♡Kapitel 29♡

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Nach langem Überlegen, beschloss ich, Patrick das selber entscheiden zu lassen. "Ich glaube schon, dass wir fahren sollten. Könnte lustig werden. Ich ruf mal Palle an." Mit zusammengepressten Lippen nickte er, schien jedoch nicht ganz zufrieden zu sein. "Hey, Manu macht sich nicht an mich ran. Außerdem gehöre ich nur dir." Ich legte meine Hände auf seine Oberschenkel und küsste ihn liebevoll. Er erwiderte grinsend und ließ mich dann frei.

"Hey Pat." "Was ist denn?" Seine Stimme klang leicht verheult, niedergeschlagen. "Ist etwas mit deinen Eltern passiert?" Palles Eltern waren... nicht gerade tolerant. Auf jeden Fall nicht, wenn es um ihren Sohn ging. Es war ihnen Recht egal, dass ich schwul war, das ignorierten sie so ziemlich. Aber wenn Patrick auch nur einen Kerl etwas länger beobachten würde, gäbe es so richtig Ärger. Ihr Sohn musste total heterosexuell, sportlich, intelligent, leistungsstark und beliebt sein. Als er die Klasse wiederholen musste, hatte es richtig Krach gegeben. Er hatte danach eine Woche bei uns gewohnt, weil er Angst gehabt hatte, nach Hause zu gehen.

"Du weißt schon, das Übliche. Ich hab etwas länger nicht Sport gemacht, meine schulische Leistung wird nicht viel besser und ich hab meinen Laptop offen gelassen. Ein paar Jungs im Internet gestalkt, haben sie gesehen." "Brauchst du Ablenkung, Bruder, oder willst du alleine sein? Micha und ich fahren zu Manu, er hat gesagt, dass du gerne mitkommen kannst." In solchen Momenten hasste ich seine Eltern. Oft waren sie sogar recht nett, aber dann waren sie wieder so schlimm. Manchmal würde ich Patrick einfach zu uns nehmen, für immer.

"M-manu? Du meinst den Kumpel von Michael? G-gerne! Ich mach mich fertig, okay? Wann fahrt ihr?" Ich sah zu meinem Freund. "Etwa um halb 3", flüsterte dieser, die Antwort wiederholte ich einfach. "Okay. Ich komm dann zu dir rüber. Bis später." Er legte auf, hoffentlich kam nichts dazwischen. Ich machte mir ehrlich Sorgen um ihn. "Seine Eltern scheinen ja nicht so nett zu sein", stellte der Blauäugige fest. "Nicht wirklich. Sie sind... schwierig..."

Als meine Mutter mit meinen Geschwistern nach Hause kam, hatten wir uns schon richtig umgezogen und waren schon so ziemlich bereit zum Rausgehen. "Maurice, bitte denk daran, dann wir heute Abend zu Sabine fahren." "Warte, das hast du mir gar nicht gesagt!" "Oh, das tut mir leid. Aber wir sind da auf jeden Fall bis morgen. Sie hat mich gezwungen, sie mal wieder zu besuchen." Mist, was sollte ich dann mit Patrick machen? Ich konnte ihn nicht einfach sich selber überlassen. Mitnehmen konnte ich ihn nicht. Meine Tante war auch... schwierig. "Okay, wann müssen Wir los? Micha und ich sind jetzt nämlich auch bei einem Kumpel." "So in etwa neun Uhr wäre gut. Bitte sei nicht zu spät." Ich nickte. Scheiße.

Wir mussten mit dem Bus zu Manu fahren, da Micha sein Auto ja nicht da hatte. Als Palle aus dem Haus trat, war ich etwas verwirrt. Seine Haare saßen perfekt, er sah sogar echt gut aus. Niemand würde vermuten, dass er heute geheult hatte. Zusammen machten wir uns auf den Weg, mein Kumpel schien so fröhlich wie immer, So war er aber auch, er versteckte seine Traurigkeit immer hinter seiner Fassade. Wir unterhielten uns über alles Mögliche, der Älteste führte uns.

Manu wohnte in einem recht großen Wohnblick mit aber wenigen Balkonen, wahrscheinlich waren die Wohnungen gigantisch. Meine Vermutung wurde schnell bestätigt, als der Grünäugige uns die Tür öffnete. Er grinste, trat zur Seite und ließ uns rein. Sein weißes Hemd war oben etwas offen, ich wusste genau, wieso. Wie auch Patrick war er ziemlich aufgestylt. Dieser war wahrscheinlich auch der Grund dafür.

"Wollt ihr Kaffee? Oder Alkohol?" "Manu! Die beiden sind minderjähr-" "Hast du Bier da? Ich brauche das gerade.", murrte mein bester Freund, verstört starrte ich ihn an. "Bring ich gleich. Geht schon mal ins Wohnzimmer. Kennst ja den Weg, Micha." Und schon war er weg. Mein Freund führte uns den langen Gang entlang in einen sehr großen, hellen Raum. Auf dem dunklen Regal standen einige Bilder. Auf einem war Manu mit Micha drauf, auch auf einem mit Chessie, doch da jünger und mit braunen Haaren. Auch ein großes Familienfoto war dabei, ziemlich viele Leute drauf.

Der Älteste kam mit zwei offenen Flaschen Bier zurück und drückte eine Pat in die Hand. "Immer Wieder muss ich aufs Neue staunen, wie schön deine Wohnung doch ist", flüsterte mein bester Freund fast schon, trotzdem hörte ich es. Warte, er war schon einmal hier gewesen? Sie hatten sich schon getroffen? Lief da vielleicht wirklich etwas? So viele Fragen, doch ich blieb Stumm. "Danke. Vor allem das Schlafzimmer ist... schön." Er zwinkerte ihm zu und ließ sich in einen der Ledersessel fallen. Langsam nippte er an der Flasche, seinen Blick lag aber immer noch auf Patrick. Dessen Gesicht wurde knallrot.

Die peinliche Stille wurde jedoch schnell wieder unterbrochen. "Hast du schon über deinen Geburtstag nachgedacht?" "Warum müssen alle darüber reden?!" Mein Freund verschränkte seine Finger mit meinen und seufzte. "Ich habe schon mit Chessie geredet, sie freut sich, dass ich sie eingeladen habe. Du musst endlich damit abschließen. Das wird bestimmt lustig." "Wenn du meinst. Du bist immer zu euphorisch , Manu." Der Lehrer lachte, was leicht gruselig klang. Obwohl ich ihn mochte, hatte ich auch manchmal Angst vor ihm. Beziehungsweise würde ich ihm alles zutrauen. Er wirkte immer etwas verrückt, doch das war auch genau das, was ihn so sympathisch machte. Mit ihm würde es sicher nie langweilig werden.

"Tja, so bin ich nun mal. Ein ganz tohler Fratz. Wie war eigentlich eure Klassenfahrt? Ihr beide hattet ja nicht wirklich was davon. Also wie man's sieht." Schon wieder dieses versaute Grinsen. Mein Gesicht wurde heiß, weshalb Micha kicherte und mir einen Kuss auf die Wange gab. Von unseren Freunden kam nur ein langgezogenes 'Awwww'. Ich lehnte mich einfach nur an ihn und versteckte das Gesicht in seinem Pullover.

Wir unterhielten uns noch, bis ich bemerkte, wie niedergeschlagen Patrick war. Er starrte die ganze Zeit auf seine Hände und presste die Lippen aufeinander, unterdrückte die Tränen. Doch bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, kam Manu mir zuvor. "Was ist denn los, Kleiner? Ist etwas passiert?" Er griff nach seiner Hand und hob sein Kinn etwas an. Okay, da lief hundertpro etwas. "Ich... hab mich mit meinen Eltern gestritten. Wenn ich da heute nochmal auftauche, schlägt mich mein Vater zusammen." Eine Träne lief ihm tatsächlich über die Wange, die sofort von dem Grünäugigen weggewischt wurde.

"Du kannst hier bleiben, wenn du möchtest. Meine Wohnung steht immer offen für dich." Seine Stimme klang weich, wie das Schnurren einer Katze. So eine Sanftheit würde man von ihm nie vermuten. "A-aber ich will dich nicht damit belasten..." "Das tust du nicht. Wirklich nicht. Wenn du nicht zu deinen Eltern willst, kannst du gerne hier übernachten." "D-danke, Manu..." Mein Freund und ich beobachteten diese Situation einfach nur oder eher starrten die beiden an. Wieso hatte Pat mir nie davon erzählt. Nicht mal dass sie Kontakt hatten, hatte ich gewusst. Ich machte mir Sorgen, große Sorgen, doch es war wahrscheinlich besser, als wenn er alleine zurück zu seinen Eltern ging.

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So das war es auch schon mit dem 29. Kapitel und somit dem 6. Kapitel des/der großen "Lesenachmittags/Nacht"...
Das nächste Kapitel kommt dann um 21 Uhr...

Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen <3
~Bye

I Love you Mr. Teacher [Zomdado + Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt