Wer denkt, Bastian vom Kokainklan, der Deutsch-Rap-Band, wäre nachtragend, liegt falsch. Er kriegt sich schneller ein als man annehmen würde. Bald werde ich aus seiner Wohnung ausziehen; und doch sitzen wir hier friedlich beisammen, obwohl ich meine Pläne lange vor ihm geheimgehalten habe. Es ist seltsam, denn seit er es weiß, seit ich die Bombe habe platzen lassen und er vollkommen ausgerastet ist, ist es plötzlich entspannter zwischen uns geworden.
Er hat sich gefreut, dass ich vorhin für ihn gekocht habe. Nachdem wir unseren Hunger mithilfe meines vegetarischen Currys tilgen konnten, sitzen wir jetzt gemeinsam auf der Couch. Früher haben Bastian und ich unsere Abende oft so verbracht.
"Sag mal, Kleine", beginnt er. "Als du vierzehn warst, meintest du zu mir, du hättest bestimmt keine berufliche Zukunft, weil du keine Ziele hättest. Lebst du noch in den Tag hinein wie damals?"
Ich zupfe unsicher an dem weichen Kissen auf meinem Schoß. "Keine Ahnung", gebe ich peinlich berührt zu. "Habe ich mich überhaupt verändert, seitdem ich das dir gegenüber mal behauptet habe?"
"Klar", lacht er. "Natürlich hast du dich verändert, Dummchen. Du hast dein Talent für einwandfreie Organisation entdeckt. Niemand bleibt jahrelang derselbe Mensch und wenn du mal deine Birne anknipst, merkst du, was für Veränderungen du inzwischen durchgemacht hast", grinst er und schnipst ein Kügelchen aus Schokoladenpapier zu mir rüber.
"Ey, ganz langsam, Speckbarbie!" Verärgert will ich seinen Müll zu ihm zurückschleudern, werfe allerdings meilenweit an seiner Schläfe, meinem ursprünglichen Ziel, vorbei.
"Boah, schwache Leistung, Iara", lacht er mich aus. "Als du mir Luks Mikro mitten in die Eier reingefeuert hast, warst du noch treffsicherer."
"Da war eine riesige Spinne in der Ecke, okay?!", rechtfertige ich mich empört. Eigentlich drückte Luk mir sein Mikro nur in die Hand, um nach dem Festival-Auftritt die Pulle Wasser zu exen, die man ihm Backstage bereitgestellt hatte. Bastian, der als Manager seinen geliebten Chorknaben mit Lobhuldigungen bei Laune halten musste, bevor der - bereits dreiviertel erledigt - für seine Zugaben auf die Bühne eilen würde, saß leider ungünstig, als ich das Monstervieh erblickte. Begleitet von meinem spitzen Angstschrei flog Luks Mikro durch die Luft wie ein munteres Vögelchen und knallte auf Bastians Kronjuwelen, sodass wir dann auf einmal beide brüllten.
"Es grenzt an ein Wunder, dass du mich nie ins Krankenhaus befördert hast mit deinen Aktionen", schüttelt er den Kopf.
"Nein, ich war immer nur die Erste, die dich besucht hat." Die geernteten Lorbeeren dafür lasse ich mir von keinem abluchsen.
"Stimmt", nickt er. "Nach dreimal Krankenhaus hat dich jeder Kratzer, den ich mir zugezogen habe, fast verrückt werden lassen."
"Ich dachte, du hast vielleicht Aids und du Arschloch hast nie das Gegenteil behauptet! Stean hat's mir dann irgendwann gesagt."
"Dich an der Nase herumzuführen war echt krass leicht. Gott sei Dank haben wir dir deine Naivität geraubt", schnaubt er.
"Das habt ihr erfolgreich", klopfe ich ihm ironisch auf die Schulter.
"Siehst du, du hast dich verändert: Naivität verloren, Jungfräulichkeit verloren -"
"Ih, Bastian!", quietsche ich.
"Hab dich mal nicht so, was Tua mit dir im Bett anstellt sind schließlich keine sportlichen Dehnübungen."
"Alter, du bist ein Ekelpaket", verziehe ich das Gesicht.
"Halt's Maul, du Luder, du weißt, dass ich dich lieb habe."
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Messias
RandomIara war schon mit vierzehn in der Rap-Szene unterwegs, hier mit der einen Band am Start, dort mit der anderen. Irgendwie kommt man nicht mehr raus aus diesem doch sehr speziellen Freundeskreis. Aber warum sollte man das auch wollen? Staffel 4 meine...