Quarantacinque.

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"Lost and found, knocking heads, laying low
And there's no point reliving crimes to lose this" - Fake It

***

Es war schon spät und wir waren eine der Letzten, die die Feier verließen. Herzlich wurde ich von allen restlichen Verwandten Leons umarmt, bevor ich den Raum nach Leon absuchen ging. Dieser stand an einem Tisch weiter vorne und hatte sich mit seinem Onkel verquatscht, bis er mich bemerkte. Grinsend sah er mich an, ich hätte schwören können, dass sein Blick einmal über mich schweifte und mich genau betrachtete. Als würde er in mir die Person sehen, mit der er damals zusammen war. Mit der er die schönsten Momente erlebt hat und leider auch viel zu viele schlechte.

„Hey.", lächelte ich ihn an, ließ zu, dass er seinen Arm um mich legte und über meiner Hüfte platzierte. So schob er mich dann aus dem Gebäude, wo ich mir erstmal einen Moment nahm, um die frische Nachtluft einzuatmen. Dann traf mich die kalte Nachtluft, reflexartig hob ich meine Arme und strich mir über die Arme, um diese etwas zu wärmen. Der Dunkelhaarige schmunzelte über meine Versuche, legte mir dann den Cardigan über die Schultern, welchen er mir von der Garderobe wieder mitgebracht hatte. Dankend sah ich ihn an, sah seine Augen glücklich funkeln.

„Das Taxi müsste sofort da sein.", versprach er mir indirekt, woraufhin ich seufzte und mich auf den Treppenstufen niederließ, vor denen wir gerade standen. Wortlos tat er es mir gleich, sodass wir beide schweigend nebeneinander saßen und geradeaus starrten. Seine Präsenz war mir dennoch mehr als bewusst, irgendwie machte er mich in diesem Augenblick nervös. Leon und ich hatten ordentlich Alkohol getrunken heute, dennoch war ich noch bei Sinnen, auch wenn ich etwas kaputt war.

„Ich bin so müde.", gab ich zu, schloss kurz meine Augen und ließ meinen Kopf dann auf seine Schulter sinken. Dabei dachte ich mir gar nichts, außer dass ich mich an diesem Abend wohl bei Leon gefühlt hatte. Er war nicht von meiner Seite gewichen, hatte sich um mich gekümmert und sich stets versichert, dass es mir gut ging. Und dass wir uns beim Programm hinterher amüsiert und gemeinsam rumgealbert hatten hatte mir gezeigt, dass ich ihn weiterhin in meinem Leben haben wollte. Leon war ein toller Mensch, und was unsere Vergangenheit anging würde ich einfach vergessen, dass wir mal von einer gemeinsamen Zukunft geträumt hatten.

„Also wenn du möchtest kannst du dein altes Bett heute Nacht haben.", kam es dann zu meiner Überraschung von ihm. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an, er wirkte eingeschüchtert. „Der Weg zu dir ist viel weiter, und ich möchte dich nicht so lange alleine im Taxi fahren lassen, zumal du einiges getrunken hast." Er schien sich um mich zu Sorgen, doch ich war skeptisch. Zuhause wartete Felix auf mich, der noch wütender werden würde, wenn ich am nächsten Morgen nicht zuhause war. Wollte ich das riskieren, jetzt, wo wir sowieso nicht den Höhepunkt unserer Beziehung erlebten?

„Ich kann nicht, Leon. Felix ist sowieso nicht begeistert gewesen, dass ich dich überhaupt begleitet habe.", erklärte ich ihm meine Gedanken, fühlte mich mies. Egal, für was ich mich entscheiden würde, einer der beiden wäre verletzt. Leon rückte seufzend ein Stück näher an mich heran, sah mir dann direkt in die Augen und baute einen intensiven Blickkontakt auf. „Vergiss Felix doch mal für eine Nacht.", bat er mich. „Verdammt, Mina. Er kann nicht jede Entscheidung für dich treffen und du musst selber wissen, was das richtige für dich ist. Du bist hundemüde und ich würde mich schuldig fühlen dich alleine nach Hause fahren zu lassen."

Und er hatte recht. Felix und ich hatten so viel Ärger wegen seiner Eifersucht und schränkte mich damit immer ein wenig ein. Ich musste lernen öfter mein eigenes Ding durchzuziehen und mich nicht nur nach ihm zu richten. Deshalb nickte ich leicht als Zustimmung, ließ zu, dass er mich kurz in den Arm nahm und mir über die Schulter strich. Es war eine gute Entscheidung gewesen Leon wieder in mein Leben zu lassen, denn er war nach wie vor derselbe und er war nunmal die Person, mit der ich so viel verband. Die ich lieben und hassen gelernt habe und nach all den Jahren in- und auswendig kannte.

Ich spürte, wie mir der Alkohol durch den Körper floss, fühlte mich nicht ganz bei Sinnen. Man konnte sagen, dass ich froh war, als Leon und ich nebeneinander auf den Rücksitzen im Taxi saßen und unsere einzige Sorge jetzt nur noch war, wie stark unser Kater wohl morgen war. Doch wir waren beide glücklich in dem Moment. Das merkte ich daran, wie er mich die ganze Seit ansah und lächelte, während ich mich immer wie ein schüchterner Teenager wegdrehte und grinste.

Etwa fünf Minuten später saßen wir dann direkt nebeneinander und waren froh einander zu haben an diesem Abend. Mein Kopf ruhte auf seinen Schultern und ja, er hielt meine Hand, als würde er mich beschützen wollen. Doch das störte mich nicht, nein, es gefiel mir sogar ein wenig. „Weißt du was?", wisperte er mir dann zu, woraufhin ich zu ihm sah. Unsere Blicke trafen aufeinander und es war, als würde etwas in meinem Kopf den Stopp-Knopf lahmlegen, denn ich sah ihn an und fühlte Dinge, die ich eigentlich gar nicht fühlen durfte. Dieser Schwall an Gefühlen trocknete meinen Hals aus und ließ mich schwer schlucken. Was war das hier gerade?

Abwartend sah ich ihn an, währenddessen ließ er seine Augen über mein Gesicht schweifen: Über meine Nase, meine Augen, meine Wangenpartie, dann meine Haare und schlussendlich blieb er auf meinem Mund hängen. Ich wusste genau, dass ich morgen alles bereuen würde, was ich hier gerade zuließ, doch das war mir gerade egal. Es war herrlich diese Gefühle wieder zu erleben, fast als hätte ich sie jahrelang unterdrückt. „Ach, egal.", führte Leon seinen Satz dann nicht weiter fort. In Zeitlupe und fragend näherte sich sein Gesicht meinem. Abwartend hielt ich die Luft an und beobachtete, wie er seine Augen schloss.

Und dann? Dann küsste er mich, ganz sanft und überwältigte mich mit all den Gefühlen, die sich in den letzten Jahren scheinbar bei ihm angesammelt haben. Seine Lippen waren rau, doch das störte mich nicht. Ich konnte nicht anders, ich hob meine Hände und fuhr ihm durch seine Haare, erinnerte mich an damals und fühlte auf einmal so etwas wie... Sehnsucht. Ein leiser Seufzer entwich ihm, der mich zum Lächeln brachte. Ich spürte deutlich, dass ich betrunken war, doch genauso spürte ich die Hitze, die sich zwischen uns ausbreitete und uns umhüllte, während er mich etwas drehte und meine Beine über seinen Schoß schmiss, damit ich ihm noch näher sein konnte.

Das Ganze dauerte höchstens 10 Sekunden, dann war der magische Moment schon wieder vorbei. Völlig verwirrt und mit etwas Unbehagen kratzte ich mich am Hinterkopf und sah zum Fußraum von mir, um bloß nicht zu Leon zu sehen. Dieser akzeptierte das und wartete so lange, bis ich mich wieder traute ihn anzusehen. Ich fühlte mich gut, und ich wusste, dass es falsch war, doch ich konnte nicht anders als zu lächeln und ihm das zu zeigen. Sofort erwiderte er mein Lächeln und zog mich in seine Arme. Und so schloss ich meine Augen, komplett platt und verwirrt, aber zufrieden, und wartete, bis uns das Taxi vor Leons WG rausließ, wo wir sofort in unsere getrennten Betten fielen.

Es war offensichtlich, dass der nächste Morgen kompliziert werden würde, oder?

***

A|N

Bam. Das Kapitel ist endlich draußen. Gebt es zu, darauf habt ihr schon die ganze Zeit gewartet!

Spaß beiseite. Wie wird es wohl weitergehen und wird sie es Felix verraten?

Schalke hat mal wieder souverän gewonnen. Wurde auch echt Zeit, bin schon erleichtert. Mir ist aufgefallen, dass ich erst zum Derby wieder im Stadion bin. Das dauert noch richtig lange :/

Wünsche euch 'ne erfolgreiche Woche. Alles Liebe :3

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt