Cinquantuno.

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"Nothing is quite as it seems
Society's all a disease
Kill all your fear in your sleep
'Cause everything's formed in a dream" - Weapon

***

Mir war etwas klar geworden.

Dass ich mich mit Max getroffen hatte war erst vorgestern gewesen, doch er hatte mir die Augen geöffnet. Es brachte nichts dem Hinterher zu trauern, was ich verloren hatte, wenn ich stattdessen mein Leben genießen konnte. Ich musste neu anfangen, am besten ohne an die Vergangenheit zu denken. Denn wenn diese mich einholte war es sowieso zu spät, zerbrechen wollte ich daran wirklich nicht.

Also musste ich mich ablenken. Ich war mit Michelle, einer alten Freundin, verabredet, wir wollten später in eine Bar gehen und ein bisschen tanzen, so wie damals immer. Kurz nach unserem Schulabschluss war ich öfter mit ihr um die Häuser gezogen, hatte mein Leben genossen in dem einen Jahr, wo ich single gewesen war. Und schlussendlich hatte ich Felix ja erst deshalb kennengelernt, wenn man es so sehen wollte.

Natürlich wusste Michelle über meine aktuelle Lage und meine Laune Bescheid, aber sie schien optimistisch zu sein, dass ich den Abend mit ihr genießen und mich fallen lassen würde. „Und man lernt fast immer neue Leute kennen, das ist das Beste, wenn es dir so geht wie gerade.", hatte sie zu mir gesagt, hinter der Aussage steckte viel Wahres. Ich war nicht auf der Suche nach Männern, die ich daten könnte, nein, aber es schadete auch nicht mich auf Unterhaltungen einzulassen. Also nahm ich mir vor mich auf alles einzulassen, vielleicht ein, zwei Cocktails zu trinken und den Augenblick zu genießen.

Wenn ich so überlegte war es eine Ewigkeit her, dass ich mich fürs Feiern gehen fertig gemacht habe, seitdem Felix und ich zusammenwohnten war ich kaum mehr unterwegs gewesen, in den besten Clubs in der Gegend oder einfach nur schön essen mit meinen Mädels. Hatte ich mich zu sehr einschränken lassen? Im Nachhinein vielleicht, aber in dem Moment hatte ich nicht bemerkt, dass mir das gefehlt hatte.

In Gedanken versunken trug ich meine Mascara auf, bedacht darauf, möglichst wenig zu schmieren, da ich meine Augen schon geschminkt hatte. Ich hatte Michelle angeboten sie abzuholen, damit wir gemeinsam mit der S-Bahn zum Bermuda Dreieck fahren konnten, anschließend würde ich bei ihr übernachten, um nicht alleine nach Hause zu müssen. Meine Tasche hatte ich schon so gut wie komplett gepackt, es fehlten lediglich noch Kleinigkeiten.

Ich fühlte mich total müde und schlapp, als ich mich dann langsam auf den Weg machte. Meine Augen fühlten sich schwer an, dennoch war ich positiv gestimmt, dass der Abend gut werden würde. Vielleicht half ein Abend nicht, um all meine Sorgen und Probleme zu vergessen, aber wenn ich es schaffen würde alles für ein paar Stunden wenigstens auszublenden konnte man das schon als Erfolg bezeichnen. Denn meine Gedanken verfolgten mich in letzter Zeit überallhin, zu jeder Tageszeit und in jeder Situation. Das musste ein Ende nehmen.

Mein Handy, welches neben mir auf dem Beifahrersitz lag, vibrierte kurz, also ging ich ans Telefon, wo der Name von Elina aufgeblinkt hatte. „Hey Süße, bist du schon bei Michelle?", kam es von ihr, als wenn sie irgendetwas vergessen hatte, also schüttelte ich erst meinen Kopf, was sie ja nicht sehen konnte. „Ich sitz gerade erst im Auto. Wieso?" Dann herrschte einen Moment Stille, bis sie sich wieder zu Wort meldete. „Ich steh am Bahnhof. Max wollte mich eigentlich abholen, aber ihm ist was dazwischen gekommen. Meinst du es ist schlimm, wenn du 'ne halbe Stunde später zu Michelle kommst?"

Ohne groß nachzudenken stimmte ich ihr zu. „Ich komm sofort vorbei, ist ja nicht so weit. Magst du das Michelle eben erklären?" Dankend versprach sie mir sofort bei meiner anderen Freundin anzurufen, damit ich nicht während der Fahrt weitertelefonieren musste. Warum Elina nicht einfach den Bus nahm wusste ich nicht, aber da es nur fünfzehn Minuten vom Bahnhof zu Elina waren konnte ich sie auch eben wegfahren. Ich wusste, dass Elina die letzten beiden Tage bei ihren Großeltern verbracht hatte, deshalb stand sie wahrscheinlich am Bahnhof.

Doch es ging um ein ganz anderes Thema. Als ich sie abgeholt und ihre Reisetasche auf den Rücksitzen verstaut hatte, lächelte sie dumm, bevor sie sofort anfing zu reden, als müsste sie sich das Thema von der Seele reden. „Max möchte ins Ausland wechseln und ich soll mitkommen.", teilte sie mir schnaufend mit, klang ziemlich unsicher. Und da wurde mir klar weswegen sie nicht einfach ein Taxi oder den Bus genommen hatte. Sie hatte Jemanden zum Reden gebraucht, der ihr die Augen öffnet und vielleicht Tipps gibt.

Ich musste lächeln. Elina war total niedlich, wie sie sich da in dem Ärmel ihres Sweatshirts vergrub und unsicher wirkte. Max hatte mich nicht darum gebeten Elina nichts über Liverpool und seine Gedanken zu erzählen, also war ich ehrlich. „Dein Freund hat mich schon vorgestern eingeweiht.", meinte ich, woraufhin sie mich überrascht ansah. Nickend erzählte ich weiter. „Er ist sich selber total unsicher und möchte dich nicht aus deinem Leben hier reißen, deswegen wollte er dir erst nichts über seinen Traum erzählen. Aber es klang so, als würde er es wirklich wollen, also die neue Erfahrung."

Sie wirkte nachdenklich, starrte geradeaus auf das Amaturenbrett. „Elina. Wenn du nicht möchtest dann ist das vollkommen verständlich und Max wird das auch verstehen müssen. Stell deine Wünsche nicht hinter seine, redet gemeinsam über alles und schließt dann gemeinsam eine Entscheidung." – „Ich kann mir einfach nicht vorstellen in England zu leben, ohne meine Familie, ohne meine Freunde. Ohne dich." Das klang süß, grinsend griff ich nach ihrer Hand und drückte sie kurz.

„Wenn du umziehst heißt es ja nicht, dass du nie mehr wiederkommst. Außerdem wird Max nicht ewig in England spielen, vielleicht auch nur für ein, zwei Jahre.", warf ich ein. So schwer es mir fiel zu ignorieren, dass Elina mich vielleicht verlassen würde, versuchte ich ihr die Sache schmackhaft zu machen, einfach weil ich es ihr und Max wünschen würde einen weiteren Schritt zu wagen. Den Kloß in meinem als schluckte ich dabei gekonnt herunter. Doch auch ich fühlte mich besser, als sie mir ein Lächeln schenkte und sich bedankte und mir mittelte, wie toll ich sei.

Ich setzte sie vor ihrer und Max' gemeinsamen Wohnung ab, seufzend stieg sie aus und ich half ihr den Koffer aus dem Auto zu hieven. „Ich halte dich auf dem Laufenden.", entgegnete Elina müde lächelnd, woraufhin ich sie in meine Arme schloss und kurz ihre Wange küsste, als Zeichen, dass ich sie unglaublich lieb hatte. „Mach das, was du für richtig hältst.", gab ich ihr den letzten Tipp mit auf dem Weg, dann wartete ich, bis sie die Tür aufgeschlossen hatte, bevor ich mich auf den Weg zu Michelle machte. Und jetzt wirklich.

***

A|N

Bastille hat Teaser zu Other People's Heratache Pt. 4 veröffentlich! Mit Glück bringen die die Songs noch vor Weihnachten raus, das wäre fantastisch :3

Noch drei mal schlafen. Das Derby ist momentan echt die einzige Motivation, um durch die Woche zu kommen. Wehe das wird ein Reinfall! :D

Glück auf! Im nächsten Kapitel wissen wir schon das Ergebnis :p

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt