♡Kapitel 47♡

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PoV. Manuel

"Herr Büttinger! Herr Büttinger! Können wir 'Crazy in Love' singen?", kam es aus einer der hinteren Reihen. Das wäre meine letzte Stunde für heute, Musik. Und ich hatte meinen Schülern versprochen, dass sie sich Lieder wünschen durften, die ich dann auf dem Klavier begleiten konnte. "Hat jemand Vielleicht noch eine andere Idee?", fragte ich etwas verzweifelt. Bei Liebesliedern wurde ich in letzter Zeit immer so furchtbar Emotional. Alles nur Patricks Schuld. Dieser Junge hatte mir so unglaublich den Kopf verdreht.

"Ach, kommen Sie schon, Herr Büttinger!" Meine Schüler bettelten mich voll, bis ich endlich zusagte. "Habt ihr denn überhaupt den Liedtext?" "Ich könnte ihn schnell im Lehrerzimmer ausdrucken, hab ihn auf dem Handy!", rief Marie aus der vorderen Reihe.

"Na gut, na gut. Dann geh. Sag, dass es für mich ist. Ich über dabei schon mal die Akkorde. Ihr könnt euch etwas unterhalten."

Ihr steckte mir die Kopfhörer ein und hörte mir das Lied einige Male an, spielte ein bisschen dazu. Nach etwa einer Viertel Stunde kam das Mädchen mit einigen Blättern zurück. "Schöne Grüße von Frau Röhner, übrigens. Sie war gleich total fröhlich, als ich Sie erwähnt habe. Warum gehen Sie eigentlich nicht mit ihr aus? So viel älter müsste sie ja nicht sein. Außerdem ist sie ja ganz süß.", trällerte sie mir zu und zwinkerte. "Ihr seid echt Spinner." Die Klasse hatte ich schon seit meinem ersten Tag als Lehrer und ich mochte sie alle, auch wenn es für Außenstehende nicht immer so wirkte.

Langsam stimmte ich die ersten Akkorde an, mit Gedanken war ich die ganze Zeit bei ihm. Wie gut das Lied doch passte. Hatten sie das mit Absicht gemacht? Leise summte ich die Melodie vor mich hin, vernahm Maries kräftige, klare Stimme aus der ersten Reihe. Ach, mein Süßer, was hast du nur mit mir angestellt? Ich war nicht mehr der herzlose Player, in so kurzer Zeit hatte ich mich verändert. Warum sollte ich gefühlslosen Sex haben wollen, wenn ich seine Küsse hatte? Warum sollte ich jede Woche mein Spielzeug wechseln, wenn ich ihn für immer behalten konnte?

"H-herr Büttinger? Manuel? Geht es Ihnen nicht gut?" Ich schreckte auf. Das Piano hatte aufgehört, Töne von sich zu geben, Tränen liefen mir über die Wangen. Wann hatte ich denn bitte das letzte Mal geweint? Als kleines Kind? Ewig nicht mehr. Und doch war mein Gesicht nun feucht. Schnell wischte ich es mit dem Handrücken ab und starrte meine nasse Hand an. Welchen Zauber hatte er bitte ausgeführt, um mich so weich zu machen?

Auch als die anderen Schüler weg waren, machte Marie keine Anstalten, zu gehen. "Hast du noch irgendwelche Fragen?", sprach ich sie höflich an, versuchte, mich nicht von ihrem durchstechenden Blick nicht durchschauen zu lassen. "Sie sind schwul." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. "Wa-" "Das ist so klar. Sie sind fünfundzwanzig, zeigen aber weder auch nur ansatzweise Interesse an irgendwelche Schülerinnen oder Lehrerinnen. Sie haben noch nie von einer Frau in ihrem Leben erzählt, auch wenn Sie wahrscheinlich jede haben könnten. Vielleicht sehen es die anderen nicht, ich aber schon. Keine Angst, ich werde es niemandem sagen. Sie haben wegen einem Mann gerade geweint, oder? Ihrem Freund? Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Glück damit."

Ohne ein weiteres Wort verwand sie, wie erstarrt stand ich da. Jede Schlussfolgerung war richtig gewesen. Nun wunderte es mich überhaupt nicht mehr, warum sie Klassensprecherin war. Von scheinbar nichts erschöpft setzte ich mich auf den Hocker. In meinem Kopf war nur er. Meine langen Finger glitten über die Tasten und fingen an zu spielen. Erst summte ich nur, dachte an unsere gemeinsame Zeit. Wie gut, dass niemand hier mehr reinkommen würde. Sonst Würde diese Person meinen Gefühlsausbruch mitbekommen.

"Why can’t I holdyou on the street?" Patrick, was hast du nur getan? "Why can’t I kissyou on the dance floor?" Jeder Teil meines Körpers schrie nach ihm. "I wish that it could be like that. " Dieser Junge würde mich noch komplett um den Verstand bringen. "Why can't it be like that?" Alles an ihm war einfach nur perfekt, er war durch und durch ein Engel. "'Cause I 'm yours! " Er hatte mich in seiner Hand, egal was mein Kopf mir sagte, egal wie sehr er mir befahl, mich von Pat fernzuhalten, ich konnte es einfach nicht.

"Why can't I say that I 'm in love?" Ich war nicht bereit für so etwas, so viel Verantwortung zu übernehmen, ich hatte so große Angst davor. "I wanna shout it from the rooftops!" Mehr als alles andere wollte ich es, wollte ich ihn. "I wish that it could be like that." Warum musste ich auch so feige sein? "Why can’t it be like that?" Ich wollte ihm alles geben, meinen Körper, mein Herz, meine Seele. "'Cause I 'm yours! " Er konnte es haben ohne jegliche Bedingung, ohne dass ich etwas zurück wollte. Weil ich ihn einfach so unglaublich liebte.

Als ich die letzten Akkorde anspielte, kam ein lautes Klatschen aus einer Ecke. Ich zuckte stark zusammen und wirbelte herum. Da stand er und lächelte mich an, in seiner vollkommenen Perfektion. Tränen glitzerten auf seinen Wangen, sein Blick war nicht zu deuten. "Das war so wunderschön, Mäniel. Mit so Viel Gefühl. Ich liebe deine Stimme." Ohne nachzudenken stand ich auf, ging zu ihm rüber und legte meine Lippen auf seine. Es war mir egal, was er nun dachte oder ob die ganze Schule reinkommen könnte.

Überrascht legte er langsam seine Arme um meinen Hals und lächelte in den Kuss. Meine Hände hielten ihn an seiner Hüfte, damit ich ihn nie wieder losließ. Ich würde nicht zulassen, dass irgendwer anderer ihn bekommen könnte. Mein Wunder. Mein Ein und Alles. Mein süßer, tollpatschiger Idiot. Mein Patrick. Der Drang, diese Worte auszusprechen, wurde immer größer, unerträglich schmerzhaft. Er drückte mich etwas von sich weg, sah mich mit seinen großen, dunklen Welpenaugen an. So wunderschön.

"Manu, was ist los?", flüsterte er, so nah, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. "Patrick, ich..." Sag es, Manuel! Sei kein kompletter Spast! "Ich..." Jetzt oder nie! "Ich l.." Nein, ich konnte es nicht sagen. Die Angst war zu groß. Die Angst, ihn zu verlieren, die Angst, mich zu verlieren. Die Angst, total zu versagen. "Ich habe mir etwas von einer Kollegin geliehen und muss es schnell ins Lehrerzimmer bringen. Warte hier auf mich, bin gleich wieder da, Süßer." Ich riss mich fast schon los und floh aus dem Musiksaal. In diesem Moment hasste ich mich so sehr. Ich hätte es einfach sagen sollen. Doch ich konnte es nicht. Warum konnte ich es nicht?!

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So das war es auch schon mit dem 47. Kapitel...
Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen <3
~Bye

I Love you Mr. Teacher [Zomdado + Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt