Aufbietung ihrer letzten Kraft streckte sie die Arme noch ein wenig weiter aus und schaffte es, einen Fingernagel in das Brot zu bohren.
Schnell zog sie die Hand wieder zurück und das kleine Stück mit sich. Erschöpft kroch sie mit dem Krug und dem Brot in eine Position, in der die Kette nicht mehr an ihrem Fußgelenk riss und warf einen Blick in den Krug.
Er war nicht einmal zu Hälfte gefüllt, kaum zwei große Schlucke würden es sein. Arya ließ das trockene Brot trotz ihres Hungers liegen und zwang sich, das Wasser in kleinen, bedächtigen Schritten zu trinken und nicht alles auf einmal hinunter zu stürzen. Es hatte Zimmertemperatur, also nicht gerade erfrischend.
Als der Krug leer war, war sie noch immer durstig, doch es war besser geworden. Der Hunger hingegen nicht.
Doch sie fühlte sich jetzt stark genug, einen Plan auszuarbeiten. Sie musste hier raus.
Schnell rennen konnte sie in diesem Zustand nicht. Kämpfen konnte sie in diesem Zustand nicht.
Aber was sie konnte, war reden. Und Durza wollte, dass sie das tat. Er hatte sie hier in diesen Raum gesteckt, um sie wenn möglich verrückt zu machen. Er wollte, dass sie sich einsam fühlte, ohne Kontakt zur Außenwelt um so den Verstand zu verlieren.
Diese Freude würde sie ihm nicht gewären.
Sie konnte reden. Und ihre Stimme würde sie sich zu nutze machen.
Aber dafür musste sie sich erinnern, was passiert war. Warum hatte Durza sie hierher verlegt? Warum hatte er sie nicht mehr gefoltert?
Arya versuchte, von jetzt an Rückwärts zu denken. Trinken, aufwachen, zerschundener Körper, unfähig zu stehen, Schwindel, Kopfschmerzen, die Blutlache am Boden, zu Bewusstsein kommen ... Wie ging es weiter? Keine Tür zu ihrer Erinnerung öffnete sich, kein Bild konnte sie heraufbeschwören. Sie wusste nur, was sie sich an dem halb verheilten, viel zu tiefen Schnitt über ihren kompletten Oberkörper zusammen gereimt hatte.
Sie hatte Durza wütend gemacht, woraufhin er tiefer als beabsichtigt geschnitten hatte. Sie wäre verblutet, also hatte er die Heilung bis zu einem ungefährlichen Zeitpunkt beschleunigt. Mehr wusste sie nicht, doch sie musste mehr wissen.
Arya versuchte es anders. Sie ging Informationen über sich selbst durch, von einfach zu schwer, bis sie bei diesem Zeitpunkt angelangt war.
Ich heiße Arya, gehöre dem schönen Volk, den Elfen, an und bin die Tochter der Elfenkönigin. Ich arbeite als Botin zwischen Ellèsmera und den Varden, um das Drachenei zu beschützen. Durza hat mich und meine zwei Begleiter überfallen, ich habe das Drachenei nach Carvahall zu Brom geschickt. Ich weiß nicht, ob es dort angekommen ist. Fäolin ist tot. Ich bin gefangen. Durza hat mich gefoltert. Er will Informationen. Ich habe ihm noch keine gegeben. Ich habe ihn wütend gemacht, weil er ...
Eine Stimme drängte sich in Aryas Kopf.
... er mich beleidigt hat.
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Eragon - Aryas Gefangenschaft
FanficEine Elfe. Ein Schatten. Unzählige Qualen. Wenn dein größter Wunsch ist, zu sterben. [Die Gefangenschaft Aryas aus ihrer Sicht] 1K ✔ 3K ✔ 5K ✔ 7K ✔ (12.6.20) 10K ✔ (18.10.20) [WIRD ÜBERARBEITET]