Vergangenheit ist ein Raum voll stehengebliebener Uhren

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Draußen liegen noch Schneereste, die aber fast weggetaut sind. Ich hake mich bei Tua unter, der hinter uns abgeschlossen hat und lächle ihm zu.
"Du und ich, beide gleichzeitig gut gelaunt. Mal was völlig Neues", grinst er.
"Mit dieser fröhlichen, aufgeschlossenen Miene findest du heute vielleicht neue Freunde."
"Autsch", lacht er.
"Du sahst aus, als könntest du einen Realitätscheck vertragen", erwidere ich nüchtern.
"Sprich von dir." Tua umfasst mich an der Hüfte und legt mich fast schon mühelos über seine Schulter.
"Hilfe!", stoße ich einen spitzen Schrei aus. Doch mein Freund zeigt sich völlig unbeeindruckt davon. "An der Seebrücke gibt es ein Waffelhaus", überlegt er, wo wir jetzt frühstücken könnten.
"Und da werde ich auf meinen eigenen zwei Beinen hinlaufen", sage ich und klopfe dabei kräftig auf seinen Rücken, wie man es sonst bei jemanden macht, der sich verschluckt hat.
Er trägt mich zu der Koppeltür im Zaun, wo er mich schließlich absetzt. Meine wiedergewonnene Freiheit bejubelnd tänzle den kleinen Hügel hinauf. Ich bin ultimativ gut gelaunt, damit liegt er gar nicht falsch. Tua lässt sich hinter mir zurückfallen. Ich bin sicher, er schließt nur wieder ab. Leider werde ich eines Besseren belehrt, als ein Schneeball mich im Nacken trifft.
"Das war ein Fehler", schlage ich einen finsteren Ton an und drehe mich zu ihm um, woraufhin prompt ein weiterer Schneeball an einer Brust pulverisiert. "Dein Ernst?!", rufe ich. Rasch kratze ich ein wenig Schnee vom Weg und schleudere ihn Tua entgegen, der sich mir schon wieder bedrohlich nähert. Die Kugel löst sich jedoch noch im Flug auf. Zugegeben, besonders gut gezielt habe ich auch nicht. Ich war schon immer ein Loser in Schneeballschlachten.
"Was war das denn?", lacht Tua mich zurecht aus. "Ist das dein bester Wurf gewesen?"
"Halt dich fern von mir!", umgehe ich seine Frage und flüchte ins brach liegende Kornfeld.
"Ich will Frieden", hebt er beide Hände, um mich davon zu überzeugen, dass er keinen weiteren Angriff auf mich plant. "Dir ist kalt, weil Eiswasser vorn und hinten in deinen Kragen tropft und ich bin schuld daran. Ich wärme dich, wenn du magst." Er breitet einladend die Arme aus. 
Skeptisch entferne ich mich noch ein Stück aus seiner Reichweite. "Entschuldigung nicht akzeptiert!", stelle ich klar.
"Dann nicht." Er marschiert dreist an mir vorbei, nicht einen müden Blick hat er für mich übrig. Fünf Meter Vorsprung gewähre ich ihm, dann raffe ich so viel Schnee auf, wie in meine Hände passt und presse ihn zu einem festen Ball, der hoffentlich nicht wieder auseinanderfällt. Nur um sicherzugehen, dass Tua seine gerechte Strafe erhält, sprinte ich ihm hinterher und reibe ihm die volle Ladung in den Nacken.
"Na warte", knurrt er und packt mich an der Taille, bevor ich ihm entwischen kann.
Ich kreische und lache gleichzeitig, als er mich fest an sich drückt, sodass ein Entkommen für mich unmöglich wird. "Tua!"
"Beantworte mir eine Frage und ich lasse dich in Ruhe." Er knabbert an meinem Ohrläppchen und ich kichere. "Was möchtest du wissen?" Ich küsse ihn versöhnlich auf die Wange, noch bevor er von mir ablässt.
"Was war heute Morgen los mit dir?"
"Was meinst du?", stelle ich reflexartig eine Gegenfrage.
"Du weißt, was ich meine", durchschaut er mich sofort. "Du warst auf einmal so in dich gekehrt. War dir das zu - Wie soll ich sagen ... dreckig?"
"Nein", winke ich ab. "Eigentlich nicht", schiebe ich kleinlaut hinterher.
"Eigentlich?", fragt er. Besorgnis schwingt in seiner Stimme.
Ja, eigentlich. Ich weiß nicht genau, was mit mir los war und mir blieb kaum Zeit darüber nachzudenken.
"Es waren bloß ein paar Sekunden, mach dir deswegen keinen Kopf", murmle ich und haue zwei, drei Schritte in die Richtung ab, in die wir ohnehin müssen, doch Tua stoppt mich. "Was meinst du mit eigentlich?"
Seufzend drehe ich mich zu ihm um und ziehe ihn an seiner Jacke zu mir. "Ich rede gern mit dir, jederzeit. Aber ich bin keine von denen ..." Ich atme tief ein. "Es lag an deiner Wortwahl, glaube ich. Du musst mir nicht erzählen, wie hart du mich rannimmst oder solchen Quatsch, ich bin ja dabei." Verlegen gucke ich auf den Boden und gehe weiter zur Straße. Dicht gefolgt von Tua. Wie er mich wohl gerade anschaut? 
"Warte, redest du vom Ficken?" Ich kann das unterdrückte Lachen aus seinem Tonfall heraushören und es sticht fies in der Herzgegend. 
"Ja, davon rede ich!", keife ich ihn gereizt an. So ein Mist, ich hatte mir doch vorgenommen, das wenigstens im Urlaub sein zu lassen. 
"Sei nicht eingeschnappt, erklär mir mal lieber, warum", antwortet er fast schon herablassend. "Du wirkst nicht unbedingt, als wärst du dir zu fein dafür", setzt er noch einen drauf und ich fahre sauer zu ihm herum. "Ficken ist kein schönes Wort, du Gangsterrapper! Schäm dich, dass ich dir das überhaupt erzählen muss!"
Tua verdreht genervt die Augen. "Nächstes Mal machen wir Liebe, ist die Sache dann damit gegessen?"
"Fick dich!"
"Oh, ein böses Wort", flötet er provokant.
"Mann, Tua! Das ist kein böses Wort, es ist einfach nur total generisch und wichtiger noch als das: Es ist ein Wort aus meinem Alltag! Meine Freunde benutzen dieses Wort, wenn sie von Groupies und den bedeutungslosesten Nächten ihres Lebens sprechen!" 
"Hör auf mich anzubrüllen. Woher soll ich das denn wissen, Iara?"
"Streng halt mal dein Hirn an." Impulsartig zeige ich ihm den Mittelfinger. Was für ein Kleinkind-Move ...
Tuas Gesichtszüge verhärten sich. "Sachte", weist er mich in die Schranken. "Du machst es mir gerade wahnsinnig schwer, nicht auszurasten." Er nimmt eine Körperhaltung ein, die Macht demonstriert. Durchgedrückter, gerader Rücken, Schultern zurück, und deutlich zeichnet sich hinter der Winterjacke die Wölbung seiner Brust ab, die mich an den wundervollen Morgen mit ihm erinnert. Ich beiße mir auf die Unterlippe und schweige betreten. 
Tua sucht Augenkontakt mit mir, doch ich weiche ihm aus. 
"Wenn ich irgendwelche Grenzen überschreite, wieso sagst du mir das nicht?", fragt er.
"Weil ich Angst habe, dich zu enttäuschen!", platzt es aus mir heraus. Meine Augen brennen. Ehrlichkeit bringt mich öfter zum Heulen als es angebracht wäre.
Einen Moment lang sieht Tua mich an, als wäre ich das rätselhafteste Mädchen, das ihm je untergekommen ist. "Du bist nicht dazu verpflichtet alles zu mögen, was ich tue oder sage."
"Ich möchte aber, dass wir die gleichen Dinge mögen, ist das nicht nachvollziehbar?"
"Das ist langweilig."
"Wow, danke!", fauche ich. "Ich bin langweilig."
Und damit kippt das Gespräch.
"Nein! Wieso interpretierst du dauernd Blödsinn in das, was ich sage?!"
"Streu bloß noch Salz in die Wunde!"
"Bist du jetzt komplett hängengeblieben, Iara?! Würden wir hundertprozentig übereinstimmen, egal, worum es geht, könnte das unsere Beziehung killen! Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich lieber mit einer geklonten Version von mir selbst was anfangen würde als mit dir?! Dass wir verschieden sind, dass du anders bist als ich, ist wichtig!"
"So anders wie die anderen Frauen, mit denen du was hattest?", frage ich schwach. 
"Iara ..." Tua leckt sich über die Lippen. "Wieso lässt du dich von Hannes manipulieren?"
"Gestern meintest du noch, das hat nix mit Hannes zu tun." Mit dem Ärmel wische ich mir über die Augen. "Und du hast Recht, es hat nichts mit ihm zu tun, sondern mit mir. Es war leichter mich bei dir fallen zu lassen, als ich noch nicht wusste, wer du mal warst", spreche ich aus, was mich belastet.
Tua nickt langsam. "Okay." Er atmet aus. "Bevor ich dir gleich von jeder Beziehung erzähle, die ich hatte, möchte ich, dass du mir etwas versprichst." Er verhakt seinen kleinen Finger mit meinem und sieht mich ernst an. "Das beeinflusst nicht, was ich für dich empfinde. Deshalb wirst du keinen Vergleich zwischen dir und den Frauen ziehen, die ein Teil meiner Vergangenheit sind."
"Das kann ich dir nicht versprechen", protestiere ich wie aus der Pistole geschossen.
"Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nicht verletzen werde. Lass uns beide unser Bestes geben, damit dieses Gespräch nicht in einer Katastrophe endet, okay? Ich kann mich über vieles mit dir streiten, aber an der Vergangenheit gibt es nichts zu rütteln."
Da sind wir uns tatsächlich einig. "Vergangen ist vergangen." Ich drücke seinen kleinen Finger und Tua beginnt zögerlich. "Na gut. Meinen allerersten Kuss hatte ich mit fünfzehn. Sie hieß Finja und war beliebt an unserer Schule. Blonde, glatte Haare mit Pony, Sommersprossen, wunderschöne grüne Augen. Sie hat mich an die junge Cameron Diaz erinnert. Ich hatte mir Mut auf der Party angetrunken und ziemlich Glück, weil sie mich süß fand. Sie war auch meine erste Freundin, wir waren aber nur drei Monate zusammen. Ich habe Schluss gemacht, weil sie nicht mit mir schlafen wollte. Das hat sie mir übel genommen. Sie hat mich verletzt mit ihrer Tirade darüber, was für ein armseliger Mensch ich sei. Im Prinzip habe ich vor den Leuten auf dicke Hose gemacht und so getan, als hätte ich ihr das Herz gebrochen, obwohl es andersherum war. Vadim hat mich mühselig wieder aufgebaut, trotzdem war ich danach der unsicherste und aggressivste Teenager der Welt."
"Bitte, was hat sie dir denn entgegengeschleudert?", bohre ich ungläubig nach.
"Sie hat mir Respektlosigkeit vorgeworfen und behauptet, mit dieser beschissenen Musik würde ich eines Tages in der Gosse landen."
"Bitch", rutscht es mir raus.
Er grinst. "Ihr Temperament ist mit ihr durchgegangen, kennste wa'?"
"Das geht zu weit. Du lebst in deiner Musik." Ich verschränke ablehnend die Arme vor der Brust.
"Ihr hättet euch gehasst", schmunzelt er.
"Jap, vermutlich", bestätige ich.
"Auf dem siebzehnten Geburtstag meines Cousins -"
"Warte, auf Phillips?"
Tua pfeift anerkennend durch die Zähne. "100 Punkte für Family-Kenntnis. Ja, auf Phillips Geburtstag. An dem Abend schlief ich mit einer namens Jana. Ich war so dicht, ihren Namen weiß ich noch; aber alles andere ..." Er macht eine Geste, die signalisiert, dass sonst jedes Detail aus seinem Gedächtnis gelöscht worden ist. "Vielleicht war sie selbst noch Jungfrau, vielleicht nicht. Ich weiß bis heute nicht, ob ich ihr wehgetan habe."
Ich spüre Mitleid in mir aufsteigen. "Du erinnerst dich nicht an dein erstes Mal?"
"Nope. Es war so bedeutungslos, dass ich mir danach noch mehr wie ein Niemand vorkam. Wie war's bei dir?", lenkt er von sich ab. "Hattest du starke Schmerzen?"
"Na ja, nicht wirklich. Ich bin nicht zimperlich."
"Davon hängt das ja nicht ab."
"Nicht? Erleuchte mich über die Anatomie des weibischen Geschlechts", bitte ich ihn trocken.
Er zieht eine Grimasse. "Du weißt definitiv mehr als ich darüber, wie es ist, seine Jungfräulichkeit zu verlieren."
"Als ich mit Harvey geschlafen habe, war das wie eine außerkörperliche Erfahrung", fahre ich stockend fort. Die letzte Person, der ich davon berichtet habe, war Pari. "Ich konnte mir quasi dabei zusehen, als wäre ich Gast einer Theaterinszenierung. Der Zeitpunkt hat gesellschaftskonform gepasst, also hat es sich richtig angefühlt. Es war schön, jedes Mal; es glich für mich nur nie einem Trieb", gestehe ich mir einen Fakt ein. "Jedenfalls nicht, bis ich dich kennengelernt habe."
"Du ehrst mich", lächelt er und ich knickse vor ihm. "Für den Trieb braucht es ein zweites Mal, schätze ich, mir ging's ähnlich. Das erste Mädchen, das mir wirklich was bedeutet hat, hieß Aminata. Ihr bin ich dankbar für ausnahmslos alles, sie hat mich nie verletzt. Wir haben uns getrennt, als meine Depressionen zugeschlagen haben. Ich hing mit Leuten rum, die sie nicht mochte und fing an, mich mit Drogen noch ein bisschen kaputter zu machen."
"Was hast du genommen?"
"Alkohol, Teile, Speed ...", zählt er auf. "Irgendwann habe ich jeden Tag nach der Schule gekifft und gehofft, dass das Gras mich ausknocken würde. Hat ein- oder zweimal funktioniert. Kurz bevor mir sämtliche Menschen, Ami eingeschlossen, egal werden konnten, habe ich sie gehen lassen. Sie hat immer gesagt, dass ich mir das Herz schon selber brechen muss, sie würde mich nicht verlassen und zur Not die Scheiße mit mir durchstehen. Aber ich wollte mich damals gar nicht ändern. Nicht einmal für sie. Ich hätte sie nur mit in den Abgrund gezerrt. Deswegen habe ich es tatsächlich beendet. Ohne böses Blut. Von da an haben wir einander gemieden, obwohl wir noch Gefühle füreinander hatten. Eine Weile lief nichts. Ich bin nach Berlin gezogen und habe das Womanizer-Single-Leben aus einer schlechten RomCom geführt, weiter verbunden mit Drogen ohne Ende. Zu der Zeit traf ich Hannes und baute die Freundschaft zu ihm auf. Er weiß über beides Bescheid, über Onenightstands und die vergangenen Beziehungen."
"Äh, Tua?", räuspere ich mich.
"Hm?"
"Mich interessiert -" Ich unterbreche mich. Will ich das wirklich wissen? "Hast du - ... Wie viele gab es?"
"Keine Ahnung. Wenn ich eine grobe Schätzung abgeben soll, denke ich, es war wohl was im oberen zweistelligen Bereich."
Schluckend wende ich mich von ihm ab. Der Verzicht auf körperliche Nähe scheint für ihn nie ein Thema gewesen zu sein. Bilder von mir und Andi, während Tua und ich getrennt waren, kehren zu mir zurück. Mir liegt Keuschheit ebenso fern, wovon wird mir also gerade übel?
"Der schwierigste Teil ist Mascha", nuschelt er neben mir.
"Hannes meinte, du hättest bei Mascha genau gewusst, was du tust."
Tua verkrampft. "In gewisser Weise hat er Recht. Das mit Mascha ist komplizierter. Bevor das mit dem Kind passiert ist, waren wir befreundet. Sie hat mir mehr vertraut als sich selbst; mehr als ich ihr. An dem Abend, an dem ich sie geschwängert habe, hatte ich mich zuerst mit Hannes gestritten. Er hat mir draußen vor dem Club eingetrichtert, dass sie es nicht verdient, wie ich sie behandle. Er hat mir von ihren Gefühlen für mich erzählt, von ihrem Schmerz und ich hab's einfach nicht gecheckt. Ich wollte nicht begreifen, dass sie sich in mich verknallt hatte, weil ich wusste, dass ich sie dadurch verlieren würde. Drinnen hat sie dann ein schmieriger Typ angegraben. Sie sah hilfesuchend zu mir und als unsere Blicke einander trafen, war es, als würde ich in einen verdammten Spiegel schauen. Ich war damals so hilfsbedürftig, dass ich Mascha dauernd so angesehen habe. Sie hat mir immer geholfen. Wenigstens jetzt musste ich für sie einstehen. Vor dem anderen Kerl tat ich deshalb, als wäre ich ihr Freund. Wir haben uns geküsst und ich konnte mich daran erinnern, wie sie ein paar Monate vorher, als wir beide besoffen bei ihr abhingen, von mir wollte, dass ich ihre Kussfähigkeiten beurteile. Währenddessen regte sich nichts. Doch in der Nacht im Club, an der Schwelle zu betrunken, aber irgendwie noch nüchtern, hat es sich wie ein Feuerwerk angefühlt, sie zu küssen. Als sie ihre roten Lippen auf meine gesenkt hat, wurde mir bewusst, dass sie das damals getan hatte, um mich zu küssen."
Mascha muss Tua wirklich geliebt haben. Er hat ihr den letzten Funken Würde genommen, als er nicht in der Abtreibungsklinik aufgetaucht ist, wie er es ihr versprochen hatte. Er hat sie belogen und betrogen und sie konnte einzig und allein den Menschen darunter sehen, dessen Liebe ich heute genieße. Ich könnte es verstehen, wenn sie mich hassen würde. Ich würde mich auch hassen, wenn ich mit Tua durchgemacht hätte, was sie mit ihm durchmachen musste. Für nichts und wieder nichts, wo eine Andere doch scheinbar frei Haus alles von ihm bekommt, was ich mir stets gewünscht habe.
"Diese Frau hat mich geliebt, Iara, obwohl ich Abschaum war", sagt Tua leise. "Ich habe krampfhaft versucht jemand zu sein, der ihre Liebe nicht wert ist und darin einen höllisch guten Job geleistet. Das war Liebe am Fließband mit ihr und ich habe automatisch gearbeitet, wie ein Roboter, völlig seelen- und hirnlos."
"Wahrscheinlich war Mascha zur falschen Zeit am falschen Ort."
"Nein. Nicht sie ... Ich. Es könnte noch sein, wie es mal zwischen uns war, hätte ich nie ihr Herz gebrochen."
"Ich dachte, sie hätte dir das Herz gebrochen."
Er lächelt melancholisch. "Langsam fügen sich die Teile ineinander und ergeben ein Bild. Dass Mascha mir das Herz gebrochen hätte, war eine egoistische Lüge. Es hilft mir, mit dir darüber zu sprechen. Ich entdecke dabei neue Zusammenhänge. Mascha und ich haben das Schlimmste aus dem jeweils anderen herausgeholt."
Ich verschränke meine Finger mit seinen. "Du warst fürchterlich lang in eine toxische Beziehung verstrickt. Ich konnte das spüren, je mehr Zeit wir miteinander verbracht haben."
"Hätte ich mir aussuchen können, ob ich dich das spüren lassen möchte, wärst du nie davon betroffen gewesen. Ich war es gewohnt, mich in der Beziehung zu streiten. Tut mir leid, dass ich bei dir so spät geschaltet habe."
"Um ehrlich zu sein, mag ich es, dass wir auf einer intellektuellen Ebene miteinander streiten und jeder Streit die Luft reinigt. Aber es muss nicht jedes Mal ein ausgewachsener Konflikt sein. Wir sollten versuchen, die Frequenz ein wenig runterzuschrauben", sage ich.
"Wir sind auf dem richtigen Weg", versichert er mir und ich lächle.

MessiasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt