Trenta.

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"Oh I can ease you of your pain,
Feel you give me love again" - Of The Night

***

Erneut fluchte ich, warum das Bad im Wohnmobil nur so klein und eng sein musste. Außerdem war das Licht hier drin nicht gerade das beste, um sich fertig zu machen, trotzdem versuchte ich mir etwas Concealer und Mascara aufzutragen. Der zweite Urlaubstag war angebrochen, und Felix hat die Planung für den Tag übernommen und wollte mir bis jetzt nicht verraten, was wir gleich unternehmen würden. Er war alleine losgegangen und wollte irgendwas besorgen, das ließ mich darüber nachdenken, was er sich wohl ausgedacht hatte. Vielleicht kaufte er Tickets für eine Bootsfahrt oder für's Kino.

Ich grübelte weiter, spekulierte und ließ mir alle möglichen Dinge einfallen, die man an der See unternehmen konnte. Vermutlich machten wir schlussendlich was komplett anderes, woran ich gerade nicht dachte, und würde mich ärgern, wenn es meine Erwartungen nicht erfüllte. Also hörte ich lieber auf weiter nachzudenken, machte stattdessen etwas Musik an und ging zu den Liedern ab, während ich meine Haare bändigte und mir etwas leichtes, nicht zu warmes anzog. Die Sonne war wiedergekommen, dementsprechend warm war es, wenn man nicht gerade am Strand war, wo immer noch etwas kühler Wind wehte.

Ich hörte ein Poltern und dann, wie die Tür des Wohnmobils ruckartig aufgerissen wurde. Erschrocken sah ich um die Ecke und bemerkte Felix's schmunzelnden Blick, bevor er sich die Lederjacke auszog und auf mich zukam, um mich in seine Arme zu schließen. „Ich muss noch eben was einpacken, kannst dich noch zu Ende fertig machen.", raunte er mir zu, woraufhin ich einfach nickte, bevor ich seine Wange küsste. Er ließ von mir ab, ging Richtung Küchenzeile, während ich mich auf das Bett schmiss und noch einmal auf mein Handy sah.

Felix brauchte länger als gedacht, doch als er endlich fertig war, wusste ich sofort, was er mit mir vorhatte und konnte mir mein breites Grinsen nicht verkneifen. „Wie hast du die Picknickdecke mit hierhin geschmuggelt, ohne dass ich davon mitbekommen hab?", entgegnete ich, lugte unauffällig in die größere Tasche, in die er alle Sachen gepackt hatte. „Musste sie in meine Reisetasche packen, deswegen war die dieses Mal auch so voll.", lachte Felix, nahm die Sachen dann in seine andere Hand. „War gerade noch einkaufen. Jetzt können wir picknicken." Er schien zufrieden zu sein, da ich ihm meine Freude durch meinen Gesichtsausdruck zeigte.

„Das ist genial.", gab ich ihm das Kompliment für den Einfall, schnappte mir schnell eine Jacke und griff dann nach der Hand meines Freundes, zusammen verließen wir das Wohnmobil und schlossen dieses ab. „Aber wir setzen uns auf eine ruhigere Wiese, nicht an den Strand. Da ist es zu windig." Meinte er noch schnell, zeigte mir also den Weg zu dem Platz, den er sich ausgesucht hatte. Ich half ihm die Decke, welche ich damals für uns gekauft hatte, auszubreiten und griff weiter in die Tasche.

„Du hast Weintrauben gekauft?", lachte ich. Damals, als wir gerade frisch zusammengekommen waren, hatte ich mir gewünscht, dass wir nach zwei Monaten Beziehung ein Picknick zu zweit machen. Wir hatten Sandwiches mitgenommen, ich hatte einen leichten Salat gemacht und Felix hatte Obst besorgt, so wie jetzt auch. Als wir nebeneiander auf der Decke gelegen haben hatte Felix mich mit Weintrauben gefüttert, ‚wie in den ganzen kitschigen Filmen'. Und wenn ich ehrlich sein musste, war das mein damaliges Tageshighlight gewesen.

„Sicher, Wie in den ganzen kitschigen Filmen.", sagte er erneut und spielte auf früher an. Außerdem hat er ein paar Kekse, Gebäck und etwas zu trinken mitgebracht, und gerade deswegen, weil er nicht zu viel besorgt hatte, wusste ich, dass das Picknick fantastisch werden würde. Grinsend nahm ich auf der Decke Platz, zog meine Schuhe aus und setzte mich im Schneidersitz hin. Der Dunkelhaarige nahm gegenüber von mir Platz und schenkte mir das Plastikglas mit Prosecco ein. Nachdem er auch für sich ein Glas gefüllt hatte, stießen wir an.

„Auf den Urlaub.", lächelte ich, bevor wir beide einen Schluck nahmen. Die nächste halbe Stunde verbrachten wir dann damit etwas zu essen und nebenbei über alltägliche Dinge redeten. Später hatten wir ein wenig Platz gemacht, damit wir uns hinlegen konnten, wie damals. Er legte einen Arm um mich, zog mich somit mehr zu sich, sodass wir zu zweit und aneinander gekuschelt in den Himmel sahen. Die helle Wolkenfront zog schnell über uns her, doch genau das beruhigte mich so, dass ich abschalten konnte. Zufrieden und glücklich schloss ich meine Augen, wurde wenige Momente später von Felix an der Schulter angestupst.

„Nicht einschlafen.", witzelte er, lächelte mich liebevoll an. Ich brachte nur ein Murmeln hervor, kuschelte mich dann noch mehr in seine Arme. Danach schwiegen wir wieder, bis er sich zu Wort meldete. „Weißt du, ich glaube der Urlaub tut uns gerade gut. Einfach mal aus Bochum rauszukommen, aus dem gewohnten Umfeld und den kleineren Problemen." Bei dem ersten Punkt stimmte ich ihm definitiv froh, denn ich war auch froh mal etwas mehr Zeit mit meinem Freund zu haben, ohne mich viel um die anderen kümmern zu müssen. Doch was er mit ‚kleine Probleme' meinte, wusste ich nicht.

„Was für Probleme haben wir denn?", fragte ich also neugierig nach, ahnte schon etwas. Er seufzte, als wollte er nicht darüber sprechen, gab mir dann doch eine ehrliche Antwort. Dabei sah er mir die ganze Zeit in die Augen, ich hielt dem Blickkontakt stand. „Naja, ich hab immer ein wenig Stress auf der Arbeit und du hast im Moment die Sache mit Leon." Das bestätigte meine Vermutung. Felix machte sich nach wie vor Gedanken darüber, dass ich wieder Kontakt zu meinem Ex von vor vier Jahren hatte. „Ich will einfach, dass du nicht zu sehr an den Kerl denkst, und hier haben wir Zeit für Zweisamkeit. Das ist in den letzten Wochen vielleicht zu kurz gekommen.", gab er seine Meinung preis.

„Um Leon musst du dir immer noch keine Gedanken machen, ja? Da läuft nichts außer vielleicht eine lockere Freundschaft, und das kannst du mir gönnen finde ich.", erklärte ich mit ruhiger Stimme, beugte mich etwas über ihn und küsste ihn zur Unterstützung meiner Aussage. Er sah mich nicht an, schien kurz nachzudenken und nickte schlussendlich, danach grinste er überzeugt. Es hatte geklappt, ich hatte ihm ein besseres Gefühl gegeben. Doch jetzt war ich Diejenige, die über seine Sorgen nachdenken musste.

***

A|N

Wie passend. War am Wochenende auch in Bochum, wo Mina, Felix und Leon wohnen. Aber mir ist keiner von den Dreien auf der Straße begegnet. Komisch, oder?

Wir sind bei der Hälfte, bitches! Nein Spaß, aber wir haben wirklich das Mittelfeld erreicht und jetzt kommen noch weitere 30 Kapitel, bis die Story um Mina wirklich vorbei ist. Was noch passieren wird? Schreibt mir, was ihr denkt! :)

35° diese Woche, ich geh' ein. Aber genießt es, der Sommer ist da! ♥

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt