♡Kapitel 20♡

5.4K 280 78
                                    

"Also, am Ende des Weges stellen wir eine Laterne auf. Hat jede Gruppe eine Taschenlampe? Gut. Die erste Gruppe geht in zehn Minuten los. Dann immer in fünf Minuten abständen." Die Lehrer gingen los und ließen ihre Schüler zurück. Ich unterhielt mich so lange mit Palle, bis auch er losgehen musste. Letztendlich stand ich alleine mit Candy da. Eine peinliche Stille machte sich breit. "H-hör zu...wir machen das jetzt einfach und reden danach nie wieder miteinander. Ich will einfach keine Probleme."

Sie presste die Lippen aufeinander. "Wenn...wenn du meinst..." Ihre Stimme zitterte leicht. Auf einmal wirkte sie gar nicht mehr so stark, nein, nicht einmal hasserfüllt gegen mich. "Warum hasst du mich eigentlich so sehr? Wir waren doch..." "Äh, wir müssen los!" Versuchte sie gerade wirklich, meiner Frage auszuweichen? Was war denn los mit ihr? Schnell folgte ich ihr, da sie die Taschenlampe hatte. Ihr seltsames Verhalten ging mir einfach nicht aus dem Kopf, ich konnte es nicht verstehen.

"Ich sehe dahinten Licht. Lass uns mal eine Abkürzung nehmen.", schlug sie vor und zog mich an der Jacke in den Wald. "H-hey, Candy! Die Lehrer haben doch gesagt..." "Ich hab aber keine Lust, hier ewig rumzulaufen! Mir ist kalt!" Ich seufzte genervt auf, ließ mich aber mitziehen. Keine Lust, mit ihr zu diskutieren. Schon früher war sie verdammt stur gewesen und das hatte sich im Laufe der Jahre nur verschlimmert. Lächelnd erinnerte ich mich an die erste Klasse.

Damals hatte sie immer die verrücktesten Ideen gehabt und mich immer überredet, sie umzusetzten. Mein Vater hatte meine Mutter immer beruhigen müssen, weil wir meistens verdreckt nach Hause gekommen waren. Zum Beispiel als wir den halben Tag im Gebüsch verbracht hatten, nur m Schnecken zu sammeln. Danach hatten wir sogar einige Stöcke in den Haaren gehabt, die wir ewig nicht herausbekommen hatten.

Ich musste leise kichern. Doch als ich richtig blinzelte, blieb mein Herz fast stehen. Candy war nirgends zu sehen, nicht einmal das schwache Licht des Ziels konnte ich erkennen. "C-candy? D-das ist echt nicht lustig!" Es blieb still. Nun bemerkte ich auch, dass ich nur einige Meter von einem Bach entfernt stand, der vorher nicht da war. Hatte...ich mich etwa wirklich verlaufen?

Es sah so aus. Langsam wurde mir immer kälter, der verzweifelte Versuch, meine Hände wärmer zu reiben, brachte nicht viel. 'Gut, Maurice, du bist echt ein orientierungsloser Dummkopf, aber reiß dich jetzt zusammen. Du musst hier wieder raus finden.' Schon als ich das dachte, wusste ich, dass ich kläglich scheitern würde. Doch trotzdem drehte ich mich um und rannte einfach los. Ich rannte und rannte und versuchte, irgendwas wiederzuerkennen.

Bis mein Fuß an irgendwas hängen blieb und ich der Länge nach auf den kalten Waldboden knallte. Ein fürchterlicher Schmerz zog sich von meinem Knöchel aus, meinen ganzen Körper hoch. Ich zischte laut auf und winkelte mein Bein an. Als ich mit meinen Fingern meinen Fuß abtastete, spürte ich etwas feuchtes. Verdammt, ich war gefangen. Würde ich wirklich hier so sterben? Alleine, erfroren? Tränen liefen mir langsam über die Wangen.

Leise schluchzte ich auf und rollte mich zusammen. So konnte ich unmöglich weiterlaufen. Niemand würde mich je finden, dafür war ich wahrscheinlich zu tief in den Wald hineingerannt. Ich wünschte, ich hätte davor wenigstens Micha von meinen Gefühlen erzählen können. Schon wieder musste ich lächeln. Wieder musste ich an ihn denken. Ich liebte ihn wirklich sehr. Mehr als ich es eigentlich am Anfang dachte. Ich sah seine blauen Augen vor mir, die immer so schön strahlten, wenn er mich erblickte.

"Micha...", flüsterte ich leise und kauerte mich an einen Baum. Ich würde alles geben, nur um ihn bei mir zu haben. Seine warmen Hände auf meinen Wangen, sein heißer Atem auf meinen Lippen. Ich wollte seinen verschnellerten Herzschlag spüren, wenn er mich armte. Ich wollte noch einmal seine Stimme und sein Lachen hören. Sein wunderschönes Lachen. "Ich liebe dich doch...lass mich nicht alleine..."

Mir wurde immer kälter, ich wusste überhaupt nicht, wie lange ich da schon saß. Der Schmerz in meinem Knöchel war unerträglich, ließ nicht mal etwas nach. Mein Gesicht war komplett nass, ich konnte nichts mehr tun, als weinen. Meine Situation war einfach aussichtslos. Ich ließ einfach alles raus, schrie so laut ich konnte, ärgerte mich über meine eigene Dummheit. Hätte ich mich nur an Candy gehalten, wäre ich jetzt nicht hier.

Doch plötzlich hörte ich eine Stimme, eine nur zu bekannte Stimme, für mich die schönste Stimme. "Maurice! Maurice, bitte antworte mir!" Michas Stimme klang weinerlich, verzweifelt. Schnell war ich wieder gefasst und schaffte es irgendwie, mich aufzurichten. "Micha! Ich bin hier!" Schritte näherten sich, schnelle Schritte. Und das Licht einer Taschenlampe. Nun weinte ich wieder, aber vor Erleichterung. Ich würde nicht sterben, er war bei mir. Als ich ihn sah, schloss er mich schon in der nächsten Sekunde in die Arme. Seine Körperwärme nahm mir sofort die Angst. Leicht löste er sich von mir, um mein Gesicht zu sehen. Und um seine Lippen auf meine zu drücken.

__________________________

So das war das 20. Kapitel und somit auch das zweite Kapitel der Lesenacht:)

Das nächste Kapitel kommt dann um 22:35...

Ich wünsche euch noch viel Spaß beim lesen<3

~Bye

I Love you Mr. Teacher [Zomdado + Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt