Cinquantatre.

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"When you play it hard
and I try to follow you there
It's not about control
But I turn back when I see where you go" - Oblivion

***

Daran, dass vor dem Club schon ein paar kleine Grüppchen, manche mit Zigaretten, standen erkannte man, dass dieser gut besucht war. Michelle hakte sich bei mir ein, warf mir einen grinsenden Blick zu und zog mich dann hinter sich her vorbei an den Leuten. Ich ignorierte die Blicke der Anderen so gut es ging, ließ mich mit zum Eingang nehmen, wo wir nach unseren Ausweisen gefragt und kurz kontrolliert wurden.

Scheinbar waren wir passend zur heutigen ‚Happy Hour' gekommen, also fackelten wir nicht lange und gaben unsere Jacken an der Garderobe ab, bevor wir zur Bar gingen. Michelle bestellte uns einen Tequila, sodass wir anstoßen konnten. Wir tauschten ein Lächeln aus, dann kippte ich die kalte Flüssigkeit schon herunter und spürte das Brennen in meinem Hals, was sich kurz danach ausbreitete. Mein letzter Tequila war einige Zeit her, ich hatte vergessen wie stark das Zeug war. Mal davon abgesehen, dass es nur Mittel zum Zweck war, denn besonders lecker war er nicht.

„Na komm, wir tanzen ein bisschen.", forderte ich meine alte Schulfreundin auf, berührte ihren Ellbogen. Sie nickte zustimmend, schlängelte sich durch die Menge und suchte uns einen Platz, wo wir bleiben konnten, ohne dass wir zu eng bei den anderen Leuten standen. Viele Gruppen waren auf der Tanzfläche, die meisten schienen schon ein bisschen getrunken zu haben. Doch mir fiel es nicht schwer mich anzupassen, denn so langsam spürte auch ich den Alkohol in meinem Blut. Ich versuchte mich zu lockern, begann meine Hüften zum Takt der Musik zu spielen, die laut aus den Boxen drang.

Mir kam es so vor als würde ich beobachtet werden, unsicher ließ ich meinen Blick über all die Gesichter schweifen, doch alle waren mit etwas anderem beschäftigt als in meine Richtung zu sehen. Ich fühlte mich verklemmt, es war so lange her gewesen, dass ich als Single tanzen gegangen war, dass es mir unangenehm war mich zu bewegen. Doch ich wusste, dass der Gedanke Quatsch war, machte also genauso weiter wie anfangs. Michelle lächelte, schien sich zu amüsieren, zusammen sangen wir die Lyrics der Songs mit, die wir kannten und passten uns den anderen Partygästen an.

Gute Zwei Stunden und drei weitere Shots später brauchten wir eine weitere Pause. So langsam leerte sich der Club, aber Michelle und ich dachten noch nicht im Geringsten daran zu gehen. Mittlerweile war es mir sogar egal, falls ich mich auf irgendeine Weise blamierte, merkte deutlich, dass ich als nächstes ein Glas Wasser anstatt Alkohol benötigte. Schnell griff ich nach der Hand meiner Freundin, zog sie mit mir nach draußen, um nach frischer Luft zu schnappen. Dort setzen wir uns auf die Kante von dem Bürgersteig, schauten ein paar Sekunden lang einfach geradeaus und versuchten herunterzukommen.

Ich spürte die kalte Nachtluft deutlich, rieb mir über die Arme, um keine Gänsehaut zu bekommen. Auf einmal berührte Michelle mein Knie, woraufhin ich sie ansah. „Der da hinten schaut mich schon die ganze Zeit an.", wisperte sie mir zu und schaute nickend geradeaus, also sah ich in die Richtung. Mein Blick blieb an einem Mann hängen, der schätzungsweise Mitte 20 war, außerdem dunkelblonde Haare hatte, also genau Michelles Typ war. Sie wirkte unsicher, schaute ihn aber dennoch unverwandt an. „Geh zu ihm rüber.", raunte ich ihr zu, da sah sie mir in die Augen.

„Ich kann doch nicht einfach rübergehen. Was ist denn, wenn ich seine Blicke falsch deute?" – „Dann hast du es immerhin versucht.", versuchte ich sie zu überzeugen, wusste nach dem Gespräch von heute in der Bar, dass sie mal wieder einen Mann an ihrer Seite brauchte.

Michelle schien nicht überzeugt, grübelte etwas, bis sie aufstand und mich anlächelte. „Du kommst mit.", beschloss sie, zog mich auf meinen Protest hin auf die Beine und schleppte mich tatsächlich zu dem Kerl, der mit ihr flirtete, und seinem Kumpel. Ich wusste nicht wie es so schnell gegangen war, doch kaum, dass ich überhaupt hallo sagen konnte, unterhielten sich die beiden schon. Michelle grinste, verriet dem Blonden ihren Namen und begann nervös an ihrem Rock zu spielen, während sie den Mann anhimmelte, der jetzt neben ihr stand, mit seinem Bier in der Hand und der Lederjacke.

Die Situation war mir unangenehm, ich fühlte mich fehl am Platz, verschränkte also ausdruckslos meine Arme. „Ist dir kalt?", kam es dann von dem anderen Mann, der mich schmunzelnd betrachtete. „Etwas.", lachte ich unsicher, schlug mir innerlich gegen meine Stirn und fragte mich, wie blöd ich denn war. Denn im nächsten Augenblick hatte ich die Jeansjacke von ihm auf meinen Schultern liegen, sein Parfum umhüllte mich und auch wenn es nett gemeint war fühlte es sich falsch an.

„Danke.", sagte ich dennoch, sah dann auf meine Schuhe in der Hoffnung nicht weiter angesprochen zu werden. Doch das klappte eher semi-gut, denn kaum, dass ich meinen Kopf wieder gehoben hatte begann der Mann vor mir sich vorzustellen. „Ich bin Sebi.", meinte er schlicht, woraufhin ich ihm meinen Namen verriet. Sebi nickte, fuhr sich einmal durch die dunklen Haare und sah mich unverwandt an. „In spätestens zehn Minuten haben die beiden Nummern getauscht. Mein Kumpel hat sich glaube ich schockverliebt heute.", lachte er, deutete auf Michelle und dem Mann, mit dem sie sich unterhielt. Die beiden bemerkten noch nicht einmal, dass wir über sie sprachen, so sehr waren sie auf den jeweils anderen konzentriert.

„Ich würde es den beiden gönnen.", sagte ich ehrlich, versteckte so mein Unbehagen, als er einen Schritt näher kam, um so meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Nicht ganz sicher, ob Sebi versuchte mit mir zu flirten erwiderte ich seinen Blick, bekam dann meine Antwort. „Ich mag deine Augen.", gab er mir das Kompliment. Und auch wenn alles auf einer akzeptablen Ebene blieb ging es die nächsten Minuten immer so weiter, dass er versuchte ein Gespräch aufzubauen und mir zu zeigen, dass er mich interessant fand, während ich wie eine Barriere um mich herum aufgebaut hatte. Es war einfach nicht das Richtige jetzt mit anderen Männern zu flirten.

So endete der Abend damit, dass Michelle sich einen Kerl geangelt hatte. Ich wiederum gab Sebi seine Jacke wieder und verabschiedete mich entschuldigend von ihm. Meine Freundin beugte sich beim Laufen zu mir herüber und grinste. „Der mochte dich. Warum bist du nicht drauf eingegangen?" Ich fühlte mich unwohl, wollte mich am liebsten einfach unter einer Decke vergraben und in Ruhe nachdenken. „Ich schätze ich bin noch nicht wieder so weit, dass ich mit anderen Männern flirten kann. Muss den letzten Monat immer noch verarbeiten." Und so lächerlich das auch klang, es war die Wahrheit.

***

A|N

Hey ihr Lieben! Wollte Euch noch alles, alles Liebe zu Weihnachten wünschen. Vermutlich kommt erst am Sonntag wieder ein neues Kapitel. Genießt die Feiertage mit euren Liebsten und kommt gut ins neue Jahr. Und erholt euch gut!

Ich hab am Anfang der Woche den Epilog von 'Glory' geschrieben. Hab fast geheult, weil jetzt alles vorbei ist. Und dann bin ich melancholisch geworden und hab mir die allerersten Kapitel aus 2015 nochmal durchgelesen. Hach ja :')

Haut rein!

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt