Ich folgte meinem besten Freund und da lag er. Seine braunen Haare fielen ihm ins Gesicht, waren etwas mit Blut verklebt. "Matt!" Wie in Trance stieß ich die Leute weg, nur um zu meinem kleinen Bruder zu kommen. "Matt! Wach auf! Bitte, tu mir das nicht an!", rief ich den Tränen nahe. Warum er? Er hatte doch niemandem etwas getan, war ein guter Junge gewesen! Niemals hätte er das verdient! Sein Atem war flach und unregelmäßig, sein hübsches Gesicht war blass und ausgezehrt. Hatte er schon in der Früh so ausgesehen? Hatte ich vielleicht einfach nicht gut genug auf meinen Engel aufgepasst? Hatte ich in letzter Zeit zu viel auf mich geachtet? War ich ein schlechter Bruder gewesen?
Ich ließ meine Finger durch seine Haare gleiten, sofort wurden sie rot. Verdammt, er schien wirklich stark verletzt zu sein. Wann kam denn der verdammte Krankenwagen?!
Mein Wimmern wurde immer lauter, immer mehr heiße Tränen liefen mir über die Wangen. "Maurice, beruhige dich. Die Ärzte sind da. Du darfst im Krankenwagen fahren, ich kommen auch mit.", vernahm ich plötzlich eine beruhigende Stimme neben mir. Micha. Am liebsten wäre ich ihm in die Arme gefallen, mich von ihm trösten lassen, aber das war hier unmöglich, würde es für einige Zeit noch sein.
"Ja.", murmelte ich und stand auf, sofort wurde der Braunhaarige von einem großen Mann weggetragen. Ich wollte fast schon schreien, dass er ihn nicht anfassen sollte, ließ es dann jedoch. "Sind Sie der Bruder?", fragte mich eine kleine, brünette Frau mit sanfter Stimme, mit zusammengepressten Lippen nickte ich. "Gut, sie beide kommen mit, aber schnell bitte. Er scheint eine Platzwunde am Kopf zu haben, Näheres können wir erst später sagen." Sie winkte uns nach draußen, wo mein kleiner Bruder gerade in den Wagen geladen wurde. Schon wieder fing ich an zu weinen, doch Micha legte eine Hand auf meine Schulter, was mich wenigstens etwas beruhigte.
Die Fahrt schien Jahre zu dauern, sie behandelten schon einmal oberflächlich seine Wunden. "Es wird alles gut, wirklich.", flüsterte mein Freund mir die ganze Zeit zu, doch ich achtete nicht auf ihn. Matt konnte nicht einfach so die Treppe runtergestützt sein. Nein, da war noch etwas anderes. Etwas viel wichtigeres, etwas, was er mir verheimlicht hatte. Aber wieso? Ich verstand es einfach nicht. Ich dachte... ich dachte, wir hätten eine gute Beziehung. Ich dachte, er würde mir vertrauen, mich als tollen, großen Bruder sehen. Das hatte er damals doch auch. Hatten wir uns so sehr verändert? Und wenn ja, wieso? Ich vermisste die Zeiten, in denen wir jeden Tag zusammen etwas gemacht hatten. War ich vielleicht Schuld daran? Hatte ich mich zu wenig mit ihm beschäftigt? Belastete ihn vielleicht etwas, von dem ich nicht mal ansatzweise wusste? Ich nahm seine Hand und drückte sie leicht, die Kraft verließ auch langsam meinen Körper. "Es tut mir so leid, mein Kleiner."
Es dauerte ewig, bis wir endlich in sein Zimmer durften. Davor musste ich die Daten meiner Mutter, von mir und von ihm angeben. Mit jeden Wort schien meine Stimme schwächer zu werden, doch die Schwester schien alles zu verstehen, auf jeden Fall beschwerte sie sich nicht. "Ihr Bruder ist nun wach. Ein Arzt sollte auch gleich nochmal kommen.", wurden wir informiert, sofort sprang ich auf. Wenigstens lebte er. Und dort saß er. So gebrechlich und schwach sah er in dem großen, weißen Krankenhausbett aus. "Hi.", begrüßte er uns leise, wollte mir aber nicht in die Augen sehen. "Du hast mir so einen Schrecken eingejagt! Ich dachte du stirbst! Was war denn los?" Ich setzte mich auf einen kleinen Hocker und nahm seine kalte Hand, er zog sie jedoch sofort weg.
"Ich glaube, ich lasse euch alleine. Falls mich jemand braucht: Ich warte draußen." Und da war Micha auch schon weg. Erwartungsvoll sah ich meinen kleinen Bruder an, welcher jedoch nicht mal Anstalten machte, etwas zu sagen. Ich zuckte zusammen, als ein Arzt reinkam. "Herr Dormer? Sie sind also der große Bruder und volljährig?" Ich nickte Stumm und musterte den kleinen, brünetten Mann, seine langen Haare waren zu einem Zopf nach hinten gebunden. "Also, Matt hat eine Platzwunde am Hinterkopf, aber das ist das kleinere Problem. Wann hast du das letzte Mal gegessen?" Die Frage war eindeutig an den Jüngeren gerichtet, doch ich verstand es nicht. Was hatte das alles zu bedeuten?
Er zuckte einfach nur unbeteiligt mit den Schultern, als würde ihn das alles nicht interessieren. So typisch. "Der Grund, warum Ihr Bruder auf der Treppe zusammengebrochen ist, ist weil er anscheinend seit Tagen nicht gegessen hat. Mehr als eine Woche, fast schon zwei. Du bleibst auf jeden Fall heute noch hier, am Abend, spätestens Morgen darfst du gehen. Eine Schwester bringt dir dann eine ordentliche Mahlzeit, die du dann auch bitte isst. So etwas ist wirklich nicht gesund und nennt sich Magersucht. War Ihnen das bekannt?" Ich schüttelte perplex den Kopf. Warum war das mir nicht aufgefallen? Sofort fühlte ich mich schlecht. Als großer Bruder hatte ich versagt.
"Ich würde sagen, Sie passen jetzt gut auf ihn auf. Magersucht kann sehr gefährlich werden, vor allem in dem Alter‚wo der Körper sich entwickelt und genügend Nährstoffe braucht. Nun gut, Ihre Mutter sollte-" Doch er konnte nicht zu Ende sprechen, weil die Tür aufgerissen wurde. Schnaufend und mit einem sehr besorgten Gesichtsausdruck stand unser Vater da. Was machte er hier? Ich dachte, er hatte einen Termin. "Ich... ich bin der Vater der beiden. Ihre... ihre Mutter war in einem Meeting und hat mich benachrichtigt." Misstrauisch musterte er den großen Mann und wandte sich dann Wieder an mich. "Stimmt das? Es wird nichts von einem Vater erwähnt." "Ja, er ist abgehauen, als wir noch sehr jung waren, Matt war da nicht mal geboren. Aber er ist unser leiblicher Vater." "Okay, okay, ich regle das schon. Kommen Sie bitte mit, Herr....?" "Altner. Simon Altner." "Gut, kommen Sie bitte mit mir nach vorne, Herr Altner." Und schon war ich wieder mit ihm alleine.
Ich verstand es immer noch nicht. Matt war nie ein Wenigesser gewesen, geschweige denn so sehr, dass es ungesund wäre. Warum tat er so etwas Dummes? "Du musst es mir nicht erzählen, aber ich bin für dich da. So kann das nicht weitergehen. Du kannst doch nicht einfach verhungern! So bist du doch normalerweise nicht! Wo ist mein kleiner, cooler Bruder Matt hin?" Er presste die Lippen aufeinander und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Ich legte eine Hand auf seine Wange, die er wegschlug. "Lass es einfach, okay? Du würdest es sowieso nicht verstehen." Seine Stimme war so schwach, dass ich ihn kaum verstand. "Das kannst du nicht wissen! Früher war ich doch auch immer für dich da und ich werde es auch immer sein. Unabhängig davon, ob ich jetzt einen Freund habe oder nicht. Das hat nichts mit uns beiden zu tun. Also? Wirst du es mir sagen?"
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So das war es auch schon mit dem 69. Kapitel.
Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen <3
~Bye
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I Love you Mr. Teacher [Zomdado + Kürbistumor]
Fanfic~Enthält sexuelle Handlungen~ Das hier ist eine neuveröffentlichung von der Geschichte 'I Love You Mr. Teacher', da diese Geschichte auf einem anderen Profil leider gelöscht wurde. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ♡ Die Geschichte wurde vor Ma...