Quarantaquattro.

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"Don't break his heart, his achy breaky heart
I just don't think he'll understand" - We Can't Stop

***

Der Tag verlief von Minute zu Minute besser. Anfangs war ich wirklich zurückhaltend gewesen, als alle Verwandten von Leon auf uns zugekommen waren, doch mittlerweile war ich aufgetaut und ließ mich mehr und mehr auf die Gespräche ein. Gleich würde es etwas zu essen geben und danach gab es noch ein paar Programmpunkte. Die freie Trauung war vor etwa einer halben Stunde gewesen. Und ich musste zugeben, dass mir die eine oder andere Träne ins Auge gestiegen war, als sich Leons Schwester und ihr Mann das Ja-Wort gegeben haben.

Ich war schon immer eine Person gewesen, die sich das typische Leben ausmalte: Mit Mann, Kindern und in einem eigenen Haus. Wenn man überlegte, dass ich das in ein paar Jahren vielleicht schon haben würde fragte man sich wirklich, ob die eigene Zukunft so ablaufen wird wie man es sich erträumt. Ich hatte versucht mir nicht anmerken zu lassen, dass mich die Zeremonie zu Tränen gerührt hat, doch Leon hatte es gemerkt. Unsere Blicke hatten sich getroffen und er hatte mich angelächelt, bevor er seinen Arm mit meinem verwinkelt hat, als würde er mich so trösten können.

„Na, hast du schon Hunger?", flüsterte mir dieser jetzt ins Ohr, überrascht zuckte ich zusammen und sah ihn dann an. Er hatte sich zu mir hinübergebeugt, sodass sein Kopf direkt über meinem schwebte. Unsicherheit machte sich in mich breit, aber dann setzte ich mir wieder in den Kopf lockerer zu werden und fing an zu grinsen. „Und wie." Er zog mich also wieder auf meine Füße, innerlich verfluchte ich mich in dem Moment, dass ich nicht an Blasenpflaster gedacht hatte, biss aber die Zähne zusammen und nahm die Hand an, die er mir weiterhin hinhielt.

Das Buffet war riesig. Wir brauchten ein paar Minuten, bis wir uns für mehrere Komponenten entschieden hatten und am Ende war der Teller mehr als voll. Mit der Frage, wie ich das alles aufbekommen sollte ohne vorher zu platzen gingen wir wieder zurück zu unserem Tisch, an dem Leons andere Schwestern mit ihren Partnern saßen. Leons älteste Schwester lächelte mich an, als ich mich neben sie setzte und beugte sich vor, um mir etwas zuzuraunen.

„Sag mal, haben du und Leon eure Outfits für heute eigentlich aufeinander abgestimmt?", kam es von ihr, dann wanderten ihre schokobraunen Augen zu ihrem Bruder, der sich die Gabel mit Gemüse vollpackte. Und dann ließ ich meine Augen prüfend über ihn wandern, bis mir in Sekundenschnelle unglaublich warm wurde. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass Leon auch die Sachen trug, die ich ihn damals herausgesucht hatte, als wir in der Stadt gewesen waren. Wir hatten beide unbewusst zu den Outfits gegriffen, die farblich harmonierten, und auf einmal schlug mein Herz viel zu schnell und ich bekam kaum noch Luft.

„Nein, das ist eher Zufall.", meinte ich nervös lachend, denn das Ganze war mir etwas unangenehm. Wie wahrscheinlich war es, dass beide Personen unabhängig voneinander zur selben Farbkombination griffen? Leons Schwester warf ihrem Freund einen wissenden Blick zu, welchen ich nicht so ganz deuten konnte. Hatte das in ihren Augen eine größere Bedeutung als für mich selber? Drückte das irgendetwas aus?

Da traf sein Blick auf meinen, und er lächelte mich an, bevor er sein Glas hob um mit mir anzustoßen. Seine leicht welligen Haare waren perfekt nach hinten gegelt, was ihm zugegebenermaßen unglaublich gut stand. Ich fühlte eine komische Anspannung zwischen uns, bis ich es nicht mehr aushielt und den Blickkontakt abbrach. Danach wurde ich tatsächlich gelassener, unterhielt mich ausgelassen mit allen Leuten an unserem Tisch. Schlussendlich war ich mehr als satt und wurde etwas müde, während die Tanzfläche gerade von den ersten Personen gestürmt wurde.

Auch Leons Schwestern machten sich auf den Weg, sodass nur noch er und ich am Tisch saßen. Schläfrig von dem Wein und Sekt, den ich getrunken hatte, schaute ich ihn an, während er fragend eine Augenbraue hochzog. Ich wusste sofort was er von mir wollte und schüttelte bittend mit dem Kopf, doch das ließ er sich nicht nehmen. Entschlossen stand er auf und hielt mir seine ausgestreckte Hand hin. „Na komm."

Und ich ließ mich mitziehen. Seufzend folgte ich ihm bis zum Rand von der Tanzfläche und da begann er schon frei zu der Musik zu tanzen. Ich zögerte erst, bis er sich meine Arme nahm und mich dazu ermutigte mitzutanzen. Also gab ich mir einen Ruck, ließ mich fallen und genoss einfach den Augenblick. Das Adrenalin in meinem Körper mischte sich mit dem Alkohol und brachte mich dazu mich zu amüsieren, einen Moment lang machte ich mir keine Gedanken mehr darum, was sich manche Leute wohl über uns dachten oder wie Felix morgen wohl drauf war. Nein, es zählte nur dieser eine Moment.

Einige Songs später wurde ein langsameres Lied abgespielt und die Paare um uns herum begannen sich zu berühren und langsam im Takt des Liedes zu schunkeln. Überfordert sah ich den Dunkelhaarigen an, der genauso verloren wirkte wie ich. Was mich genau dazu trieb konnte ich nicht sagen, aber ich machte einen Schritt auf ihn zu, bevor ich direkt vor ihm stand. Meine Augen lagen auf ihm, während ich meine Hände sanft auf seine Schultern legte und ihn dazu brachte meine Taille anzufassen, damit wir uns den anderen anpassen konnten.

Er ließ mich das ganze Lied über nicht aus den Augen, und dasselbe konnte man über mich sagen. Meine Mundwinkel ließen mich leicht lächeln, und auf einmal spürte ich eine Anziehung zwischen uns, die so vor langer Zeit das letzte Mal aufgetreten war. Ich hatte das Gefühl, als wenn Leon mir ab dem Zeitpunkt komplett vertraute und sich mir öffnete, und das Gefühl bescherte mir eine Gänsehaut auf meinen Unterarmen. Zugegeben, es war schön und ich spielte mit dem Gedanken meinen Kopf auf seiner Brust zu platzieren. Das tat ich ein paar Sekunden später wirklich.

Sofort spürte ich Leons Herz an meinem Ohr pulsieren und es fühlte sich so an, als wenn mein Herz sich dem seinem Takt anpasste. So standen wir hier, kuschelten auf der Tanzfläche und verspürten eine innere Sehnsucht, die so gar nicht existieren durfte. Ich war hin- und hergerissen, doch schlussendlich beschloss ich, dass es okay war so zu fühlen. Leon und ich hatten eine besondere Vergangenheit, die Gefühle verschwanden nicht so einfach aus deinem Gewissen.

Und so neigte sich die Veranstaltung dem Ende zu...

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A|N

"Your lips, they pull me in the moment, You and I alone and people may be watching. I don't mind..." - Lauv

Naaa. Ich höre seit gestern Weihnachtslieder, richtig schlimm. Noch sind es zwei Monate, aber hab auch echt Lust auf die Weihnachtszeit. Freue mich schon richtig :)

Wie geht es Euch? Müsst ihr morgen auch wieder raus?

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt