Cinquantaquattro.

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"From this day until the day we throw it all away
Lets talk about it 'cause I cannot live without it Your love.
It means so much to me
Can't you see, right here I'll always be" - Flowers

***

Heute war einer dieser komischen Tage. Ich saß zuhause auf meinem Sessel, den ich mir damals geholt habe, um dort meine Bücher gemütlich zu lesen während ich eine Tasse Tee trank, und dachte stundenlang nach. Und das war keine Übertreibung, denn ich starrte wirklich Löcher in die Luft und überlegte, was in letzter Zeit alles falsch gelaufen war in meinem Leben. Draußen regnete es, die Luft war drückend schwül, Kopfschmerzwetter also. Und an solchen Tagen war ich zu nichts fähig, nahm mir also Zeit für mich und sortierte meine Gedanken.

Michelle hatte mir heute Morgen geschrieben, dass sie mittlerweile mit dem Mann schrieb, mit dem sie sich vorgestern Abend so lange unterhalten hatte. Ich freute mich für sie, merkte wie optimistisch sie an die Sache ging. Ich wiederum konnte das nicht von mir sagen. Sebi war nicht aufdringlich gewesen, vermutlich hatte er auch gemerkt, dass ich nicht interessiert an ihm war, aber schlussendlich hatte ich mich doch unwohl gefühlt. Es war einfach das Gefühl nach so kurzer Zeit schon mit anderen Männern zu flirten, was falsch war. Felix war jahrelang mein ein und alles gewesen, nie hätte ich gedacht, dass ich heute ohne ihn dastehen würde.

Musste ich mich weiter einschränken? Theoretisch war flirten gut, um abgelenkt zu werden. Andererseits erinnerte mich genau das daran, dass ich nicht mitbekommen hatte, wie sich zwischen mir und Leon etwas angebahnt hatte, die ganze verdammte Zeit lang. Felix hatte mich so oft gewarnt, war zu Recht skeptisch gewesen. Es tat weh zuzugeben, dass man den Menschen, der dir am meisten bedeutet hat, so enttäuscht hat. Doch es war keine Ausrede, ich hatte einfach nicht wahrhaben wollen, dass Leon mich unauffällig versucht hatte zurückzugewinnen und mir zu zeigen, dass er es bereute, wie wir auseinandergegangen waren.

Genau daran sah man dennoch, dass es zwischen uns nie funktionierte, wie es sollte. Immer war irgendetwas im Weg, sodass ich fest davon überzeugt war, dass das ein Zeichen war und dass Leon und ich einfach nicht füreinander bestimmt waren. Jetzt aber mal anders betrachtet: Hatte ich insgeheim doch noch Gefühle für diesen Mann? Das hatte Felix nicht verdient, er hat ein Mädchen an seiner Seite verdient, die ihn zu 100% liebt und wo nichts Zweifel aufwirft. Ich dagegen war so gar nicht perfekt, was meine Gefühle und Hormone anging.

Schon immer hatte ich eine Tendenz dazu gehabt zwei Männer gleichzeitig kennenzulernen. Grundsätzlich nichts Falsches, aber wenn dann dazu kommt, dass beide Männer Gefühle für dich entwickeln wird es kompliziert. Und ich Idiotin könnte mich immer noch selbst dafür ohrfeigen, dass ich mich auf beide Männer eingelassen hab, dass mich Leon jedes verdammte Mal, wo ich einen anderen Mann gehabt hatte, sich dazwischen geschlichen hat. Schon bei Max hab ich mich von ihm um den Finger wickeln lassen, und ein zweites Mal hätte das niemals passieren dürfen.

Mir liefen langsam Tränen über die Wange. Ich fühlte mich wie ein Monster, das nicht fähig war rational zu denken und Gefühle auseinanderzuhalten und zu trennen. Meine Beine hob ich mit auf den Sessel, umklammerte diese dann mit meinen Armen, machte mich unbewusst kleiner. Es war Zeit, dass ich nicht mehr so viel über das dachte, was ich zerstört habe sondern eher daran, wie ich mich ändere. Ich durfte weder Felix noch Leon weiter hinterher trauern. Außerdem musste ich mein Leben weiterleben und vergessen, was war. Das durfte mir meine Zukunft nicht zu sehr vermiesen, denn wie hieß es? Menschen ändern sich. Sie können sich ändern und jetzt war es an der Zeit, dass ich mich ändere. Zumindest was die Sache mit meinen Gefühlen und Beziehungen anging.

Meinen Beschluss nahm ich mit in die nächsten Tage. Elina hatte vorgeschlagen mich mit ihr am See zu treffen, jetzt wo das Wetter noch gut war. Es war Zeit, dass wir beide alleine mal wieder quatschsten und uns unsere Gedanken von der Seele sprachen. Außerdem hatten wir uns in den letzten Wochen etwas seltener gesehen, einfach, weil ich mich etwas von der Außenwelt abgeschottet hatte. Umso mehr freute ich mich also, als ich meine Lieblingstasche mit meinen Schwimmsachen packte, den Bikini zog ich sofort unter meine Klamotten. Zu dem nächsten Badesee mussten wir eine Weile fahren, also hatte ich Elina angeboten sie abzuholen und den Fahrdienst zu übernehmen.

„Hey, Mina.", begrüßte sie mich vor ihrer Haustür und kam ums Auto herum, um mich kurz zu umarmen. Sie wirkte glücklich, ihre gute Laune übertrug sich direkt auf mich. „Wurde mal wieder Zeit dich zu sehen." Sie zwinkerte, woraufhin ich nur lachen konnte. Wir starteten ein Gespräch über die Sachen, die wir in letzter Zeit unternommen hatten und über sonstige Neuigkeiten, im Hintergrund ließen wir das Radio laufen und unterbrachen unsere Unterhaltung jedes Mal, wenn ein gutes Lied gespielt wurde.

Das hatte ich vermisst. Wir hatten uns vielleicht zwei Wochen lang nicht mehr gesehen und trotzdem kam es einem so vor, als hätten wir erst gestern etwas unternommen. Wenn ich mit Elina unterwegs war vergaß ich oft das Zeitgefühl, genoss einfach den Moment und genau die Ablenkung war es, die ich momentan so sehr brauchte. Lächelnd parkte ich mein geliebtes Auto und verriegelte es, dann hakte ich mich bei Elina ein, setzte meine Sonnenbrille auf und suchte mir mit ihr zusammen einen Platz nah am Wasser aus. Wir breiteten unsere Handtücher auf dem Rasen aus, setzten uns dann auf diese und beschlossen erst ein wenig zu quatschen.

„Max hat mir erzählt, dass ihr euch gut unterhalten habt letztes Mal. Er schien sich gefreut zu haben, dass ihr euch mal wieder zu zweit getroffen habt.", schnitt sie ein neues Thema an. Ich nickte einfach, begann dann zu erzählen. „Wir hatten echt ein paar gute Stunden zusammen. Max hat mir echt viel von sich erzählt und mir im Gegenzug auch zugehört und mich ein bisschen aufgemuntert." Und es stimmte: Die beiden waren mit die Personen, denen ich am meisten vertraute und wo ich mich öffnen konnte. Dass ich Max alleine getroffen hatte war längst überfällig gewesen.

Elina schien angespannt, was ich daran festmachte, dass sie nervös an ihrem Top spielte. Sie schaute mich an, war sich anscheinend nicht sicher, ob sie mir etwas erzählen sollte. „Was ist los?", fragte ich sie auffordernd, stupste sie an, damit sie sich nicht so unsicher fühlte. Was dann kam hatte ich nicht erwartet.

„Max und ich haben überlegt, ob wir gemeinsam wegziehen wollen."

***

A|N

Shoutout an Sebi, der nie davon erfahren wird, dass ich ihm einen Charakter gewidmet hab :')

So langsam ist das Ende greifbar nah. Mittlerweile Wünsche, was in den letzten Kapiteln noch passiert?

Wünsche Euch alles Gute für das neue Jahr. Hoffe ihr könnt eure Vorsätze im neuen Jahr umsetzen <3

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt