Quarantotto.

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"The night was all you had you ran into the night from all you had
Found your self a path upon a ground
Ran into the night you cant be found" - Laura Palmer

***

Seufzend nahm ich mir den Stapel mit alten Zeitschriften und packte diese mit in den Karton, den ich später in den Keller stellen würde. Ich war dabei aufzuräumen, um mich etwas abzulenken. Seit Tagen hatte ich nicht richtig schlafen können, war versucht in Depressionen zu verfallen, wenn ich auch nur im Geringsten an das dachte, was Anfang letzter Woche zwischen mir, Leon und Felix vorgefallen war. Mir ging es mehr als mies, und ich schloss mich regelrecht in die Wohnung ein, als könnte ich damit bezwecken, dass ich nicht mehr an Felix und Leon dachte.

Da ich momentan frei hatte schlief ich jeden Tag lang, so weit man das schlafen nennen konnte. Die Melancholie war ein treuer Begleiter von mir, egal ob ich mir was zu essen machte, ausgiebig badete oder einfach nur vorm Fernseher saß, um mich abzulenken. Ich fühlte mich nutzlos, hatte nach wie vor Gewissensbisse. Mir war klar geworden, dass ich in der Zeit, in der Leon und ich uns wieder neu kennengelernt hatten, einige Fehler gemacht hatte, dass ich anders hätte handeln müssen.

Doch wieso war das so? Warum verfiel ich immer wieder in dieses Muster zurück keinem wehtun zu wollen und somit Jemanden etwas zu verheimlichen? Und wieso war mir schon wieder nicht aufgefallen, dass Leon mehr für mich fühlte als ich es gedacht hatte? Ich musste an mir arbeiten, würde am liebsten die Zeit zurückspulen und alles anders handhaben. Felix hatte es nicht verdient so behandelt zu werden wie ich ihn behandelt hatte, und er hat mir schließlich oft genug gesagt, dass er Bedenken bei der Sache zwischen Leon und mir hatte.

Er hatte Recht gehabt. Wahrscheinlich war ich einfach zu naiv, um zu verstehen, dass Leons Gefühle für mich nach wie vor vom ersten Moment da gewesen waren. Und das hat schließlich meine Beziehung zu Felix zerstört. Die feste Bindung, die ich mit ihm geteilt hatte, war daran zerbrochen. Ja, vielleicht hat Felix auch nicht immer richtig gehandelt mit seiner Eifersucht, doch schlussendlich war ich Diejenige gewesen, die alles verbockt hatte.

Mir fielen immer wieder die Gegenstände ins Auge, die Felix gehörten, sei es ein Shirt, was er hier vergessen hatte oder einfach nur sein Wecker, der uns jeden Morgen aus dem Schlaf gerissen hatte. Und damit war Schluss, ich wollte nicht jedes Mal daran erinnert werden wie dumm ich mich verhalten hatte. Deswegen hatte ich beschlossen all die Dinge, die mich an ihn erinnerten, in einen Karton zu packen, um nicht erdrückt zu werden von meinen Gedanken und Sorgen. Wer wusste schon, ob ich jemals noch mal bereit dazu war mit Felix über alles zu reden und ob wir uns aussprechen würden, deshalb wollte ich die Sachen nicht komplett aus meinem Leben verbannen.

Gleichzeitig räumte ich die Wohnung mal wieder auf. So bekam ich ein wenig Ablenkung, konnte mich neu sortieren. Ich machte mich sogar daran meinen Kleiderschrank aufzuräumen und auszumisten, denn das musste dringend mal wieder erledigt werden. Ich fand einige Pullis, die ich Felix im Laufe der Jahre geklaut hatte, und faltete sie ordentlich auf, bevor ich diese in den Karton packte. Viele Klamotten trug ich gar nicht mehr oder hatte sie sogar vergessen, also fiel es mir nicht schwer mich von einigen Sachen zu trennen.

Zugegeben, es tat gut mal wieder auszumisten. Man wurde nicht mehr erdrückt von all den Kleidungsstücken und hatte einen besseren Überblick über die Sachen, die ich regelmäßig anzog. Die Kleider, die ich besaß, hängte ich ordentlich an Kleiderhaken auf, während ich die Jeanshosen von mir in einem Stapel im Regal verstaute. Erneut stieß ich auf eine Jacke, welches Felix gehört hatte, und konnte nicht anders als zu schmunzeln. Die Jacke hatte er mir geliehen, als wir uns ganz am Anfang gedatet hatten, noch bevor wir zusammengekommen waren. Er hatte mich abends nach Hause gefahren und mir das erste Mal gestanden, dass er mehr für mich empfand.

Lächelnd hielt ich die Jacke in meinen Händen, setzte mich auf das Bett und drückte diese dann an mich. Sie roch noch nach Felix, und alleine der Geruch von ihm reichte, dass mir wieder die ersten Tränen die Wange hinunter liefen. Mein Herz war gebrochen, und es tat weh immer wieder daran denken zu müssen, was ich gehabt und verloren hatte.

Ich brachte es nicht übers Herz die Jacke wegzulegen. Schniefend nahm ich mir einen Kleiderbügel und hing die Jacke auf, versteckte sie dabei etwas in meinem Schrank, damit ich nicht immer als erstes darauf schauen musste. Dann setzte ich meine Aufräumaktion fort, versuchte mich zu beherrschen nicht wieder zu weinen, obwohl es mir schwer fiel.

Und dann fiel mir das Kleid ins Auge, in dem ich Leon zu der Hochzeit begleitet hatte. Das Kleid, in dem er mich geküsst hatte, und in dem ich es zugelassen hatte. Es war schon beinahe gruselig, was Kleider für eine emotionale Bindung hervorrufen können. All die Gefühle, die man am liebsten mit der nächsten Waschung verschwinden lassen wollte. Innerhalb von der kurzen Zeit war das rote kurze Kleid eines der Dinge geworden, die ich am meisten mit etwas verband.


Es wäre das Richtige das Kleid wegzugeben, um somit schneller mit Leon abschließen zu können. Denn scheinbar hatte ich das selbst nach vier Jahren Kontaktabbruch nicht geschafft, obwohl er mein Privatleben nur durcheinander brachte. Vielleicht war er gut für mich, und ich konnte nicht leugnen, dass ich mich bei ihm nicht wohlgefühlt hatte. Ihm hatte ich von Anfang an vertraut, seitdem er in Berlin unbedingt darauf beharrt hatte mir zu helfen. Aber wenn man die rosarote Brille absetzte wurde einem erst bewusst, was er genau damit angerichtet hatte. Und es war meine Schuld gewesen ihn nicht aufzuhalten.

Ich schnappte weinend nach Atem. So konnte es nicht weitergehen. Ich musste mich ablenken, mir etwas überlegen, dass ich nicht mehr an das dachte, was ich in einem Abend verloren hatte. Nämlich die beiden Männer, die mir am wichtigsten geworden sind. Eigentlich konnte ich nicht mehr ohne einen von beiden leben, und jetzt hatte ich beide auf einmal verloren und fühlte mich alleine. Einsam.

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A|N

Genau heute vor einem Jahr war das Jahrhundertderby! 4:4, aber das 5:2 von gestern war auch nicht schlecht. Vielleicht geht es ja jetzt endlich mal bergauf mit Schalke :]

Schöne Woche <3

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt