Kein Ausdruck war in Durzas Gesicht zu lesen, als er schon fast beiläufig fragte: ,,Wo hast du das Ei hingeschickt?"
Er erwartete, in dem Gesicht der Elfe die üblichen Spiele zu sehen. Erst Wut, dann Unsicherheit, kurzes Blinzeln, Schlucken, Durchatmen, dann wieder kurzzeitige Fassung, die von Angst abgelöst wird, sobald er den Arm wieder hebt. Doch diesmal blieb das aus. Die Elfe hatte ihn nicht gehört. Ihre Augen blickten starr ins Leere, rot umrandet und durchzogen von tiefem Schmerz.
Durza gab ihr eine Ohrfeige. Leer und wie aus Schlaf erwacht, blinzelte sie. Doch nun starrte sie auf die Glut im Kessel, vermied Augenkontakt mit ihm.
Er legte das Messer wieder in die Glut, packte grob ihr Kinn und drückte ihre Wangen zusammen. Durza drehte ihr Gesicht zu sich, zwang ihre Augen in die Seinen zu blicken.
Die Elfe konnte nichts tun. Ihre Hände waren gefesselt. Ihr Verstand zu umnebelt um sich zu wehren. Stumpf glotzte sie ihn an. Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischte er: ,,Wo hast du das Drachenei hingeschickt, Drecksstück?" Kurz geschah nichts. Durza drückte seine Fingernägel noch tiefer in ihr Gesicht, durchbohrte sie mit seinem Blick.
In ihre Augen trat ein Glanz. Durza nahm an, sie gab nach.
Langsam öffnete sie ihren Mund.
Der Glanz wurde heller.
Jetzt fixierte sie ihn mit ihren Augen, als habe sie ihn gerade erst entdeckt.
Sie öffnete den Mund noch weiter, versuchte zu sprechen.
Mit einem Krächzen begann es. Nach einigen Versuchen wurde es verständlicher. Durza wusste, sie würde es ihm verraten. Endlich. Das dritte Ei war in seinem Besitz. Gleich.
Mit trockener Zunge fuhr die Elfe sich noch einmal über die aufgesprungenen Lippen.
Sie flüsterte.
Leise.
Verständlich.,,Nenn mich nicht Drecksstück, du Monster."
Ruckartig ließ Durza ihr Gesicht los.
Wut kochte in ihm hoch.
Mit funkelnden Augen und einem Brüllen packte er das Messer und zog es einmal quer über ihren Oberkörper. Sie schrie, Blut spritzte.
Doch er beachtete sie nicht und war schon fast aus der Tür. Mit einem Donnern knallte er die schwere Eisentür hinter sich zu und rauschte den Gang entlang. Der Diener, der ihr immer Essen brachte, kam ihm entgegen.
Als Durza an ihm vorbei war, lag der Untergebene mit leeren Augen auf dem Boden, das Tablett mit verstreutem Essen und verschüttetem Wasser neben ihm. Durza rauschte weiter, ohne sich um den Leichnam zu kümmern. Die Wache am Ende des Ganges erlitt das gleichen Schicksal.
Keiner entkam ihm. Jeder, der ihm auf der Straße entgegenkam, musste an seine Macht glauben. Einer der Soldaten kam ihm entgegen und rief ihm etwas von einem Gefangenen zu, bevor er in die Luft geschleudert, sein Oberkörper mit einem Ruck vom Unterleib getrennt wurde und beides mit einem Schmatzen auf dem Boden landete. Ein Kind rannte schreiend zu seiner Mutter ins Haus, Durza zündete das Gebäude an.
Schon länger hatte es in ihm gebrodelt, jetzt war der Kessel explodiert. Er war sich so sicher gewesen, die Elfe gebrochen zu haben.
Das bedeutete Rache. Schmerzhafte, lange, grausame Rache. Er würde anordnen, der Elfe nichts mehr zu essen zu geben. Einmal am Tag einen Schluck Wasser, mit dem Gift darin.
Er würde nicht so gnädig sein und ihr das Verdursten gewären. Sie würde nie sterben. Niemals. Er würde sie brechen.
Und zwar auf die unsanfte Tour. Es war vorbei mit seiner Gnade.
Jetzt würde seine Gefangene leiden. Und er würde ihr zusehen, es genießen und schon bald in stumpfe, gebrochene Augen sehen, wie sie sich mit Angst füllten, sobald er den Raum betrat.
Kalte Wut brodelte in ihm, als er das Haus erreichte, in dem er schlief.
Am nächsten Tag war sie dran.Laute Rufe erfüllten die Vollmondnacht, als Männer mit Wassereimern herbeieilten um ein lichterloh brennendes Haus in einer von Toten gespickten Straße zu löschen.
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Eragon - Aryas Gefangenschaft
FanficEine Elfe. Ein Schatten. Unzählige Qualen. Wenn dein größter Wunsch ist, zu sterben. [Die Gefangenschaft Aryas aus ihrer Sicht] 1K ✔ 3K ✔ 5K ✔ 7K ✔ (12.6.20) 10K ✔ (18.10.20) [WIRD ÜBERARBEITET]