Sessanta.

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"Oh, there is nowhere I would rather be
Never felt more comfortable, could never want for more when you're near" - 4AM

***

Ich schloss meine Augen, lauschte den Geräuschen der Personen um mich herum. Die Schritte, die Gespräche der Leute, den Hund, der gerade auf der anderen Straßenseite anbellte und die vorbeifahrenden Autos. Kaum war es warm draußen waren die Straßen um einiges voller, die Menschen genossen die ersten Anzeichen des Sommers. Ich wiederum wollte mich lieber in meine Strickjacke kuscheln und eine Tasse heiße Schokolade trinken.

Doch das konnte ich nicht, erst recht jetzt nicht, wo ich sowieso schon spät dran war. Einen kurzen Moment hatte ich gezögert, ob ich einfach nicht erscheinen sollte, doch das wäre nicht gerecht, schließlich hatte ich um ein Treffen gebeten. So wirklich konnte ich nach wie vor nicht erklären was ich da geritten hatte, doch er hatte zugesagt und jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Wir trafen uns in dem Café bei ihm um der Ecke, was mir so bekannt war. Wahrscheinlich wartete er schon lange auf mich.

Als ich ihn dann tatsächlich da sitzen sah, rutschte mir mein Herz in der Hose. Wochenlanges ignorieren hatte nichts gebracht, wurde jetzt zunichte gemacht in diesem Augenblick. Dass ich weder zu ihm noch zu Felix Kontakt gehabt hatte sagte schon alles aus, und dennoch stand ich jetzt hier, noch hatte er mich nicht entdeckt. Schnell holte ich einmal tief Luft, wollte uns dann nicht weiter auf die Folter spannen und betrat das Café. Mein Lächeln musste ich mir noch nicht mal erzwingen, als er mich erblickt hatte, und dass er dies erwiderte gab mir ein wenig Selbstvertrauen, wo ich mich gerade so verloren fühlte.

"Hi.", begrüßten wir uns knapp, dann nahm ich gegenüber von ihm platz. Wir sahen kurz aneinander vorbei, um uns zu fassen, dann übernahm ich das Wort. "Danke, dass du gekommen bist. Ich glaube ich brauche gerade einfach Jemanden zum Reden." Das war eine schwache Ausrede, doch es war ein Anfang. Leon schmunzelte; seine Haare, die nebenbei etwas länger und lockig waren, wippten, als er seinen Kopf bewegte. "Lass mich raten: Wegen Elina?"

Mehr musste er gar nicht sagen. Erwischt nickte ich, und mein Unbehagen wich meiner Melancholie, weil meine beste Freundin weggezogen war. "Das ist verdammt schwer für mich.", gab ich zu. "Und ich weiß auch nicht genau, aber irgendwie habe ich gedacht, dass es mir vielleicht hilf mit Jemanden darüber zu reden, der mich versteht. Und du bist Max's bester Kumpel." Ich hob meinen Blick und musste mir augenblicklich auf die Lippe beißen, als sein Blick meinen kreuzte. Das Ganze war absurd, warum hatte ich Leon das überhaupt gefragt?

Doch er nahm es gut auf. Wir begannen darüber zu reden, wie wir uns fühlten, er beschrieb mir sogar, dass es ihm ähnlich ging wie mir, nur dass er seine Gefühle eher für sich behielt anstatt sie zu zeigen. Das gab mir Sicherheit, ich begann mich nach und nach wohl zu fühlen und zu vergessen, was für Komplikationen wir vor ein paar Wochen noch hatten. Ja, ich lächelte sogar. Es tat echt gut ihm zu erzählen, was meine Ängste waren und eine Bestätigung seinerseits zu bekommen.

Ich wusste nicht genau wie, doch irgendwann hatte er mich gefragt, ob wir noch ein bisschen spazieren gehen sollten und ich hatte zugestimmt. Es war noch wärmer als gerade noch, und das versuchte ich zu ignorieren. Stattdessen fingen wir an über privatere Sachen zu reden. Er fragte mich ausgiebig darüber aus, wie es mit mir weiterging, jetzt, wo ich mein Studium beendet hatte. Bis war dann irgendwann zu dem Thema kamen, um das wir nicht drum herum kommen.

Wir waren schon vor etwa fünf Minuten stehen geblieben, hatten uns beide auf eine niedrige Mauer gesetzt und starrten stumm geradeaus. Neugierig sah ich zu ihm, wusste, dass er über etwas nachdachte. Da drehte er sich zu mir um und begann zu reden. "Ich wollte dir nochmal sagen, dass es mir leid tut, wie das alles für dich abgelaufen ist. Ich habe nie beabsichtigt dir irgendwie Probleme damit zu machen, und dass du gerade mit mir redest ist ein Wunder."

Dankend lächelte ich kurz. "Es war ja nicht nur deine Schuld, schlussendlich muss ich mir das selbst zuschreiben. Aber ja, es hätte besser ablaufen können." Es war komisch, wie locker ich das Thema gerade sah, wo es mir vorher doch immer noch schwer gefallen war alleine darüber nachzudenken. Er lächelte wieder, was mir immer so an ihm gefallen hatte, dann schaute er weg. "Das ist keine Ausrede aber es fiel mir echt nicht leid dich die ganze Zeit wie eine Freundin zu behandeln, wo ich doch genau wusste, was ich mit dir hatte und haben konnte. Ich wollte dich und Felix nie auseinander bringen."

Hatte er mir gerade damit sagen wollen, dass er die ganze Zeit mehr Gefühle für mich gehabt hatte und sie nur mir zuliebe geheim gehalten hatte? Wie wäre es wohl gewesen, wenn ich in keiner Beziehung gewesen wäre, als wir uns auf der Straße wieder über den Weg gelaufen sind? Vermutlich wäre das Ganze darauf hinausgelaufen, dass es mir ähnlich ergangen wäre wie ihm. Und das einzusehen war ein weiterer Schritt, damit ich mich nicht mehr so mies fühlte.

Heimlich nahm ich mir Zeit, um ihn zu betrachten. Seine lockigen, weichen Haare, die langen Wimpern, seine starken Hände und die Sportlerbeine. Die Nikes, die er schon jahrelang hatte und die eigentlich schon lange ausgelaufen waren, trug er immer noch, schon seit damals, kurz bevor wir uns getrennt hatten. Es war komisch, aber ich bekam das Bedürfnis ihn zu umarmen. "Leon?", fragte ich langsam. Der Dunkelhaarige sah fragend zu mir auf. "Darf ich... also kann ich dich umarmen?", stotterte ich unbehaglich. Er zögerte irritiert, sprang dann von der Mauer und streckte seine Arme aus als Zeichen, dass ich seine Erlaubnis hatte.

Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn komplett, legte mein Gesicht auf seine Brust. Er drückte mich aufmunternd an sich, umfasste dann kurz meinen Kopf und griff in meine Haare, weil ich zögerte meinen Kopf anzuheben. Und ich genoss den Moment, lauschte seinem beruhigenden Herzschlag und versuchte meine Hormone zu filtern, was alles andere als einfach war. "Danke.", wisperte ich also, ließ ihn dann langsam los, woraufhin sein rechter Mundwinkel kurz nach oben zuckte.

Danach seufzte er, vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. "Mina, ich denke es ist das beste für dich, wenn du einmal mit Felix redest. Ich wünsche dir, dass du glücklich bist und wenn er dich glücklich macht, dann ist das okay." Das haute mich um. Gerade noch hatte ich ihn umarmt und dann riet er mir zu meinem anderen Ex-Freund? Die Verwirrung, die sich bei mir aufbaute, war groß. Er wollte, dass ich glücklich war, aber mit Felix würde ich nicht glücklich sein können. Nicht nach dem, was passiert war und was er mir an den Kopf geworfen hatte, wo er mir doch sowieso nicht mehr vertraute. In dem Moment sehnte ich mich nach Nähe von einem ganz anderen.

Nervös drehte ich mich zu ihm um, ohne ihn anzusehen. Meine Stimme war ganz leise, als ich den nächsten Satz sagte: "Ich will nicht zu Felix. ich bleibe bei dir." Sofort hob er seinen Kopf an, das sah ich aus meinen Augenwinkeln."Was?", fragte er ungläubig, dabei wusste ich genau, dass er mich richtig verstanden hatte, nur nicht richtig verstehen konnte, dass ich das gerade wirklich gesagt hatte. Zugegeben, ich konnte mir ein Grinsen jetzt nicht mehr unterdrücken. Der Nachmittag hatte mir gezeigt, dass es Leon war, der für mich bestimmt war. Egal was war, mein Weg führte mich immer wieder zurück zu ihm.

Also stellte ich mich vor ihn, versank in seinen dunklen Augen, ließ mich von ihnen fesseln. "Ich bleibe bei dir.", wiederholte ich noch einmal, nahm dann seine Hand und verschränkte sie mit meiner. Sein Blick folgte meinem Handeln, immer noch verwirrt sah er mich an und versuchte mir meine Gedanken aus dem Gesicht abzulesen. "Merkst du es nicht? Wir scheinen zusammenzugehören, nach knapp fünf Jahren, in den wir uns kennen, habe ich mehrmals wieder zu dir gefunden. Das ist doch ein Zeichen.", versuchte ich es auf diese Weise zu erklären, und er schien es zu verstehen.

"Und was bedeutet das jetzt?" Seine Stimme klang rau, zögernd. Ich schmunzelte, fühlte diese Spannung zwischen uns und wie es knisterte. "Dass ich dich immer noch liebe, du Dummkopf.", lachte ich. Ich hatte gar keine wirklich Zeit mehr mich darauf vorzubereiten, da überrumpelte er mich schon mit einem Kuss, drückte bestimmend, aber dennoch unglaublich sanft, seine Lippen auf meine. Und ich? Schmolz dahin, froh darüber, dass diese Geschichte doch noch ihr happy End fand.

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A|N

Der Epilog kommt nächste Woche! Rückmeldungen sind gerne gesehen :3 Danke für Eure Unterstützung

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt