Wie erstarrt stand ich da und gab keinen Ton von mir. "Maurice? Wer ist es?", fragte Micha hinter mir, doch ich antwortete nicht, ich konnte es nicht. Seit Jahren hatte er nicht mit mir geredet, hatte nichts von mir wissen wollen. Warum rief er auf einmal an? "Uhm... äh..." Wow, sehr überzeugend. "Ich bin gerade in der Stadt und... ehm... wollte fragen... ob ich vorbeikommen darf. Bei euch. Ich weiß, es ist sehr kurzfristig und... ich... ich würde euch einfach gerne sehen." Er hatte meine Mutter verlassen, als sie mit Matt schwanger war. Um mich hatte er sich damals nur mäßig gekümmert. Natürlich war er gerade so erwachsen gewesen und mit Kindern wahrscheinlich überfordert, aber das war keine faire Ausrede. Und dann hatte er meine Mutter noch zwei Mal gesehen, nur um sie beide Male wieder zu schwängern. Toller Vater.
Doch bevor ich antworten konnte, wurde mir das Telefon aus der Hand genommen. "Natürlich, du kannst jederzeit vorbeikommen, Simon. Du bist immer bei uns Willkommen. Annie, André und Matt werden sich sicher freuen." "Tu ich nicht! Ich will diesen Pisser nicht sehen.", kam es von meinem Bruder, der in einer richtig bitchigen Haltung auf dem Sofa lag. "Junger Mann, sei höflich!", beschwerte sich Mum und sah ihren Sohn streng an, der aber nur mit den Schultern zuckte. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu, mild lächelte er. "Vielen Dank. Wäre in einer Stunde in Ordnung?", kam es aus dem Hörer, er klang ehrlich erleichtert. "Ja, klar. Bis gleich." Sie legte seufzend auf.
"Soll ich gehen?", fragte Micha, man sah, dass er sich Sorgen machte, aber nicht unhöflich sein wollte. "Nein, bitte, bleib da.", bettelte ich und war kurz vor dem Losheulen. Ich würde den Mann sehen, der mich und meine Familie betrogen und verlassen hatte. "Es wäre wohl besser, wenn du bleibst, Michael. Es scheint, dass Maurice nicht ganz zufrieden mit der Situation ist. Vielleicht kannst du ihn ja beruhigen. Ich gehe mich fertig machen und den Kleinen Bescheid sagen." Und schon war sie weg. "Die ist voll verknallt. Das könnte noch lustig werden.", stellte Jüngste fest. "Ich schätze, das war sie schon immer. Schließlich hat sie ihn dauernd gesucht und sich mit ihm getroffen und hatte noch nie einen anderen Freund. Ich sag's dir, Mum ist ein hoffnungsloser Fall." "Seid doch nicht so streng mit ihr. Sie liebt ihn einfach, auch wenn er eurer Meinung nach ein Arschloch ist. Vielleicht tut es ihm ja wirklich aufrichtig leid, ihr solltet ihm eine Chance geben.", mischte sich mein Freund ein, was nicht gerade hilfreich war.
"Wenn du meinst. Ich muss die anderen aufklären gehen." Genervt und mit einem Blick, als würde gleich einer seiner Hasslehrer vorbeikommen, ging er die Treppe hoch. Etwas verzweifelt ließ ich mich aufs Sofa fallen, der Blauäugige neben mich. "Es wird alles gut, mein Liebling. Ich bin doch bei dir." Vorsichtig strich er mir durch die Haare, erschöpft setzte ich mich zwischen seine Beine und lehnte mich gegen ihn. "Was soll ich nur zu ihm sagen? Er ist mein Vater, aber er hat mich damals im Stich gelassen, uns alle. Er ist ein Arschloch und ich sollte ihn so überzeugt hassen, wie Matt, aber aus irgendeinem Grund kann ich es nicht so richtig." "Es ist okay, Schatz. Wir schauen einfach, wie er so ist. Dann kannst du ja immer noch entscheiden. Brauchst du noch etwas?" "Nur dich." Mit einer schnellen Bewegung drehte ich mich um und küsste ihn, sanft erwiderte er. Das könnte ja lustig werden.
Es schien nur eine Sekunde vergangen, als es klingelte. Nun war es also so weit. Ich würde ihm gegenüber stehen. Unentschlossen nahm ich Michas Hand und ging zur Tür. Und dort stand er. Als wäre er eine ältere Version von Matt, mein Bruder schien seinem Vater fast aufs Haar zu gleichen. Oh, das würde noch Stress geben. Der Fakt, dass der Mann vor mir wirklich attraktiv war, machte es nicht besser. "H-hallo.", gab er schüchtern von sich. Okay, jetzt wusste ich wenigstens, von wem ich das hatte. "Hey... Dad..." Er lächelte leicht bei dem letzten Wort. "Guten Tag. Ich bin Michael, der feste Freund ihres Sohnes." Etwas verwirrt schweifte sein Blick erst von mir, dann zu dem Blauäugigen. "Freund? Deine Mutter hat mir gar nicht erzählt, dass du schwul bist..." "Ist das ein Problem?", giftete ich sofort los. "Nein, nein, nein, überhaupt nicht! So war das nicht gemeint! Ich bin froh, wenn du glücklich bist, Maurice." Kurze, peinliche Stille. "Wollen Sie nicht hereinkommen?", fragte Micha höflich und schob mich etwas zur Seite. "Uhm... Vielen Dank. Du ist übrigens auch in Ordnung, ich heiße Simon."
Und ich dachte, ich wäre schüchtern und nervös, aber mein Vater toppte das noch um tausend Mal. Dauernd fuhr er sich durch die Haare und zupfte an seinem dunkelgrauen Hemd herum. "Ne, oder?!" Das war ja klar. Matt stand am Treppenabsatz, hatte seine Arme verschränkt und musterte seinen Vater mit einem vernichtenden Blick. "Warum muss der Pisser genau wie ich aussehen?! Das ist nicht fair!", beschwerte er sich und trat näher. Natürlich antwortete er nicht. "Nicht so frech, junger Mann! Erweise deinem Vater Respekt!" Meine Mutter ging an ihm vorbei. "Hallo, Simon." Sie legte ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn erröten ließ. "D-du siehst wirklich hübsch aus, Anna." "Danke, du aber auch. Setz dich doch. Annie? André? Wo bleibt ihr denn?" Vorsichtig drückte sie ihn auf die Couch. Erst jetzt erkannte ich, dass sie ein mintgrünes Kleid anhatte, ihre blonden Haare waren zu einem lockeren, hohen Pferdeschwanz zusammengebunden.
Meine zwei kleinen Geschwister hüpften die Treppe herunter, mein Herz klopfte immer schneller. "Ist das der Pisser?", fragte meine Schwester den kleinen Braunhaarigen, böse grinsend nickte er. Er hatte es also wirklich getan. Na ja, zutrauen würde ich es ihm auf jeden Fall. "Ja, genau. Das ist der Kerl, der uns alle im Stich gelassen hat. Das Arschloch, das uns nicht mal nach unserer Geburt sehen wollte und sich nur um sich kümmert." Wie erstarrt standen wir Blonden da. Langsam übertrieb er es wirklich. Egal wie sehr er ihn hasste, das verdiente nicht mal mein Vater. Durch ein Scheppern schreckte ich auf, wie es aussah, hatte Mum einen Teller fallen gelassen. "Verdammt!", fluchte sie und fing an, die Scherben aufzusammeln. Jetzt war er wirklich zu weit gegangen.
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So das war es auch schon mit dem 64. Kapitel...
Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen <3
~Bye
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I Love you Mr. Teacher [Zomdado + Kürbistumor]
Fanfiction~Enthält sexuelle Handlungen~ Das hier ist eine neuveröffentlichung von der Geschichte 'I Love You Mr. Teacher', da diese Geschichte auf einem anderen Profil leider gelöscht wurde. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ♡ Die Geschichte wurde vor Ma...