Cinquantanove.

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"Let the days be dark
Let me hate my work
'Cause you cut through all the noise" - The Anchor

***

Ende der Saison. Eigentlich hatte mich das gar nicht mehr zu interessieren, doch dieses Mal wurde mein Leben genau dadurch beeinflusst. Es stand fest, dass Max und Elina umziehen würden, und ich konnte nicht viel mehr tun als den beiden bei ihrem Umzug zu helfen und mir nicht anmerken zu lassen, dass ich schon jetzt geknickt war. Jetzt galt es nämlich die letzten Stunden mit Elina zu genießen.

Die beiden hatten ausgemacht schon direkt am Anfang der Sommerpause nach Liverpool zu ziehen, um genug Zeit zu haben, um sich einzuleben und alles zu organisieren. Außerdem hatten die beiden noch Urlaub in Spanien gebucht, der nächste Woche schon stattfand. Elina hatte mir letzte Woche erzählt, dass selbst sie ein bisschen Bedenken hatte, vor allem was ihr Heimweh anging. Doch so wie ich sie kannte würde sie sich schnell an die neue Umgebung gewöhnen und ihr Ding durchziehen. Das wünschte ich ihr vom ganzen Herzen.

"Schatz, wo hast du den Schraubenzieher hingelegt?", kam es aus dem Wohnzimmer gerufen, wo Max gerade versuchte eine Kommode alleine abzubauen. Elina, die neben mir stand und gerade ihren Kleiderschrank ausräumte, sah mich mit einem gespielt genervten Blick an, bevor sie ihm antwortete. "Nein, schau mal in der Küche nach." - "Als wenn ich da nicht schon geguckt hätte." Jetzt stand der Blonde im Türrahmen und grinste blöd, woraufhin auch Elina anfing zu lächeln.

Die beiden so glücklich und voller Vorfreude zu sehen war toll. Ich war unglaublich froh, dass sich die beiden gefunden haben und war mir sicher, dass die Beziehung noch jahrelang halten würde. Es müsste schon etwas extrem schlimmes passieren, dass die beiden sich trennen würden, so gab es da überhaupt keine Bedenken. Ich war beinahe neidisch, dass Elina jemanden hatte, der sie in- und auswendig kannte und ihr jeden Gedanken aus dem Gesicht ablesen konnte. Das war echte Liebe.

"Wie sieht's aus? Essenspause?" Nun sah Max zu mir, als dürfte ich entscheiden, wann es essen gab. Zufrieden willigte ich ein, woraufhin der Blonde sein Handy holte und wir zusammen etwas aussuchten, was wir bestellen wollten, um in der Zeit weiter einpacken zu können. Es waren nur noch Kleinigkeiten zusammenzuräumen, das Wichtigste war schon fertig gepackt und einige Möbel würden auch in dem Haus bleiben, da der Aufwand alles rüberzubringen zu groß und zu teuer wäre.

Elina und ich machten uns wieder daran ihre Sachen weiter zu falten und zu sortieren, bevor wir den Teil, den sie mitnehmen wollte, in Kisten packten. Grinsend nahm ich mir das eine grüne Oberteil, was sie damals zur Schulzeit schon gerne getragen hatte, und hielt es ihr vor die Nase. "Süß, dass du das immer noch hast.", merkte ich an, woraufhin sie es mir aus der Hand nahm und selber betrachtete. "Stimmt. Aber ich kann mich einfach nicht davon trennen. An dem Teil hängen zu viele Erinnerungen." Das brachte mich zum Nachdenken. Ich war was das anging genauso wie sie, denn ich behielt einige Dinge, die ich eigentlich gar nicht unbedingt benötigte. Einfach, weil ich damit etwas verband, sei es eine Emotion oder eine Erinnerung.

Als erstes dachte ich an meinen grauen Strickpulli. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass ich immer genau diesen Pullover getragen hatte, als etwas Positives passiert war. Also war ich so abergläubisch, dass mir der Pulli Glück brachte und auch wenn man ihm deutlich sein Alter ansieht möchte ich ihn einfach nicht abgeben. So war es bei einigen Gegenständen von mir, selbst bei Menschen war es so. Elina wollte ich auch nicht hergeben, doch ich wünschte mir, dass sie glücklich war. Es war das einzig Richtige sie ihr Ding mit Max durchziehen zu lassen.

Wir legten eine Essenspause ein, in der wir reflektierten, was wir noch alles zu tun hatten und kamen auf das Ergebnis, dass fast alles gepackt war. Und je mehr Zeit verging umso größer wurde der Kloß in meinem Hals, da die Erkenntnis wuchs, dass ich mich ziemlich bald von Elina verabschieden musste. Dass ich sie nur noch selten sehen würde und nicht nach Lust und Laune einfach zu ihr fahren konnte, wenn mir etwas auf dem Herzen lag und einen Ratschlag von ihr brauchte. Ich schaltete mehr und mehr ab, würde am liebsten den Moment hier und jetzt einfrieren und die beiden bei mir behalten.

Nach zwei weiteren Stunden war der Moment dann gekommen. Es war klar, dass ich Elina und Max bis zu ihrem Umzug nicht mehr sehen würde. Keiner von uns Dreien wusste so recht, was zu tun war, alle starrten auf die gepackten Kisten und verschränkten ihre Arme mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Max machte schließlich den Anfang, indem er mich ansah. "Ich glaube es ist Zeit, vorerst Abschied zu nehmen.", stellte er fest, woraufhin ich nur nicken konnte. Er zog mich in seine festen Arme, augenblicklich drückte ich ihn an mich.

"Danke für deine Hilfe. Wir sehen uns noch oft genug, versprochen.", flüsterte er mir zu. "Du bist super, Max.", teilte ich ihm mit, dachte an die Zeit mit ihm zurück. Wie ich ihn kennengelernt hatte, wie er für kurze Zeit mein Freund war, all die Abende mit ihm und Leon und schließlich die Geschichte zwischen ihm und Elina. Ich kannte ihn jetzt schon knappe 5 Jahre, es war unglaublich, wie sehr er Teil meines Lebens geworden ist. Er blinzelte mich aufmunternd an, denn jetzt stand der schlimmste Moment überhaupt an.

Kaum war mein Blick bei Elina gelandet liefen mir schon die Tränen die Wangen hinunter. Ich schmiss mich in ihre Arme, umklammerte sie, als könnte ich sie dadurch bei mir behalten. "Ich komme dich ganz, ganz oft besuchen. Wir sehen uns so oft es geht.", schniefte sie in meine Haare, vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. "Ich hab dich unglaublich lieb. Versprich mir, dass wir zumindest wöchentlich skypen.", entgegnete ich daraufhin, sah ihr in die geröteten Augen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und stimmte zu, woraufhin wir uns erneut umarmten, dieses Mal eine längere Zeit. Zu sehr schmerzte es zu wissen, dass sich mein Leben auf den Kopf stellen würde. Der Gedanke, meine besten Freundin seit klein Auf nicht mehr bei mir zu haben war so surreal.

Am Abend saß ich weinend auf meinem Bett, versuchte mich zu beruhigen und abzulenken, doch die Gedanken prasselten so auf mich hinab. Ich fühlte mich verdammt alleine, als hätte ich niemanden mehr an meiner Seite. Schnell schrieb ich Elina noch eine Nachricht, dass ich den Beiden alles Gute und einen schönen Urlaub wünschte, dann wischte ich mir ausgelaugt über mein Gesicht. Und dann kam mir ein Gedankenblitz, den ich mir eigentlich schnell aus meinem Gedächtnis löschen sollte. In dem Augenblick sehnte ich mich nach einer Person, nach der ich mich nicht sehnen sollte, weil sie mein Leben schon genug durcheinander gebracht hatte. Doch irgendwie führte mich mein Weg immer wieder zurück zu ihm. Ich kämpfte mit mir selber, nahm dann erneut mein Handy in die Hand und entwarf eine Nachricht, die ich nach kurzem Überlegen einfach abschickte, ohne mir im Klaren zu sein, was ich da eigentlich tat.

Hey Leon,

Ich muss mit dir reden. Können wir uns treffen?

Mina

***

A|N

Sorry, dass die Uploads in letzter Zeit so unregelmäßig kommen. Habe momentan leider überhaupt keinen Kopf für wattpad. Bis Ende Febraur lade ich aber die komplette Story zuende hoch, versprochen :)

In zwei Tagen sehe ich Bastille :o Ich kann es noch nicht so ganz fassen.

Das letzte Kapitel kommt als nächstes! Seid gespannt.

GLORY [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt